Traumberufe in Hamm
Dachdecker
(m/w/d)
Für Dachdecker geht es hoch hinaus. Der Berufs ist abwechslungsreich und fordert echten Teamgeist. (Foto: Voss)
Energie sparen und gewinnen
Dachdeckermeister Christoph Voss schätzt die Vielfalt seines Berufes
von Peter Körtling
Seit über 60 Jahren ist das Unternehmen Dachdecker Voss weit über die Grenzen Hamms hinaus bekannt. Dachdeckermeister Christoph Voss leitet das von Herbert Weißenfeld gegründete Unternehmen nun in dritter Generation und er hat die Entwicklungen seiner Branche von klein auf verfolgt. Der Geschäftsführer ist nun seit 20 Jahren im Unternehmen aktiv und dabei stets immer voll auf der Höhe der Zeit gewesen: Während viele Kollegen etwa den Solarboom der 1990er Jahre anderen Gewerken überlassen haben, war er gleich dabei. „Die ersten Anfragen bezogen sich nur auf die Dachmontage, dann kamen aber schnell auch die Anfragen nach Komplett-Anlagen“, so Voss.
So wurde im vergangenen Jahr rund 25 Prozent des Betriebs-Umsatzes mit Solaranlagen und Speichern erwirtschaftet. Trotzdem sieht der Unternehmer die zuletzt oft von Politikern geforderte Solar-Pflicht kritisch: „Die PV-Anlagen sind ausgereift und Langzeiterfahrungen liegen vor“, so Voss. Deshalb fände er es besser, wenn die Photovoltaik im Energieausweis von Gebäuden ebenso anerkannt würde, wie die Solarthermie. „Das wäre gerade im Neubaubereich ein echter Anreiz“, so Voss. Natürlich liefert und verlegt der Dachdeckerbetrieb auch immer noch Dachziegel, Schiefer, Metalleindeckungen, doch habe sich die Branche insgesamt sehr verändert.
„Das Thema Abdichtung auf allen Ebenen ist natürlich geblieben, aber die Zukunftsfragen von der Energieeinsparung bis zur Energiegewinnung sind selbstverständlicher Bestandteil des Berufs geworden“, so Voss. Daher sei das Berufsbild auch eine echte Stütze beim Klimaschutz. Das ist für das Unternehmen aber nicht nur ein Thema nach Außen: Aktuell durchläuft der Betrieb die Ökoprofit-Zertifizierung. Das ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Kommune, der örtlichen Wirtschaft sowie weiteren Partnern aus der Region, wie der Effizienz-Agentur NRW. Die Betriebe profitieren übrigens auch selbst finanziell, schon alleine durch die eigene Ressourcenschonung.
Solaranlagen und ihre Montage gehören schon lange zum Arbeitsalltag der Dachdecker. (Foto: Voss)
Auf dem Dach ist präzises Arbeiten gefragt. (Foto: Voss)
Abwechslung und Herausforderungen
„Die Frage lautet nicht, ob man sich Klimaschutz leisten kann“, sagt Voss. Heutzutage frage man sich, ob man darauf verzichten könne. Das ist ein schwerwiegendes Argument für den Beruf und der Abwechslungsreichtum ist gleich das nächste: Die Bandbreite der Objekte von Ein- und Mehrfamilienhäusern, bis zu Gewerbeimmobilien bietet stets neue Herausforderungen. „Da ist für Abwechslung gesorgt und das mögen wir in unserem Beruf auch“, betont Christoph Voss. Ob bei Fassaden, Steil- oder Flachdächern, bei Dachbegrünungen und sogar bei Bauwerksabdichtungen im Erdreich – heute sind die Dachdecker als „Allrounder“ gefragt.
Dadurch wurden auch die Inhalte der Ausbildung zum Dachdecker erheblich mehr. Blockunterrichte, bei dem sich klassische Schulfächer bis zum Sport wiederfinden, wechseln sich mit überbetrieblichen Unterweisungen ab, bei denen sich die Auszubildenden mit speziellen Themen des Berufsbilds in Theorie und Praxis auseinandersetzen. „Auszubilden gehört bei uns selbstverständlich dazu“, so Voss. Das sichere die Fachkräfte von morgen. Auf die Frage nach den Fähigkeiten, die ein Bewerber mitbringen soll, braucht Voss nicht lange überlegen: „Spaß an Technik, Zupacken können und vor allem Teamfähigkeit sind unerlässlich“, so der Meister.
Der ausgeprägte Teamgeist lässt sich bei der Firma Dachdecker Voss auch daran ablesen, dass viele Mitarbeiter seit Jahrzehnten zum Unternehmen gehören: Erst im vergangenen Jahr wurden Urkunden verliehen, da Markus Bork seit 30 Jahren, Meister Andreas Geckert seit 35 Jahren und Michael Berz sogar seit 40 Jahren im Betrieb waren. Der Charme des Unternehmens liege auch daran, dass er ein waschechter Familienbetrieb ist, erklärt Voss. Dafür sorgt auch seine Schwester Anne Golub, die im Büro für eine freundliche Kundenansprache und optimale Abläufe sorgt.
Diese Struktur schätzt auch Julius Bode: Er ist 21 Jahre alt und hat nach seinem Abitur eine Ausbildung bei dem Dachdecker-Meisterbetrieb angetreten. „Ich habe schon als Schüler in den Ferien bei Voss gearbeitet“, so Bode. Mit dem Abitur kam dann die Frage auf, was nach den Prüfungen kommt. „Ich wollte mich bewegen und im Team arbeiten“, lautete seine Antwort. Der nächste Schritt nach seiner Gesellenprüfung steht übrigens bereits fest: Er hat sich schon für die anspruchsvolle Fortbildung zum Meister angemeldet. Ob er später noch ein Studium aufnimmt, werde sich dann zeigen.
Dachdeckermeister Christoph Voss mag die Abwechslung an seinem Beruf. (Foto: Fotostudio Wlosinski / Voss)
Informationen zu deinem Traumberuf
3 Fragen an …
… Ulrich Ehrhardt, Obermeister der Dachdecker-Innung Hamm
Welchen Beitrag leisten Dachdecker, um das Klima zu schützen?
Dachdecker sind Klimaschützer von Beruf. Wir reden nicht darüber, wir handeln: „Montieren anstatt demonstrieren“ ist die Devise. Die Sonne scheint nun mal aufs Dach. Hier werden Photovoltaik und Solarthermieanlagen eingebaut. Dachdecker montieren alle erforderlichen Komponenten auf dem Dach. Elektriker und Heizungsinstallateure übernehmen den Job im Gebäude. Hier ist Teamarbeit gefragt.
Welchen Stellenwert hat der Themenkomplex Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Regionalität in der Berufsausbildung von Dachdeckern?
Klimaschutz und Nachhaltigkeit haben im Dachdeckerhandwerk einen immer größeren Stellenwert. Nicht nur die Energieerzeugung mit Solaranlagen, sondern auch die Vermeidung von Energieverlusten durch hochwertige Wärmedämmung sind gefragt. Der Einbau von Dampfbremsen, Wärmedämmungen und Luftdichtheitsschichten sind deshalb ein zentraler Punkt in der Berufsausbildung. Nachwachsende Rohstoffe und das Recycling von Werkstoffen werden im gesamten Handwerk immer wichtiger.
Wie hat sich das Berufsbild von Dachdeckern in den vergangenen Jahren verändert?
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Dach vom Schutzdach zum Nutzdach gewandelt. Dächer werden heute begrünt. Wo früher Dachböden waren, entstehen heute Wohnräume. Dachgauben, große Fensterkombinationen und Balkone werden vom Dachdecker eingebaut. Der Einbau von Solaranlagen gehört heute zum Berufsbild. Alle neuen Anforderungen und Techniken verändern die Ansprüche an den Dachdeckerberuf, machen Ihn vielseitiger und interessanter.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
1. Jahr: 780 Euro
2. Jahr: 940 Euro
3. Jahr: 1200 Euro
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge
in 2021:
13/46
Berufsschulstandort:
Eslohe
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die Dachdecker-Innung Hamm 49 Mitgliedsbetriebe.
Der Beruf in aller Kürze „Dachdecker“
Ein Dachdecker sorgt mit seiner Arbeit für wind- und wetterfeste Gebäude. Dächer zu decken ist aber nur ein Bestandteil seiner Tätigkeiten. Die Ausführung von Wärmedämmung, die Gestaltung von Fassaden, Strom durch Solartechnik zu erzeugen und das Klima durch Gründächer zu verbessern, gehört heute und in Zukunft immer stärker genauso dazu.
Für die Vermessung oder die Inspektion von Dächern und Fassaden werden im Dachdeckerhandwerk zum Beispiel zunehmend Drohnen eingesetzt. Drohnen mit Kamerasystemen können etwa Übersichtsbilder oder detaillierte Aufnahmen von Schäden liefern – ganz ohne Gerüst oder Hebebühne. Um für die Anwendungen dieser Technologie gerüstet zu sein, müssen sich künftige Fachkräfte die entsprechenden Kenntnisse aneignen.