Traumberufe in Unna
Maler und
Lackierer
(m/w/d)
Pinsel, Farbrollen und mehr: Ohne die passende Ausrüstung geht im Malerhandwerk nichts. Foto: Peter Adam
Ein Handwerk im Wandel der Zeit
Einfach „nur“ Farbe an die Wand bringen, das war einmal. Das Malerhandwerk besticht mit einer Vielzahl an Möglichkeiten und neuen Ideen.
Malermeister Dirk Guder erinnert sich. Sein Vater Gustav gründete im April 1962, in Bergkamen, die Firma „Malermeister Guder“. Begeistert, von dem, was sein Vater da machte, half Dirk Guder im Alter von 14 Jahren im elterlichen Betrieb mit. Als 16-jähriger durfte Guder Junior sogar mit zu Baustellen. Seine Aufgabe war das Einkleistern von Tapeten. Allerdings kamen die ersten Tapeten zu ihm zurückgeflogen. Sie hatten zu viel Kleister.
Das Handwerk. Es gibt wohl kaum ein weiteres Berufsfeld, in dem „Können“, „Wissen“ und „Fähigkeit“ dichter miteinander verknüpft sind. Hinzu kommt ein Wandel, der seines Gleichen sucht. Die Bedeutung von „Gesundheit“ und „Umwelt“ haben, zum Beispiel das Handwerk der Maler und Lackierer enorm verändert.
Die damals eingesetzten Materialien, wie Farben oder Tapetenkleister, hatten Inhaltsstoffe und Lösungsmittel, die heute in der Verarbeitung nicht vorstellbar sind.
Der Junior von einst ist, seit dem Jahr 2000, der Inhaber des Bergkamener „Malermeister Dirk Guder“-Betriebes. Und wieder ist der Junior in der Firma. Seit 2008 arbeitet Dennis Guder, mit Meistertitel seit 2014, im elterlichen Betrieb.
Blick zurück, in die 1960er Jahre. Der Maler hatte einem Pinsel und eine Rolle. Damit brachte er die Farbe auf die Wand. Nach Feierabend war es möglich, dass aufgrund von Lösungsmitteln und der Zusammensetzung der Farbe, Kopfschmerzen oder sogar Übelkeit den Feierabend prägten.
Heute gilt es, für die gewünschte Farbe die richtige Rolle oder den richtigen Pinsel zu wählen. Das falsche Werkzeug kann Strukturen oder Schattierungen verursachen, die nicht gewünscht sind.
Ist der heutige Aufwand ein Nachteil? Dirk und Dennis Guder sagen klar und deutlich „Nein“. Gesundheit und Umwelt müssen geschützt werden.
Es sind aber nicht nur die Materialien, die sich verändern, es ist auch die Gestaltung. Die Tapete von weicht immer mehr der verputzen und gestrichenen Wand, stellen Dirk und Dennis Guder fest. „Das ist der südländische Stil, das wird aktuell viel gewünscht“ sagt Dirk Guder.
Für den Guder-Meisterbetrieb sind Wände in Innenräumen allerdings nur ein Teil des Leistungsportfolios. Neben Bodenbelägen, wie Vinyl oder Laminat ist die Außenfassade des Hauses ein Fachbereich.
„20 bis 30 Jahre alte Fassaden sind heute wieder Thema“ beschreibt Dennis Guder. „Gealterte Dämmung bedarf der Pflege und Reparatur“ sagt er.
Grundsätzlich ist bei Energetischen Themen viel zu beachten. Dennis Guder, der für die dritte Generation der Firma „Malermeister Guder“ steht erklärt „Die Brandschutzverordnung 2022 umfasst 209 Seiten“. Darin geht es, so Dennis Guder, zum Beispiel um „Welche Außendämmung, bei welcher Giebelhöhe“ oder um Themen wie „Fluchtweg Treppenhaus“.
Dirk und Dennis Guder beraten zunehmend im Bereich „richtig lüften“. Dabei geht es um die Schimmelbildung in Räumen. Kritische Jahreszeiten seien Frühjahr und Herbst. „Ein gekipptes Fenster, nach dem Duschen, im Badezimmer kühlt den Raum nur aus, sorgt aber nicht für einen Luftaustausch“ erklärt Dirk Guder. Gleiches gilt für die Küche, nach dem Kochen. Damit der Wasserdampf den Raum verlassen kann, solle das Fenster für zirka zehn Minuten geöffnet werden und die Zimmertür geschlossen sein. Ein oft begangener Fehler sei, das Fenster auf Kipp und die Zimmertür offen. Der Wasserdampf würde sich den Weg in den kältesten Raum, welcher meist das Schlafzimmer sei, suchen. Die Guders beschreiben das als den häufigsten Grund, für Schimmelbildung.
„Traumberuf Maler und Lackierer“? Dirk und Dennis Guder beantworten die Frage mit einem klaren „Ja“. Neben den erlernten Fähigkeiten und dem Ausüben einer gestalterischen Tätigkeit ist es schön, dass geleistete selber zu sehen.
Zufrieden sind die Guders, wenn ihr Auftraggeber, nach Abschluss der Arbeiten, ein Lächeln im Gesicht trägt.
Das Malerhandwerk ist in der Familie fest verwurzelt: Dirk Guder (r.) und Sohn Dennis führen die Tradition fort, die 1962 ihren Anfang nahm. Foto: Peter Adam
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3 Fragen an …
… Nicole Walger ist die Obermeisterin der Maler- und Lackierer-Innung Unna.
Frau Walger, welchen Beitrag leisten Maler und Lackierer, um das Klima zu schützen?
Da ist bei uns der Bereich Wärmedämmung federführend, sowohl im Außen- wie im Innenbereich. Energetisch betrachtet ist vor allem die Außendämmung von großer Bedeutung. Hinsichtlich der Materialien wird zwar viel mit Polystyrol-Platten gearbeitet, aber es gibt auch Mineral-, Stein-, und Holzwollplatten im Angebot.
Welchen Stellenwert hat der Themenkomplex Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Regionalität in der Berufsausbildung von Malern und Lackierern?
Grundsätzlich ist es so, dass das theoretische Fachwissen dazu komplett in der Berufsschule vermittelt wird. Wie es in der Praxis aussieht, hängt stark davon ab, in welchem Betrieb man seine Ausbildung absolviert. Kleinbetriebe spezialisieren sich oft auf 5-6 Leistungen, da ist nicht unbedingt die Wärmedämmung mit dabei. Allerdings gibt es ja auch die überbetriebliche Ausbildung, so dass nach den drei Jahren Ausbildung jeder sagen können sollte: „Ich habe Ahnung von Wärmedämmung.“
Wie hat sich das Berufsbild von Malern und Lackierern in den vergangenen Jahren verändert?
Die Arbeitswerkzeuge- und Materialien erleichtern uns das Arbeiten. Die Materialien sind nicht mehr so gesundheitsschädlich, das kommt den Mitarbeitern zugute. Anstelle von Farben mit Lösungsmitteln werden heute meistens wasserlösliche Farben verwendet. Außerdem ist der Anteil an Maschinentechnik größer geworden. Während vor 30 Jahren noch alles von Hand mit Schleifpapier und Schleifblock abgeschliffen wurde, gibt es heute Schleifmaschinen mit Staubabsaubung. Auch Wandschliff hat durch den Trockenbau zugenommen. Außerdem gibt es mittlerweile Betriebe, die in leerstehenden Wohnungen anstelle von klassischen Malerrollen Airless-Spritzgeräte einsetzen.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer
3 Jahre
Vergütung monatlich:
740 € im 1. Lehrjahr
815 € im 2. Lehrjahr
980 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge
in 2021:
28 (1. Lehrjahr) / 61 insgesamt
Berufsschulstandort:
Werne
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die Maler- und Lackierer-Innung Unna 79 Mitgliedsbetriebe.
Der Beruf in aller Kürze „Maler und Lackierer“
Maler- und Lackierer/innen entwerfen und führen Gestaltungsarbeiten in Innenräumen und an Fassaden durch. Dazu gehören verschiedene Maltechniken, Tapeten, Dekorputze und Bodenbeläge. Sie erledigen Holz- und Bautenschutzmaßnahmen, zum Beispiel Abdichtungsarbeiten an Bauwerken sowie Spezialbeschichtungen und Versiegelungen.
Außerdem leisten sie einen Beitrag zur Energieeinsparung, indem sie Dämmstoffe einbauen und Wärmedämm-Verbundsysteme erstellen. Der Beruf wird in folgenden Fachrichtungen ausgebildet:
- Gestaltung- und Instandhaltung
- Bauten- und Korrosionsschutz
- Kirchenmalerei und Denkmalpflege