Traumberufe in Soest
Metallbauer und Feinwerkmechaniker
(m/w/d)
Metallbauer aus Leidenschaft
Als Jahrgangsbester ausgezeichneter Luca Keysselitz vom Metall- und Stahlbaubetrieb Hentschel möchte seinen Meister machen
von Gabi Bender
Es war eher Zufall, dass sich Luca Keysselitz für sein eintägiges Schulpraktikum bei dem Stahl- und Metallbau-Betrieb Hentschel in Werl beworben hat. „Ein paar Freunde meines Vaters, der als Krankenpfleger arbeitet, sind bei Hentschel beschäftigt und denen gefällt es dort gut, daher habe ich hier einfach mal einen Tag reingeschnuppert“, erzählt der 20-Jährige rückblickend.
Damit hatte er genau den richtigen Riecher, denn die Aufgaben und die Arbeit an seinem ersten Tag haben ihm so viel Spaß gemacht, dass er bei nächster Gelegenheit ein dreiwöchiges Praktikum bei dem Büdericher Betrieb absolvierte. „Schon während dieser drei Wochen war mir klar, dass ich genau das nach der Schule machen möchte.“ Auch wenn der Werler schon bei seinem ersten Praktikum den richtigen Beruf und den passenden Arbeitgeber gefunden hat, empfiehlt er Schülern, so viele Praktika wie möglich zu machen und die damit verbundene Chance, Tätigkeiten und Betriebe kennenzulernen, zu nutzen.
Geschäftsführer Richard Hentschel und Junggesellen Luca Keysselitz beschäftigen sich mit einer Konstruktionszeichnung. (Foto: Bender)
Während der ersten zwei Jahre seiner Ausbildung war Luca Keysselitz hauptsächlich in der Schlosserei und hat unter anderem Treppen und Geländer gefertigt. (Foto: Bender)
Zumal es mittlerweile immer mehr Ausbildungsbetriebe gibt, bei denen Wert darauf gelegt wird, dass der Nachwuchs vor seinem Ausbildungsantritt im Rahmen eines Praktikums einen Einblick in den Arbeitsalltag bekommt. „Wir machen es bereits seit einigen Jahren so, dass wir ausschließlich Ausbildungsplätze an Menschen vergeben, die ein Praktikum bei uns gemacht haben“, sagt Richard Hentschel.
„Schon während dieser drei Wochen war mir klar, dass ich genau das nach der Schule machen möchte.“
Ein solches Praktikum hat für beide Seiten Vorteile. „Der Praktikant merkt in der Regel sehr schnell, ob der Wunschberuf etwas für ihn ist und ob er sich vorstellen kann, seine Ausbildung in unserem Unternehmen zu machen“, so der Geschäftsführer. „Aber auch wir können uns während dieser Zeit ein Bild von ihm machen und stellen relativ zügig fest, ob er ins Team passt und ob er die richtigen Erwartungen und Voraussetzungen für den Beruf mitbringt.“
Schulnoten stehen dabei ausdrücklich nicht an erster Stelle. „Wichtiger sind für mich handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, räumliches Vorstellungsvermögen und Lust an der Arbeit“, erklärt Richard Hentschel. Der 55-Jährige hat nach seinem Abitur eine Lehre als Schlosser gemacht und anschließend Wirtschaftsingenieurwesen studiert und den Schweißfachingenieur drangehängt. „Mein Vater war Schlossermeister. Er hat das Büdericher Unternehmen im Prozessionsweg 7 im Jahr 1967 gegründet und vor 23 Jahren habe ich es von ihm übernommen.“
Der Aluminium-Rahmen dieses Fensters ist verschraubt, so dass Luca Keysselitz jetzt die Dichtung einsetzen kann. (Foto: Bender)
Der Aluminium-Rahmen dieses Fensters ist verschraubt, so dass Luca Keysselitz jetzt die Dichtung einsetzen kann. (Foto: Bender)
Im Laufe der Jahre haben sich nicht nur die Hallen vergrößert, in denen Metall- und Stahlbauarbeiten ausgeführt werden, sondern auch die Zahl der Mitarbeiter. „Mein Vater hat als Selfmademan angefangen und jetzt haben wir 25 festangestellte Mitarbeiter, darunter drei Meister.“ Nach aktueller Planung wird in den nächsten Jahren noch ein weiterer Meister hinzukommen, denn Luca Keysselitz hat im Januar seine Ausbildung beendet und hat seinem Chef schon angekündigt, dass er sehr gerne den Meister machen möchte. Dass er das schafft, daran hat Richard Hentschel keinen Zweifel. Denn bei der Freisprechung wurde der 20-jährige Werler nicht nur als bester Metallbauer ausgezeichnet, sondern als Bester des gesamten Jahrgangs, der immerhin aus 181 Azubis bestand. „Da war ich natürlich schon sehr stolz“, erinnert sich Luca Keysselitz.
Derzeit baut der frühere Sekundarschüler hauptsächlich Fenster, Türen und Fassaden aus Aluminium. „In den ersten beiden Ausbildungsjahren war ich in der Schlosserei und habe viele Produkte aus Stahl hergestellt“, berichtet Luca Keysselitz. Gefragt nach seiner Lieblingstätigkeit antwortet der Werler mit einem Lachen: „Es gibt eigentlich nichts, was ich nicht gerne mache“, und ergänzt, „wenn ich allerdings von einer Sache 100 Stück nacheinander machen müsste, würde es irgendwann eintönig, aber so etwas gab es zum Glück bisher nicht.“
Sein Vater, der ihn erst auf die Idee mit dem Praktikum bei der Firma Hentschel gebracht hat, hat auch schon von den neu erworbenen Fähigkeiten seines Sohnes profitiert. „Als letztens der Griff eines Fensters in meinem Elternhaus kaputt war, habe ich das Fenster komplett ausgebaut, einen neuen Griff eingebaut und das Fenster dann wieder eingesetzt. Dabei hat mir sehr geholfen, was ich hier schon alles gelernt habe.“
Informationen zu deinem Traumberuf
3 Fragen an …
Willi Seiger, Obermeister der Innung für Metall- und Kunststofftechnik Soest-Lippstadt
Ich bin Handwerker geworden, weil …
… ich immer schon gerne Dinge entwickelt und hergestellt habe. Nach meinem Fachabitur habe ich daher eine Ausbildung zum Maschinenbaumechaniker – der heutige Feinwerkmechaniker mit dem Schwerpunkt Maschinenbau – absolviert. Danach habe ich in diesem Beruf meinen Meister gemacht und noch den Betriebswirt im Handwerk drangehängt. Mein Beruf erfüllt mich, weil ich jeden Tag sehe, was ich schaffe. Wir stellen quasi eine Vorlage her für andere Kollegen, die damit täglich vielfältige Produkte herstellen.
Mein Lieblingswerkzeug ist …
… die Drehmaschine, weil mit ihr eine Vielzahl von unterschiedlichen Teilen hergestellt werden, die unser tägliches Leben bereichern. Genauer gesagt fertigen wir mit unserer Drehmaschine die Vorlagen für rotationssymmetrische Bauteile, mit denen andere Unternehmen unzählige Produkte aus allen Bereichen des täglichen Lebens anfertigen. Dazu zählen Bauteile für Windräder ebenso wie Felgen für Autos und Fahrräder sowie Porzellanteller und -tassen.
Das Einzigartige an meinem Handwerk ist …
… das Zusammenspiel unterschiedlicher Fachrichtungen wie Umformtechnik bei Blechen, Schweißen, Fügen, Feinwerkmechanik, Elektrotechnik, Informatik und Dienstleistungen – alles in einem Beruf vereint. Wir stellen komplexe Produkte im Maschinenbau und auch im Metallbau kundenspezifisch her.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3,5 Jahre
Monatliche Vergütung ab:
1. Jahr: 815 Euro
2. Jahr: 871 Euro
3. Jahr: 940 Euro
4. Jahr: 1.005 Euro
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge
in 2022:
Feinwerkmechanik 9/36, Metallbau 23/90
Berufsschulstandort:
Lippstadt und Soest
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die Metall-Innung Hamm 94 Mitgliedsbetriebe.
Der Beruf in aller Kürze „Metallbauer“
Bei Metallbauer/-innen gibt es drei unterschiedliche Fachrichtungen: Konstruktionstechnik (wird am meisten ausgebildet), Metallgestaltung sowie Nutzfahrzeugbau. Metallbauer/-innen fertigen Metallkonstruktionen vom Kellerfenster bis zur Kirchturmspitze.
In der Fachrichtung Konstruktionstechnik stellen sie zum Beispiel Überdachungen, Fensterrahmen und Schutzgitter her. Sie schneiden und formen Metallplatten, einzelne Bauteile werden dann durch Schweißen, Nieten oder Schrauben zusammengesetzt. Sie montieren hydraulische, pneumatische und elektrotechnische Bauteile und versorgen diese mit Energie.
In der Fachrichtung Metallgestaltung stellen sie Schmiedearbeiten her wie zum Beispiel Geländer oder Metalleinfassungen. Sie gestalten Metalloberflächen durch Schmieden, Bürsten, Schleifen, Auftragsschweißen und Metallschmelzen sowie chemischer Behandlung. Außerdem reparieren oder restaurieren sie Erzeugnisse. In der Fachrichtung Nutzfahrzeugbau führen sie Auf- und Umbauten an Spezialfahrzeugen durch. Sie fertigen Karosserien, Fahrzeugaufbauten und Fahrwerke. Auch sind sie für das Einbauen, Einstellen und Anschließen von mechanischen, hydraulischen, pneumatischen sowie elektrischen und elektronischen Systemen und Anlagen zuständig.
Die Feinwerkmechaniker/-innen unterscheiden in die Fachrichtungen Werkzeugbau, Maschinenbau, Zerspanungstechnik oder Feinwerkmechanik. Im Werkzeugbau stellt man/frau keine Werkzeuge wie Hammer oder Schraubendreher her. Werkzeugbauer/-innen entwickeln, konstruieren und bauen vielmehr Produktionswerkzeuge und Formen, mit denen zum Beispiel Kunststoffteile wie Schraubverschlüsse für Zahnpasta-Tuben hergestellt werden. Oder die Werkzeuge, die aus einer Blechtafel eine Autotür ausstanzen, oft mit allen Öffnungen für Fenster und Türgriffe.
Maschinenbauer/-innen entwickeln, planen, zeichnen, konstruieren und bauen ganze Maschinen oder ihre Komponenten – vom Einzelstück bis zur großen Serie. Maschinenbauer werden überall in Deutschland und der Welt gebraucht, wo sich Metallteile drehen, wo Energie erzeugt wird, wo produziert wird und Werkstoffe verarbeitet werden. Wer die Fachrichtung Zerspanungstechnik wählt, fertigt Präzisionsteile auf konventionellen oder computergesteuerten Werkzeugmaschinen. Vom Airbus 380 bis zur Windkraftanlage, von der Verpackungsmaschine über die Sauerstoffversorgung in den Operationssälen moderner Krankenhäuser bis hin zu Übungsgeräten in der Reha – ohne ihre Präzisionsteile läuft nichts. Wer den Ausbildungsschwerpunkt Feinmechanik wählt, braucht jede Menge Feinsinn und Verständnis für Technik. Hergestellt werden hier Baugruppen, Geräte und Systeme überwiegend kleiner Bauart und höchster Präzision. Dazu zählen: Präzisions-, Prüf-, Mess-, Wäge- und Zähleinrichtungen, Steuer- und Regelgeräte sowie Funktionsmodelle.
Mehr Infos zu den Berufen gibt es unter
www.lets-play-metal.de