Traumberufe in Hamm
Zimmerer
(m/w/d)
Für Louis Jung (rechts) ist die Ausbildung zum Zimmerer genau das Richtige: „Hier kann ich kreativ sein und gleichzeitig anpacken.“ Zimmerermeister Manuel Korte weiß das zu schätzen. (Foto: Markus Liesegang)
Holzbaukunst unter der Hülle
Louis Jung liebt Holz – und seine Ausbildung zum Zimmerer
von Markus Liesegang
Von außen erkennt man selten die Arbeit eines Zimmerers – sei es das Tragwerk einer Industriehalle, der klassische Dachstuhl oder ein Haus in Holzständerbauweise. Die Holzspezialisten sind beim Bau von Gebäuden nicht nur für den schönen Schein zuständig, sondern sie sorgen mit ihrer Arbeit für Stabilität unter der Gebäudehülle. Ein Blick darunter zeigt oft erst die Raffinesse und Schönheit der Jahrtausende alten Holzbaukunst.
„Ich wollte etwas Kreatives machen, aber auch anpacken“, begründet Louis Jung seine Berufswahl. Der 18-jährige geht ins zweite Ausbildungsjahr bei „Korte Haus“ an der Östingstraße 31 in Hamm. „Holz war immer Thema für mich. Ich wollte die Schule nach dem Realschulabschluss nicht weiter machen“, erzählt er.
„Den Beruf des Zimmerers habe ich für mich nach dem Ausschlussverfahren ermittelt.“ Louis Jung schnupperte drei Wochen im Rahmen eines Praktikums in den Beruf und legte noch ein bezahltes Jahr zum intensiven Kennenlernen von Beruf und Unternehmen bei „Korte Haus“ nach, danach unterschrieb er den Ausbildungsvertrag.
Seine Vorkenntnisse helfen ihm, Aufgaben schon früh selbstständig zu lösen. „Ich schätze eigenverantwortliches Arbeiten, das hier möglich ist“, betont der 18-Jährige. Lieblingsarbeit: „Auf der Baustelle die Aufbauarbeiten, den Dachstuhl richten. Da sieht man, was man geschaffen hat.“
Spezialisiert auf den Holzfertigbau
Der Beruf des Zimmermanns ist attraktiv, bestätigt Ausbilder Manuel Korte. „Wir haben keine Probleme mit dem Nachwuchs. Ein oder zwei Auszubildende haben wir jedes Jahr.“ Der 32-Jährige selbst lernte den Beruf mit 16 Jahren. Gemeinsam mit Bruder und Zimmerermeister Samuel führt er das Unternehmen seit Beginn des Jahres. „Wir haben uns seit einigen Jahren auf den Holzfertigbau spezialisiert“, erklärt Manuel Korte. Deshalb entstand auch das neue Firmenlogo „Korte Haus“. „Wir stellen damit gleich klar, was wir heute machen.“
Bei „Korte Haus“ haben sich Manuel Korte (rechts) und sein Bruder auf den Holzfertigbau spezialisiert. Azubi Louis Jung lernt das zukunftsträchtige Handwerk von der Pike auf. (Foto: Markus Liesegang)
Seit 1984 hat die Firma ihren Sitz in Hamm. „Der Ursprung liegt in Hilbeck, aber Großvater Friedrich Korte betrieb in erster Linie Bautischlerarbeiten. Unser Vater Friedrich Korte konzentrierte sich dann hier auf reine Zimmererarbeiten“, erzählt Manuel Korte mit Blick in die Chronik. „Wir machen Neubauten in Holzständerbauweise, Ausbau, Anbauten oder die Aufstockung von Gebäuden.“
Der Vorteil des Holzfertigbaus ist nicht nur die Nachhaltigkeit des Baustoffs, sondern die Geschwindigkeit der Erstellung. Alle Wände und Decken sowie Dachstühle werden in den Hallen an der Östingstraße komplett vorgefertigt und produziert. Passgenau. „Korte Haus“ arbeitet mit CNC-Säge- und Fräsmaschinen. Die Bauteile für ein Einfamilienhaus entstehen so in vier Wochen. Auf sogenannten Wechselbrücken werden die durchnummerierten Teile mit eigenen LKW dann zur Baustelle gebracht. Ein Mobilkran hilft beim Aufbau, der beim Einfamilienhaus in der Regel zwei Tage dauert, bis die Hülle steht.
Nur die Ingenieurleistungen wie die des Architekten oder des Statikers lagerte Korte aus. „Wir arbeiten in dem Bereich mit bewährten Partnern zusammen“, erklärt Manuel Korte. „Der Kunde hat nur einen einzigen Ansprechpartner: uns.“
Unter den 22 Mitarbeitern des Unternehmens sind momentan vier Auszubildende. „Wir bilden für uns aus“, betont Manuel Korte. „Klimaneutrales Bauen hat Zukunft, unser Produkt ist sehr gefragt, entsprechend gut sind die Berufsaussichten.“ Louis Jung will diese auf jeden Fall nutzen, hat vor, nach der Ausbildung zunächst als Geselle Erfahrungen zu sammeln und später die Meisterschule anzuhängen.
Informationen zu deinem Traumberuf
Drei Antworten von …
… Friedrich Korte, Obermeister der Zimmerer-Innung Hellweg-Lippe
1. Ich bin Handwerker geworden, weil …
… es damals familiär notwendig erschien, um den Betrieb zu sichern. Mein Vater war selbstständig und als ältester Sohn war es selbstverständlich, dass ich in seine Fußstapfen trete. Dabei hatte ich die Wahl zwischen Schreiner und Zimmerer. Weil ich ab dem zehnten Lebensjahr schon regelmäßig Zeit in der Werkstatt verbracht hatte und dadurch im Laufe der Jahre schon viel Erfahrung und Wissen gesammelt hatte, durfte ich meine Ausbildung zum Zimmerer um ein Jahr verkürzen.
2. Mein Lieblingswerkzeug ist …
… die Stoßaxt, weil man das Holz damit auf vielfältige Art und Weise bearbeiten und verschönern kann. Eine Stoßaxt kann man unter anderem beim Zimmern, beim Entgraten, beim Anfasen und beim Ausstechen von Zapflöchern einsetzen. Früher musste man damit auch noch Bast abstechen, was mittlerweile die Maschine im Sägewerk macht.
3. Was ist das Einzigartige an Ihrem Handwerk?
Dass man die Vorstellungen und Ideen, die man hat, tatsächlich umsetzen kann. Ich kann mein Projekt selber planen, ausführen und fertigstellen. Im Alter von 13 Jahren hatte ich beispielsweise schon mein Traumhaus in mein Notizbuch gezeichnet. Als ich mit 20 Jahren geheiratet habe, hat mir meine Mutter dieses Notizbuch überreicht und kurze Zeit später habe ich genau dieses Haus mit Turmdach und Erker für uns gebaut. Mittlerweile bauen wir schlüsselfertige Häuser schon seit über 25 Jahren.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Monatliche Vergütung ab:
935 € im 1. Lehrjahr
1230 € im 2. Lehrjahr
1495 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge in 2022:
20 / 53 insgesamt
Berufsschulstandort:
Meschede und Dortmund
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die Zimmerer-Innung Hellweg-Lippe 37 Mitgliedsbetriebe.
DER BERUF IN ALLER KÜRZE
Zimmerer/innen stellen Holzkonstruktionen, Holzhäuser und Dachstühle her, bauen vorgefertigte Bauteile, Dämmstoffe und Bauelemente ein. Auch errichten sie Fachwerkkonstruktionen und Fertighäuser. Außerdem modernisieren, sanieren und restaurieren sie Dachstühle, Altbauten und andere Gebäudeteile aus Holz.
Das Bauen mit dem natürlich nachwachsenden Baustoff Holz liegt im Trend und ist nachhaltig.
Weitere Infos zum Beruf unter berufenet.arbeitsagentur.de