„Haare sind für mich wie ein Accessoire“
Autor: Gabi Bender
Mit den Puppen in ihrem Kinderzimmer spielte Celina Salemi nicht nur, sondern nutzte sie zugleich als Models. Liebevoll kämmte sie ihnen die Haare, verpasste ihnen neue Frisuren und griff dabei auch zur Schere, wenn sie sich für einen anderen Schnitt entschied. Ihre kreativen Ideen und die Umsetzung kamen bei ihrer Mutter und ihrer Tante so gut an, dass sie sich ebenfalls zur Verfügung stellten, so dass die Lippstädterin ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten mit der Schere schon in ihrer Jugend immer weiter verfeinern konnte.
Celina Salemi ist seit rund einem Monat Friseurin im Salon Hairfantasy by Milo in Lippstadt. Während sie einer Kundin die Haare schneidet, bereitet sich Salon-Inhaberin und Friseurmeisterin Milanda Krilleke, genannt Milo, darauf vor, bei einer anderen Kundin Farbe aufzutragen. Foto: Gabi Bender
Als sie ihre Schullaufbahn an der Drost-Rose-Realschule nach der zehnten Klasse beendet hatte, konnte sie ihr Hobby allerdings nicht direkt zum Beruf machen, denn die Friseur-Salons waren wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Daher entschloss sie sich dazu, eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten anzufangen, die sie allerdings nach einigen Monaten abbrach. „Die Friseure durften wieder öffnen und ich habe erfahren, dass die Auszubildende in dem Salon, in dem ich selbst Kundin bin, abgesprungen ist“, erinnert sich die 20-Jährige. „Daher habe ich direkt gefragt, ob ich dort ein Praktikum machen könne.“
Aus dem mehrwöchigen Praktikum in dem Lippstädter Salon Hairfantasy by Milo wurde eine Aushilfstätigkeit, bis es endlich August war und Celina Salemi ihre Ausbildung beginnen konnte. „Ich wollte den perfekten Salon haben, in dem menschlich und arbeitstechnisch alles passt“, erzählt die 20-Jährige, „als Kundin habe ich selbst erlebt, wie gut die Stimmung im Team ist, und ich habe gesehen, dass die Auszubildenden von Anfang an direkt miteingebunden werden, was mir sehr gut gefallen hat.“
Vor einem Monat schloss Celina Salemi ihre Ausbildung erfolgreich ab und war überglücklich, dass Salon-Inhaberin Milanda Krilleke ihr direkt eine Festanstellung anbot. „Es macht super Spaß, hier zu arbeiten“, sagt die Friseurin, „denn wir sind nicht nur ein Team bei der Arbeit, sondern sind auch eine Familie, bei der jeder für den anderen da ist.“
Friseurin Suela Isik gibt dem Auszubildenden Antonio Al Karkhy Tipps zum schonenden Föhnen. Foto: Gabi Bender
Auch die Friseurmeisterin freut sich über die Verstärkung für ihr zehnköpfiges Team, zu dem derzeit vier Auszubildende gehören. Bei den Voraussetzungen, die Interessierte mitbringen sollten, hat sie klare Vorstellungen. „Eine handwerkliche Begabung sollte ebenso vorhanden sein wie der Sinn für Schönheit und Ästhetik. Man muss sich einen Kunden anschauen und erkennen, was würde gut zu ihm passen, denn eine typgerechte Beratung ist sehr wichtig.“ Ein Praktikum oder Probearbeiten ist für „Milo“, wie die Salon-Inhaberin genannt wird, selbstverständlich.
Während der dreijährigen Ausbildung lernen die angehenden Friseure die Praxis im Ausbildungsbetrieb und der dreiwöchigen überbetrieblichen Ausbildung sowie jede Menge Theorie in der Berufsschule. Denn Friseure müssen nicht nur fit sein im Waschen, Schneiden, Färben und Stylen von Haaren, sondern sich auch gut auskennen mit der Struktur und dem Aufbau von Haaren, ihrer Pflege, den chemischen und physikalischen Vorgängen beim Einsatz verschiedener Präparate sowie Hautunverträglichkeiten.
Das Rasieren und Trimmen von Bärten, die Pflege von Händen und Nägeln sowie ihre Gestaltung sind ebenso Themen in der Berufsschule wie dekoratives Make-up – von der leichten Variante für jeden Tag bis zum extravaganten Auftritt für einen festlichen Anlass. Auch der Umgang mit Kunden, typgerechte Beratungen und Verkaufsgespräche werden in der Berufsschule durchgenommen.
Friseurmeisterin Milanda Krilleke, genannt Milo, trägt in ihrem Friseur-Salon in Lippstadt Blondierung bei einer Kundin auf. Foto: Gabi Bender
„In der praktischen Prüfung nach rund anderthalb Jahren mussten wir unter anderem einen klassischen Fasson-Schnitt zeigen“, berichtet Celina Salemi. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass das Deckhaar länger ist und die Haare an den Seiten und im Nacken kürzer geschnitten sind. Bei der klassischen Variante arbeitet der Friseur ausschließlich mit Kamm und Schere. „Das ist echtes Handwerk, denn nur mit dem Kamm einen sauberen Übergang zu schneiden, ist für die meisten eine große Herausforderung“, sagt Salon-Inhaberin Milanda Krilleke.
Bei der zweiten praktischen Prüfung zum Ende der Ausbildung war im Herren-Fach ein Taper-Fade-Schnitt gefordert, der sich durch einen stufenweisen Übergang von längeren zu kürzeren Haaren auszeichnet. „Außerdem mussten wir bei einer Dame eine Farbveränderung vornehmen, bei der ein deutlicher Vorher-Nachher-Effekt zu sehen sein sollte, inklusive Schnitt und Make-up für ein Thema, das wir selbst wählen konnten“, so Celina Salemi. „Im Grundfach hatte man die Wahl zwischen Extensions, Make-up, Farbe und Hochstecken, wobei ich mich für Letzteres entschieden habe.“ Sehr zur Freude ihrer Ausbilderin. „Die Frisur sah super aus“, schwärmt Milanda Krilleke, „Celina hat einfach ein Händchen fürs Hochstecken.„
Im Gespräch mit Celina Salemi
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Jens Mayer, Ausbildungs-Coach bei der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe, steht für alle Fragen rund um die Berufsausbildung im Friseur-Handwerk
am Montag, 16. September,
in der Zeit von 17.30 Uhr bis 19 Uhr unter der Rufnummer 02921 892-232 zur Verfügung.
Freie Praktikums- und Ausbildungsstellen in den Handwerksbetrieben in der Stadt Hamm sowie in den Kreisen Soest und Unna findet man zudem im Internet unter https://service.kh-hl.de/ausbildungsboerse/angebotefinden/
Für Jugendliche lohnt sich zudem ein Blick in die „Passt!“-App der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe.
Das Friseur-Handwerk
Waschen, Schneiden, Föhnen – schnell gemacht? So einfach ist das nicht. Friseure (m/w/d) brauchen eine ganze Menge an Wissen, Geschick, Trendgespür und Einfühlungsvermögen. Längst ist es nicht mehr bloß in regelmäßigen Abständen der immer gleiche Haarschnitt, für den Kunden aller Altersklassen in die Salons kommen. Vielmehr geht es darum, den Typ zu unterstreichen und hier und da mit passendem Schnitt und Farbe ein wenig Veränderung zu erreichen.
Von der Dauerwelle bis zur Hochsteckfrisur, vom Toupet bis zur Perücke – die Palette an individuellen Kundenwünschen ist breit. Und immer mehr Friseurgeschäfte bieten weitere Dienstleistungen an, etwa Make-up oder Nagel-Design. Zum Beruf gehört außerdem ein ganzes Stück Beratung und das eine oder andere nette Gespräch mit dem Kunden. Auf Auszubildende im Friseurhandwerk warten also unzählige spannende Aufgaben und Herausforderungen – und später womöglich die Weiterbildung zum Friseurmeister und ein eigener Salon.