Traumberufe in Hamm
Fleischer und Fachverkäufer
im Lebensmittelhandwerk
(m/w/d)
Anja und Ingo Ummelmann führen die Fleischerei in Hamm in vierter Generation. (Foto: Markus Liesegang)
Herzhafte Leckereien
Fleischerei Ummelmann vereint Handwerkstradition mit neuen Ideen
von Markus Liesegang
Der Beruf des Fleischers ist einer der ältesten des Handwerks. Dennoch gehen die Metzger natürlich mit der Zeit. „Die Tradition bezieht sich bei uns ausschließlich auf die Verarbeitung des Fleisches. Unsere Rezepte variieren wir, lassen uns praktisch in jedem Jahr etwas Neues einfallen“, sagt Anja Ummelmann. „Es ist dabei auch absolut erwünscht und gern gesehen, dass unsere Mitarbeiter eigene Ideen einbringen und umsetzen“, unterstreicht die Hammer Fleischermeisterin.
„Die Vielseitigkeit ist es“, nennt dementsprechend Stojan Andonov die Wahl seines zukünftigen Broterwerbs. Der 25-Jährige ist Auszubildender zum Fleischer im dritten Lehrjahr und steht kurz vor dem Abschluss. Sein Chef, Fleischermeister Ingo Ummelmann, nennt Beispiele: Rund 80 Prozent der Produkte, die nebenan über die Ladentheke gehen oder über den hauseigenen Partyservice den Kunden erreichen, sind aus eigener Herstellung. „Und jetzt zur Grillsaison werden wir sicherlich auch wieder neue, selbst gemachte Marinaden ausprobieren.“
Salate, Suppen, Wurstspezialitäten, Roastbeef, Sauerbraten oder raffiniert gewürzte Grillspezialitäten – die Bandbreite des Angebots der Fleischerei an der Sedanstraße 53, Ecke Schillerstraße ist legendär. Ob mit Mett oder mit Aufschnitt belegte Brötchen für die Frühstücks- oder der Fleischsalat für die Mittagspause: Ummelmanns deftige Leckereien locken die Mitarbeiter zahlreicher Südener Unternehmen seit Jahrzehnten.
Anja Ummelmann führt den Betrieb an der Sedanstraße 53 gemeinsam mit ihrem Mann Ingo bereits in der vierten Generation. Ihr Urgroßvater Wilhelm Ummelmann machte sich bereits vor 120 Jahren am Standort selbstständig.
Vom Partyhappen bis zum Sonntagsbraten: Auszubildender Stojan Andonov mag die Vielseitigkeit des Fleischerhandwerks. (Foto: Markus Liesegang)
Fleischermeisterin Anja Ummelmann vermittelt ihrem Auszubildenden hohe Ansprüche: „Unser Fleisch stammt aus der Region.“ (Foto: Markus Liesegang)
Kunden möchten wissen, woher das Fleisch stammt
Und auch, wenn Kundenwunsch und -Geschmack sich hinsichtlich der Fleisch- und Wurstwaren mit der Zeit gewandelt haben: Der Anspruch der Hammer Fleischerei, hochwertige Produkte in der Tradition des Handwerks herzustellen, ist selbstverständlich geblieben. „Unsere Kunden möchten vor allem wissen, woher das Fleisch stammt„, erklärt Anja Ummelmann den Anspruch. Das gelte für das Biofleisch, aber auch für das der konventionell aufgezogenen Tiere. „Alles stammt aus der Region“, unterstreicht die Fleischermeisterin den Qualitätsanspruch ihres Unternehmens.
Anspruchsvoll ist die Berufsausbildung zum Fleischer – nicht nur in Bezug auf die Kreativität. „Die Kälte in der Kühlkammer, die Feuchtigkeit und die nicht zu unterschätzende körperliche Anstrengung sind Dinge, die Bewerber nicht im Blick haben“, sagt Ingo Ummelmann. Die Theorie umfasst nicht nur die Anatomie von Schwein und Rind, sondern zum Beispiel auch gesetzliche Vorgaben und Hygienevorschriften im Umgang mit Lebensmitteln.
Der Fleischermeister rät Interessierten zu einem Praktikum, um zu sehen, ob der Beruf wirklich für sie passt. Wenn ja, dann finden die Bewerber ein interessantes und vielseitiges Tätigkeitsfeld mit Zukunft. So wie der künftige Geselle Stojan Andonov von seiner Berufswahl schwärmt. „Ich bleibe auf jeden Fall dabei.“
Kreativität, Kälte, körperliche Arbeit
Ingo Ummelmann rät Interessierten, sich im Rahmen eines Praktikums ein Bild von dem Beruf zu machen.
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Drei Antworten von …
1. Ich bin Handwerker geworden, weil …
… mein Vater Fleischermeister war und einen Handwerksbetrieb hatte und ich daher schon in meiner Kindheit viel mitbekommen habe – sowohl an praktischen Tätigkeiten als auch an theoretischem Wissen. Schon früh habe ich meinen Vater bei seiner Arbeit tatkräftig unterstützt und meine Eltern haben von mir erwartet, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters trete. Das habe ich auch gemacht und ich schätze die Vielfältigkeit der Arbeit als Fleischer.
2. Mein Lieblingswerkzeuge sind …
… gute Qualitätsmesser für das Fleischerhandwerk, denn diese sind sehr scharf und erleichtern dadurch die verschiedenen Arbeiten wie beispielsweise das Zerlegen und Auslösen des Fleisches.
3. Was ist das Einzigartige an Ihrem Handwerk?
Wir schlachten selbst und erleben daher den Weg vom Tier als Grundprodukt bis zum fertigen Endprodukt. Für mich ist immer wieder faszinierend, was man aus Fleisch alles herstellen kann, aber auch aus den übrigen Bestandteilen der Tiere wie Knochen, Borsten und Häute, denn diese geben wir weiter, so dass daraus weitere Produkte hergestellt werden können.
Einzigartig ist bei unserem Handwerk wohl auch, dass die Köche in den vielen Kochshows im Fernsehen regelmäßig Werbung für den Fleischer vor Ort machen und unsere Kunden dazu inspirieren, neue Rezepte auszuprobieren. Das kommt uns zugute, denn dadurch wird die Wertschätzung für unser Handwerk und unsere Produkte gefördert.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Monatliche Vergütung ab:
650 € im 1. Lehrjahr
750 € im 2. Lehrjahr
1.000 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge in 2022:
Fleischer/in: 7 / 24 insgesamt
Fachverkäufer/in: 9 / 20 insgesamt
Berufsschulstandort:
Dortmund
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die Fleischer-Innung Hellweg-Lippe 32 Mitgliedsbetriebe.
Der Beruf in aller Kürze „Fleischer“
Als Fleischer/in bzw. Metzger/in weiß man, wie man Fleisch fachgerecht verarbeitet, zum Beispiel zu saftigen Steaks oder köstlicher Wurst. Zudem kennt man sich mit der Herstellung von Feinkostwaren und Konserven aus. Im Arbeitsalltag werden hochmoderne Techniken und Verfahren genutzt. Dabei steht immer die Qualität der Produkte im Mittelpunkt.
Als Fleischerei-Fachverkäufer/in macht man den Kunden die Fleischerware schmackhaft, indem man sie appetitlich und dekorativ präsentiert. Man weiß über die Herstellung Bescheid, kennt sich bestens mit den Hygienevorschriften aus und kann die Kunden kompetent und individuell beraten. Auch das Auszeichnen der Waren und das Zubereiten von Speisen wie beispielsweise Wurstplatten oder frischen Salaten gehört zu den Aufgaben.
Mit einer Ausbildung im Fleischerhandwerk stehen viele Wege offen. In drei Jahren Ausbildung lernt man nicht nur eine Menge über Wurst, man erwirbt zudem umfassendes Wissen über andere Lebensmittel und den richtigen Umgang mit ihnen. Auch die gründliche Planung und Vorbereitung von Produktionsabläufen oder Veranstaltungen gehören dazu. Man lernt das Arbeiten mit moderner Technik, aber auch den richtigen Umgang mit Kunden im Laden, bei der Beratung für Events oder im Partyservice. In der Ausbildung im Fleischerhandwerk wird man zum gefragten Ansprechpartner zum Thema Genuss – und das nicht nur in Deutschland. Wer hier ausgebildet wurde, hat überall auf der Welt eine Chance, denn leckere Spezialitäten aus Deutschland und ihre Hersteller genießen weltweit einen hervorragenden Ruf.
Weitere Infos zu den Berufen unter www.fleischerberufe.de