Traumberufe in Lippstadt
Maurer, Beton- und
Stahlbetonbauer
(m/w/d)
Während seiner Ausbildung geht es für Juri Blinov auf den Baustellen der Region auch schon mal hoch hinaus auf das Gerüst. Foto: Cordes
„Sei schlau, geh zum Bau!“
Egal ob Gymnasiast oder Förderschüler – der Beruf des Maurers bietet allen eine Zukunft
von Karin Cordes
LIPPSTADT. „In der gesamten Branche ist Nachhaltigkeit und energieeffizientes Bauen ein Riesenthema, dem wir uns natürlich auch stellen“, erklärt Jörg Michel. Seit 2001 leitet er gemeinsam mit seinem Vater, dem Firmengründer Franz-Josef Michel, die Lippstädter Unternehmen Stratief und LHB. Das Leistungspaket beider Firmen bietet eine mögliche Kombination aus Hoch- und Tiefbau für sämtliche Bauvorhaben. Und um diese zu realisieren, ist nicht nur viel Technik sowie ein großer Maschinenpark im Einsatz, sondern auf den Baustellen sind vor allen Dingen Fachkräfte gefragt. Wir sprachen mit Jörg Michel darüber, worauf es in den Berufen Maurer und Straßenbauer ankommt.
Was ist für Sie das Besondere an diesem Berufsbild?
Das Besondere ist, dass man das Ergebnis seiner täglichen Arbeit sieht. Und das kann ein sehr befriedigendes Gefühl sein. Unser Unternehmen ist in der Region auf vielen öffentlichen, aber auch privaten Baustellen im Einsatz. Nach einer Schulung in Soest stellten wir bei einer Stadtführung fest, dass das Ergebnis unserer Arbeit im gesamten Altstadtbereich sichtbar ist. Die Mitarbeiter waren begeistert und meinten lachend: „Es kommt uns vor, als hätten wir die halbe Stadt gebaut“. Auch wenn das übertrieben scheint, steckt dahinter doch der Gedanke: Der Hoch- und Tiefbau hat viel mit Gestaltung zu tun. Dabei sind die Bauten nachhaltig. Ebenso ist in Sachen Energieeffizienz immer mehr möglich.
Was sind Voraussetzungen, um den Beruf des Maurers zu lernen?
Das Wichtigste ist, dass man Spaß an der Arbeit hat. Dann ist prinzipiell alles möglich. Ein Beispiel hierfür ist die Geschichte unseres Mitarbeiters Mohamad. Er kam vor Jahren als Flüchtling nach Deutschland und konnte sich auf Englisch verständigen, sprach aber kaum Deutsch. Dadurch, dass er in unserem Unternehmen einen Ausbildungsvertrag als Maurer unterschrieb, konnte die Abschiebung verhindert werden. Zum Glück. Denn Mohamad hat seine Ausbildung erfolgreich absolviert. In der praktischen Prüfung sogar mit einer glatten Eins. Nun besucht Mohamad die Meisterschule. Das zeigt, dass mit gutem Willen vieles möglich ist.
Generell sollten Bewerber ein Gefühl für Zahlen haben und die Grundrechenarten ebenso wie Prozent- oder Bruchrechnen beherrschen. Teamfähigkeit ist ebenso wichtig. Ich kann nur sagen, dass wir bislang Auszubildende quer durch alle Schulformen hatten – vom Abiturienten bis hin zum Förderschüler.
Ist der Beruf des Maurers auch für Frauen geeignet?
Wir wären offen für weibliche Auszubildende. Ich muss allerdings sagen, dass in der 40-jährigen Firmengeschichte bislang noch kein einziges Mädchen Maurerin oder Straßenbauerin werden wollte. Dabei wäre es möglich. Immerhin erleichtert die Technik heutzutage viele körperliche Arbeiten. Ganz ohne Kelle und Schaufel geht es natürlich nicht. Doch damit sich mehr Frauen für den Beruf interessieren, muss sich wohl erst am Image des Berufes einiges ändern. Überhaupt wäre es schön, wenn es seitens der Gesellschaft mehr Wertschätzung für diese Berufsbilder gäbe. Ohne Straßen, Ver- und Entsorgungsleitungen sowie Wohnraum würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren.
Während seiner Ausbildung geht es für Juri Blinov auf den Baustellen der Region auch schon mal hoch hinaus auf das Gerüst. Foto: Cordes
Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Ausbildung?
Da gibt es sogar eine Menge. Bereits als Geselle verdient man gutes Geld. Der alte Spruch: „Sei schlau, geh zum Bau“ ist somit berechtigt. Natürlich kann man auch den Meister machen. Ebenso ist ein anschließendes Studium oder die Weiterbildung zum Techniker eine Möglichkeit.
Hat der Beruf Ihrer Meinung nach eine Zukunft?
Er hat mehr denn je eine Zukunft. Allein schon wegen des stetig steigenden Bedarfs an Wohnungen. Da kommt man beim Bauen kaum hinterher. Das liegt sicher auch an den 40 Millionen Haushalten, von denen der Trend zu immer mehr Singlehaushalten ungebrochen ist. Es gibt also auch langfristig jede Menge zu tun.
Ausbildungsoffensive Handwerk
Die Ausbildungsoffensive Handwerk ist eine gemeinsame Initiative der Stadt Soest, der Stadt Lippstadt, der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe und dem Netzwerk „Sanieren mit Zukunft im Kreis Soest“. Ziel der Ausbildungsoffensive ist es, langfristig junge Menschen als Fachkräfte im Handwerk zu sichern, denn nur so können die Klimaschutzziele erreicht werden. Denn Handwerker sind Klimaschützer von Beruf und arbeiten mit echter Leidenschaft – mit Kopf, Hand und Herz. Sie arbeiten nicht irgendwo, sondern gleich nebenan; und nicht irgendwann, sondern heute und auch morgen. Das Handwerk ist eine wichtige Säule der heimischen Wirtschaft und somit leistet die Kampagne nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern trägt auch zur Zukunftssicherung der Betriebe bei. Mit einer handwerklichen Ausbildung kann aber auch jeder persönlich in eine sichere berufliche Zukunft blicken. Alle Informationen zur Ausbildungsoffensive gibt es auf der Webseite www.handwerker-klimaschuetzer-von-beruf.de.
Über die Schulen werden die Jugendlichen in der 8. Klasse zum Thema „Ausbildung im Handwerk“ gezielt angesprochen und bekommen Informationsmaterial an die Hand. Sie werden dabei auch eingeladen, den nächsten Demonstrationstag am Samstag, den 30. April von 11 bis 13 Uhr auf dem Gelände der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe (Am Handwerk 4 in Soest) zu besuchen. An diesem ersten Termin werden die Berufe Anlagenmechaniker, Dachdecker, Elektroniker und Stuckateur in der Werkstatt der Stuckateure und dem Außenbereich davor vorgestellt. Jede und jeder Interessierte kann die Berufe im Handwerk hautnah erleben, Werkzeuge ausprobieren, mit den eigenen Händen etwas bearbeiten und natürlich viele Fragen stellen. Azubis, Betriebsleiter und der Ausbildungscoach Dietmar Stemann sind vor Ort. Gerne dürfen auch Eltern oder Freunde mitkommen. Alles findet in lockerer Atmosphäre statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und für das leibliche Wohl ist natürlich gesorgt!
Informationen zu deinem Traumberuf
3 Fragen an …
… Stefan Halberschmidt, Obermeister der Baugewerbe-Innung Soest-Lippstadt
Welchen Beitrag leisten Maurer, Beton- und Stahlbetonbauer, um das Klima zu schützen?
Maurer erstellen Wohn- und Betriebsgebäude in monolithischer Bauweise mit hochdämmenden Steinen, die durch ihre extreme Langlebigkeit einen ökologischen Fußabdruck hinterlassen und nach Jahren immer noch hochwertig aussehen.
Welchen Stellenwert hat der Themenkomplex Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Regionalität in der Berufsausbildung von Maurern, Beton- und Stahlbetonbauern?
In der Berufsausbildung lernen die Auszubildenden den schonenden Umgang mit Ressourcen, die Trennung von anfallendem Verpackungsmüll und Baumaterial. Baumaterial wird möglichst regional geordert um CO2-Emissionen gering zu halten.
Wie hat sich das Berufsbild von Maurer, Beton- und Stahlbetonbauern in den vergangenen Jahren verändert?
Muskeln weichen den heutigen technischen Möglichkeiten bei der Durchführung.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
905 € im 1. Lehrjahr
1230 € im 2. Lehrjahr
1495 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge
in 2021:
19 (1. Lehrjahr) / 46 insgesamt
Berufsschulstandort:
Soest, Dortmund, Werne
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die Baugewerbe-Innung Soest-Lippstadt 87 Mitgliedsbetriebe.
Der Beruf in aller Kürze „Maurer, Beton- und Stahlbetonbauer“
Maurer/innen stellen Rohbauten für Wohn- und Geschäftsgebäude her. Zunächst betonieren sie das Fundament, dann mauern bzw. betonieren sie Außen- und Innenwände sowie Geschossdecken oder montieren diese aus Fertigteilen. Für Betonarbeiten fertigen sie Schalungen oder montieren Schalungssysteme. Sie setzen Bewehrungen ein, die sie aus Betonstahl z.T. selbst anfertigen. Sie mischen Beton oder verarbeiten fertig gelieferten Transportbeton. Den frischen Beton bringen sie in die Schalungen ein und verdichten ihn. Teilweise verputzen sie auch Wände, verlegen Estriche oder bauen Dämm- und Isoliermaterialien ein. Darüber hinaus führen sie Abbruch- und Umbauarbeiten durch. Bei Instandsetzungs- und Sanierungs-arbeiten stellen sie Bauschäden und deren Ursachen fest und beheben diese.
Beton- und Stahlbetonbauer/innen bauen Beton- und Stahlbetonkonstruktionen, z.B. für Brücken, Hallen und Hochhäuser. Sie montieren oder fertigen Schalungen und Stützgerüste an, biegen und flechten Stahlbewehrungen, die Betonbruch verhindern sollen, und bauen die Bewehrungen in die Schalungen ein. Sie stellen Betonmischungen her oder verarbeiten fertig gelieferten Transportbeton. Den frischen Beton bringen sie in die Schalungen ein und verdichten ihn durch Stampfen und Rütteln. Nach dem Erhärten entfernen sie die Schalungen und bearbeiten bei Bedarf die Betonoberflächen. Sie montieren Betonfertigteile und dichten Betonbauwerke ab, dämmen und isolieren diese. Außerdem sanieren sie Schäden an Betonbauteilen.