Traumberufe in Lippstadt
Dachdecker
(m/w/d)
Dachdecker
Klaus Fürstenberg vor dem großen Lager hinter dem Firmengebäude. Dem Dachdecker- und Klempnermeister wurde das Handwerk praktisch in die Wiege gelegt.
„Ohne Handwerk geht es einfach nicht“
Interview mit dem Dachdeckermeister Klaus Fürstenberg aus Lippstadt-Rixbeck
Das Dachdecker-Unternehmen Fürstenberg, mit heutigem Sitz in Rixbeck, existiert seit 1901 in Lippstadt. Die Firma hat eine sehr lange Tradition. Gegründet wurde sie nämlich schon im Jahr 1850 in Kreuzebra/Eichsfeld. Klaus Fürstenberg (60) ist ausgebildeter Dachdecker- und Klempnermeister und führt den Familienbetrieb bereits in der 5. Generation. Zu seinem engagierten Team gehören derzeit insgesamt 22 Angestellte: 16 gewerbliche Mitarbeiter, drei Auszubildende zum Dachdecker, zwei kaufmännische Mitarbeiter und ein weiterer Dachdecker-Meister. Am 1. August 2021 werden zwei weitere Auszubildende ihre Ausbildung zum Dachdecker beginnen
Von Helga Wissing
Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Die Wahl des Berufs als Dachdecker wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Mein Vater und mein Großvater sind beide ebenfalls Dachdeckermeister gewesen. So stand es für mich schnell fest, in deren Fußstapfen zu treten. Ich bin mit dem Handwerk groß geworden.
Was ist das Besondere an diesem Beruf?
Vor allem, dass er nach wie vor so abwechslungsreich ist. Das zeigt sich unter anderem in den Bereichen Steil-, Flach- und Gründach, Fassaden und Photovoltaikanlagen. Hinzu kommt der Umgang mit ganz unterschiedlichen Materialien. Kein Auftrag, kein Arbeitstag ist wie der andere. Man wird auch immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt.
Auszubildender Nick Sharpe (21) wählt Balken für ein Flachdach aus.
Mitarbeiter Bastian Borgelt baut gerade den Kranbetrieb um.
Welche Voraussetzungen sollte man für die Ausbildung mitbringen?
Die Grundvoraussetzung für die Ausbildung ist zweifelsohne die Schwindelfreiheit, sowie die körperliche Fitness. Außerdem sollte man Freude an Arbeiten an der frischen Luft haben. In diesem Beruf arbeitet man natürlich viel unter freiem Himmel. Die schulischen Voraussetzungen sind mindestens der Sekundarabschluss I, der Hauptschulabschluss. Natürlich sollten die Auszubildenden auch ins Team passen. In den meisten Fällen entwickeln sich die Ausbildungsverhältnisse bei uns im Hause durch schulische und freiwillige Praktika der angehenden Auszubildenden. Das bringt dem möglichen Auszubildenden den Vorteil, dass er/sie sich bereits im Vorfeld ein Bild von den Tätigkeiten machen und sondieren kann, ob dieser Beruf wirklich zu ihm/ihr passt. Daher wird in unserem Betrieb ein Praktikum im Bereich der Bedachung und der Klempnerei gern gesehen, ist jedoch nicht Voraussetzung. Die Ausbildung umfasst übrigens in der Regel drei Lehrjahre in dualer Form. Das beinhaltet eine schulische Ausbildung im Dachdeckerberufskolleg sowie die Ausbildung im Betrieb.
„Der Beruf des Dachdeckers hat eindeutig Zukunft“
Ist der Beruf auch für Frauen geeignet?
Auch wenn es derzeit so scheint, als sei der Beruf des Dachdeckers noch immer eine reine Männerdomäne, ist dies nicht so. Der Beruf ist ebenfalls für Frauen zugänglich. Tatsächlich hat auch die Zahl der weiblichen Auszubildenden und weiblichen Dachdecker leicht zugenommen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Der typische Arbeitstag eines Dachdeckers beginnt morgens meist schon früh. Dann geht es beispielsweise zum Einsatz auf der Baustelle. Hinzu kommen aber auch Reparaturarbeiten an Dachflächen und natürlich erforderliche Vorarbeiten im Betrieb.
Hat der Beruf Zukunft?
Der Beruf des Dachdeckers hat eindeutig Zukunft, ohne Handwerk geht es einfach nicht. Es werden täglich neue Gebäude erstellt, die ein Dach benötigen und auch bereits bestehende Gebäude bekommen neue Dächer. Zum einen aus altersbedingten Gründen und zum anderen, weil sie nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen und energetisch saniert werden.
Phillip Hesse (19) verlädt eine so genannte Unterspannbahn. Der ehemalige Azubi hat vor 14 Tagen seine Prüfung bestanden.
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3 gute Gründe
Thorsten Mackenbrock, Obermeister der Innung für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik Soest-Lippstadt
Herr Mackenbrock, warum empfehlen Sie eine Ausbildung zum Dachdecker?
Mackenbrock: „Es ist ein vielfältiger und abwechslungsreicher Beruf, der auch in Krisenzeiten einen sicheren Arbeitsplatz bietet, um tatkräftig selber an der Gestaltung der Zukunft mitarbeiten zu können.“
Das klingt spannend. Welche Fähigkeiten sollten die Menschen mitbringen, wenn sie Dachdecker werden wollen?
Mackenbrock: „Sie sollten handwerkliches Geschick und die Lust daran, im Freien zu arbeiten, mitbringen. Darüber hinaus sollten sie Freude am modernen Bauen haben, um das Klima nachhaltig zu schützen.“
Was sind die Hauptaufgaben eines Dachdeckers?
Mackenbrock: „Zu den Hauptaufgaben gehören das Abdichten, Decken und Erstellen von Flach- / Steildächern und Fassaden, damit die Gebäude dauerhaft der Witterung standhalten. Außerdem die Montage von Photovoltaikanlagen und Thermokollektoren zur Warmwassererzeugung sowie der Einbau von modernen Dämmstoffen und der Bau von Gründächern, um die Zukunft umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten.“
Thorsten Mackenbrock
Obermeister der Innung für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik Soest-Lippstadt
Damaschkestr. 7
59557 Lippstadt
Tel. 02941 15775
Die fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer
3 Jahre
Vergütung monatlich:
780 € im 1. Lehrjahr
940 € im 2. Lehrjahr
1.200 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlossene Ausbildungsverträge
in 2020 in der Innung Soest / Lippstadt
12 (1. Lehrjahr) / 55 insgesamt
Berufsschulstandort:
Eslohe und Hamm, Soest, Unna
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die „Innung für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik Soest-Lippstadt “ 50 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen.
Der Beruf in aller Kürze
Ein Dachdecker sorgt mit seiner Arbeit für wind- und wetterfeste Gebäude. Dächer zu decken ist aber nur ein Bestandteil seiner Tätigkeiten. Die Ausführung von Wärmedämmung, die Gestaltung von Fassaden, Strom durch Solartechnik zu erzeugen und das Klima durch Gründächer zu verbessern, gehört heute und in Zukunft immer stärker genauso dazu.
Für die Vermessung oder die Inspektion von Dächern und Fassaden werden im Dachdeckerhandwerk zum Beispiel zunehmend Drohnen eingesetzt. Drohnen mit Kamerasystemen können etwa Übersichtsbilder oder detaillierte Aufnahmen von Schäden liefern – ganz ohne Gerüst oder Hebebühne. Um für die Anwendungen dieser Technologie gerüstet zu sein, müssen sich künftige Fachkräfte die entsprechenden Kenntnisse aneignen.