Das Faszinierende ist die Vielfalt
Autor: Gabi Bender
Auf Baustellen Kabel verlegen, am Computer Zeichnungen erstellen, Netzwerke für Bürogebäude planen, komplexe Maschinen bei Industrieunternehmen in Betrieb nehmen, sich bei Schaltschränken auf Fehlersuche begeben und vieles mehr – die Vielfalt, die der Beruf des Elektronikers bietet, hat Andreas Schmidt schon immer fasziniert.
Elektroniker-Azubi Mika Ferber (rechts) überprüft gemeinsam mit Elektrotechnikermeister Andreas Schmidt die Kabel in einem Schaltschrank, der einige Tage später an einen Kunden ausgeliefert werden soll. Foto: Gabi Bender
Der Elektrotechnikermeister und Inhaber der Schmidt Technik Dienstleistungs GmbH Werl bildet gemeinsam mit seinem Team Elektroniker in drei Fachrichtungen aus. „Die überwiegende Mehrheit macht bei uns die Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Derzeit haben wir fünf Azubis, die diesen Beruf gewählt haben und insgesamt haben wir schon über 20 Nachwuchskräfte mit dieser Fachrichtung ausgebildet.“ Mit der Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik hat der Werler Betrieb erst einen Azubi gehabt. „Die Berufsschule für diese Fachrichtung findet im Blockunterricht in Düsseldorf statt und das ist vielen jungen Leute zu weit“, erklärt Andreas Schmidt. Die dritte Fachrichtung, in der der Meisterbetrieb ausbildet, ist die Automatisierungstechnik, für die sich in den vergangenen Jahren drei Berufseinsteiger entschieden haben.
Die Inhalte, die die angehenden Elektroniker im Rahmen ihrer dreieinhalbjährigen Ausbildung in den einzelnen Fachrichtungen lernen, überschneiden sich – sowohl bei der überbetrieblichen Ausbildung als auch im Berufsschulunterricht. Die Theorie lernen die angehenden Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, die ihre Ausbildung bei dem Werler Innungsfachbetrieb machen, künftig im Lippe-Berufskolleg in Lippstadt.
In der firmeneigenen Ausbildungswerkstatt stellt der angehende Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, Mika Ferber, eine Wechselschaltung fertig. Foto: Gabi Bender
Einer der letzten Azubis, der die Theorie noch im Börde-Berufskolleg lernt, ist Mika Ferber, für den schon früh klar war, dass er ins Handwerk möchte. „Das ganze Thema Elektrik macht mir sehr viel Spaß, daher empfehle ich den Beruf auch gerne weiter“, sagt der 20-Jährige. „Toll finde ich außerdem, dass man das während der Ausbildung erworbene Wissen auch zu Hause nutzen kann.“ Zumal er in den vergangenen fast drei Jahren seiner Ausbildung auch einiges von anderen Gewerken gelernt hat. „Gerade auf den Baustellen arbeiten wir Hand in Hand mit den Mitarbeitern anderer Handwerksbranchen und bekommen daher mit, worauf sie bei ihrer Arbeit achten.“
Dazu gibt Andreas Schmidt Beispiele: „Mit dem Dachdecker besprechen wir uns, wenn es um die Photovoltaikanlage auf dem Dach geht, mit dem Trockenbauer stimmen wir uns ab, damit wir später auch unsere Kabel wiederfinden.“ Auch mit Maurern, Stuckateuren, Fliesenlegern und den Experten aus den Bereichen Sanitär, Heizung, Klima und Lüftung stimmen sich der 51-Jährige und sein Team ab.
Der Elektrotechnikermeister hat nach der Schule zunächst die Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker und anschließend eine weitere Ausbildung zum Elektroinstallateur gemacht. Letztere Ausbildung gibt es in Deutschland übrigens – ebenso wie die zum Elektriker – seit rund 20 Jahren nicht mehr. Die Arbeiten, die früher ein Elektriker beziehungsweise ein Elektroinstallateur erledigt hat, übernehmen heute zum Großteil die Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, wobei die Ausbildungsinhalte nicht komplett identisch sind.
Mika Ferber montiert gerade eine Steckdose in den Räumen am Firmensitz der Schmidt Technik Dienstleistungs GmbH Werl in der Neheimer Straße 26. Denn dort hat Andreas Schmidt zusammen mit seinem Team und Partnern aus anderen Gewerken die erste Etage ausgebaut. Foto: Gabi Bender
Zu den Fähigkeiten, die Interessenten mitbringen sollten, sagt Mika Ferber: „Handwerkliches Geschick ist wichtig und mathematische Kenntnisse, denn die werden in der Berufsschule gebraucht. Schließlich hat Elektrotechnik viel mit Mathe zu tun. Derzeit nehmen wir in der Schule beispielsweise das Thema Lichttechnik durch und rechnen physikalische Größen wie Lichtstrom und Beleuchtungsstärken sowie Stromstärken und Spannungen aus.“ Diese Voraussetzung kann Andreas Schmidt nur bestätigen: „Mit Mathe und Physik sollte man definitiv nicht auf Kriegsfuß stehen. Außerdem sollten Bewerber teamfähig sein und die Fähigkeit zu logischem Denken mitbringen.“
Bevor bei der Schmidt Technik Dienstleistungs GmbH Werl ein Ausbildungsvertrag unterzeichnet wird, steht allerdings erst einmal ein Praktikum an. „Ein Praktikum – und sei es nur ein Tagespraktikum – ist bei uns mittlerweile Voraussetzung„, so der Elektrotechnikermeister. „Das ist für beide Seiten sinnvoll, denn so kann der Bewerber in den Beruf und den Betrieb reinschnuppern und wir bekommen einen ersten Eindruck von ihm.“
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Handwerker = Klimaschützer
Das Handwerk ist nicht nur kreativ, anpassungsfähig und flexibel – es ist bei allen Zukunftsaufgaben schlichtweg unverzichtbar. Um die Energiewende zu schaffen, brauchen wir Profis, die bauen, installieren, rechnen, mitdenken und beraten. Der Wunsch nach mehr Umweltbewusstsein, das Streben nach Energieeinsparung, Ressourcenerhaltung und die Anpassung an den Klimawandel machen Profis unentbehrlich. Der Bauboom und der große Bedarf an Modernisierungsmaßnahmen in fast allen Bereichen der Gesellschaft haben dem Handwerk wieder ordentlich Aufwind verschafft. Das Handwerk eröffnet dir außerdem viele tolle Aufstiegschancen und gute Verdienstmöglichkeiten auch für die erfolgreiche Umsetzung des Klima- und Ressourcenschutzes. Weiterbildung und persönliche Weiterentwicklung sind für Handwerker:innen ebenfalls wichtige Bausteine.
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Informationen zu deinem Traumberuf
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Drei Antworten von …
… Mathias Kühler, Obermeister der Innung für Elektrotechnik Soest-Lippstadt
1. Was ist für Sie das Beste an Ihrem Handwerk?
Früher waren wir Elektriker als „Strippenzieher“ verschrien. Heute sind wir die, die Häuser und Wohnungen digitalisieren, smart machen und ins World Wide Web bringen. Egal ob klimafreundliche Sonnenenergie, Elektromobilität oder IT – wir müssen immer auf dem Stand der Technik sein. Das ist für viele Leute sehr imponierend.
2. Was können junge Menschen nach der Ausbildung in diesem Handwerk machen?
Nach der Gesellenprüfung stehen viele Wege offen. Sie können im Handwerk bleiben und als Geselle weiterarbeiten und sich evtl. weiter qualifizieren oder auf eine besondere Fachrichtung spezialisieren. Auch eine Weiterbildung zum Meister / Techniker und evtl. die Gründung eines eigenen Betriebs oder die Übernahme eines Betriebes ist möglich.
3. Was überrascht die Menschen am meisten, wenn Sie von Ihrem Handwerk erzählen?
Viele Menschen sind überrascht, wie umfangreich das Berufsbild des Elektrotechnikers heute ist. Daher höre ich oft: „Wie, das macht ihr auch?!“ Von der konventionellen Leitungsverlegung und Standardschaltungen über das Wechseln von Omas „Glühbirne“ bis hin zur Installation, Wartung und Reparatur von Antennen und Satellitenanlagen, Einbruch- und Brandmeldeanlagen sowie Videoüberwachungsanlagen reichen die Leistungen von Elektrotechnikern. Auch die Digitalisierung – das smarte Gebäude mit einer Verkabelung durch Glasfaser – gehört zu den Aufgaben von Elektrotechnikern.
Darüber hinaus realisieren sie auch die klimafreundliche Erzeugung hoher Leistungen durch großflächige Photovoltaikanlagen und die sichere Verteilung dieser Leistungen in der Industrie oder auch für Gleichstrom-Schnellladestationen.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3,5 Jahre
Monatliche Vergütung ab:
855 € im 1. Lehrjahr
935 € im 2. Lehrjahr
985 € im 3. Lehrjahr
1035 € im 4. Lehrjahr
Zahl der Ausbildungsverträge in 2024:
79 neu / 243 insgesamt
Berufsschulstandort:
Soest und Lippstadt
Zahl der Innungsbetriebe:
134
DER BERUF IN ALLER KÜRZE
Zum Beruf des Elektronikers / der Elektronikerin (ehemals Elektriker) gehören fünf Fachrichtungen:
1. Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik (wird am häufigsten ausgebildet)
2. Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration
3. Fachrichtung Automatisierungs- und Systemtechnik
4. Informationselektroniker/in
5. Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik
Der/die Elektroniker/in gestaltet die nahe Zukunft auch in Bezug auf Energiegewinnung (Photovoltaik-Anlagen), E-Mobilität (Ladestationen für E-Autos) und die Automatisierung der Wohnlandschaften mit smarten Steuerungen und Beleuchtungsanlagen (Stichwort: Smart Home).
Weitere Infos zu den Berufen unter: e-zubis.de