Traumberufe in Hamm
Raumausstatter –
Sattler und Schneider
(m/w/d)
Das Raumausstatter, Sattler und Schneider-Handwerk
präsentiert von
Meisterhaft aufgemöbelt: Solche antiken Stücke wecken Christoph Ringkamps Leidenschaft fürs Polstern jedes Mal aufs Neue.
„Schönes Wohnen liegt immer im Trend“
Professionell dekorieren mit Raumausstatter-Meister Christoph Ringkamp
Von Peter Körtling
Betritt man das Geschäft von Christoph Ringkamp an der Alten Salzstraße 19 in Hamm-Rhynern, fallen sofort jede Menge Pakete ins Auge. Aktuell herrscht eine enorme Nachfrage in dem traditionsreichen Handwerksbetrieb: „Durch die Corona-Pandemie haben sich viele Menschen mit ihrem Zuhause auseinandergesetzt und möchten etwas verändern“, sagt der Raumausstatter-Meister. Angefangen bei Gardinen, Sicht- und Sonnenschutz über Insektenschutz bis hin zur hauseigenen Polsterei reicht sein Angebot.
„Natürlich haben wir auch große gewerbliche Kunden“, so der Meister. Etwa Krankenhäuser, bei denen durch sein Unternehmen während des ganzen Jahres die Gardinen abgenommen, gereinigt und wieder aufgehängt werden. Bei Privatkunden werde das meist zum Frühjahrsputz gewünscht, ergänzt der Meister.
Die unglaubliche Vielfalt für schönes, funktionelles und bequemes Wohnen bilde den Hauptteil der beruflichen Herausforderung. Eine Vielzahl an Stoffen – für Polstermöbel sowie für eine ungeheure Auswahl an Gardinen aller Stilrichtungen – zeugen von der Bandbreite des Angebots. Im hinteren Bereich des Geschäfts ist ein abgeteilter Raum, wo Stoffe und Gardinen passgenau zugeschnitten und nach den individuellen Wünschen des Kunden genäht werden.
Am kleinen Büro vorbei führt der Weg in die Polsterwerkstatt, in der wie vor fast 130 Jahren anspruchsvolle Lieblingsmöbel in den Neuzustand versetzt werden. Das ist auch die große Spezialität von Christoph Ringkamp, der das Familienunternehmen bereits in vierter Generation führt. „Mein Urgroßvater Heinrich Ringkamp hat sich am 24. Mai 1895 selbstständig gemacht“, erzählt der Raumausstatter. Die Anfänge in dem Beruf waren jedoch ganz anders als heutzutage: „Er war gelernter Sattlermeister und ist noch mit dem Bollerwagen von Gehöft zu Gehöft gezogen, um Sättel und Trensen herzustellen und zu reparieren.“
Meisterhaft aufgemöbelt: Solche antiken Stücke wecken Christoph Ringkamps Leidenschaft fürs Polstern jedes Mal aufs Neue.
Schönes Wohnen liegt immer im Trend, deshalb hat der Raumausstatter-Meister stets gut zu tun.
Vom Sattler zum Raumausstatter
Inzwischen hat sich das Berufsbild grundlegend verändert: Kenntnisse um Mode und Material sowie das handwerkliche Können unterliegen stetem Wandel – die Experten müssen auf der Höhe der Zeit sein. „Jedem zufriedenen Kunden geht eine gute Beratung voraus“, betont der Meister. Er habe bereits mit fünf Jahren seinem Opa Paul Ringkamp in der Polsterei geholfen. „Das war für mich total spannend, und ich mache das heute noch leidenschaftlich gern.“
Diese Spezialisierung hat bereits Kunden aus größerer Entfernung zu ihm geführt – etwa aus Köln. Von dort hatte ein Kunde einen vollkommen verschlissenen, antiken Polstersessel gebracht. „Wir besprachen, wie er bezogen und bearbeitet werden sollte, dann machte ich mich ans Werk“, berichtet Ringkamp. Das Ergebnis sorgte für Begeisterung – und für weitere Aufträge von dem Mann.
Die traditionsreiche Fertigkeit zeichnet Christoph Ringkamp aus: Bereits mit 23 Jahren legte er – als jüngster seines Fachs – die Meisterprüfung ab. Ob Stroh-Werk, Rosshaar oder die Afrik genannten Palmfasern: Er ist mit allen Materialien und Techniken vertraut, bearbeitet Stücke alter Meister ebenso wie die anspruchsvoller, moderner Möbelhersteller. „Manches Mal sind Kunden allerdings enttäuscht, wenn ich ihnen bei einem fünf bis zehn Jahre altem Möbel sage: Das lohnt sich nicht“, erzählt Ringkamp. Oft werde eben selbst in hochpreisigen Möbelhäusern ein dekorativer Mix aus Spanplatte und Schaumstoff verkauft.
Er führt sein Geschäft mit Gesellin Christiane Langkamp, die schwerpunktmäßig als Fachberaterin im Verkauf sowie als Polster- und Dekorationsnäherin tätig ist, sowie mit seiner 83-jährigen Mutter Hildegard – die überall als die gute Seele des Geschäfts bekannt ist. Sein Tipp: „Wer sich für eine Ausbildung als Raumausstatter interessiert, sollte neben handwerklichem Geschick kreatives Interesse und Talent haben.“ Schönes Wohnen liege immer im Trend, sagt er. „Gute Leute haben in diesem Handwerk also immer eine lohnende Zukunft.
Schöne und edle Stoffe sind das Rüstzeug für Christoph Ringkamp und Gesellin Christiane Langkamp (rechts). Seine Mutter Hildegard ist als gute Seele des Unternehmens fast allen Kunden bekannt.
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3 gute Gründe
… Clemens Köhler, Obermeister der Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe
Herr Kückelheim, warum empfehlen Sie eine Ausbildung zum Raumausstatter-, Sattler- und Schneider?
Köhler: „Als Raumausstatter ist man der textile Einrichter unter den Handwerkern, aber nicht nur. Sonnenschutz im Innen- und Außenbereich sowie Bodenbelagsarbeiten gehören genauso wie die Fensterdekoration und Polsterarbeiten dazu. Die Vielfältigkeit der Aufgaben, die immer mit der Verschönerung der Wohnung im In- und Outdoorbereich zusammenhängen, macht unser Handwerk attraktiv.
Das klingt spannend. Welche Fähigkeiten sollten die Menschen mitbringen, wenn sie Raumausstatter-, Sattler- und Schneider werden wollen?
Köhler: „Man muss Spaß haben am Umgang mit Stoffen und Farben und natürlich mit Menschen. Bei uns geht es in erster Linie um die handwerkliche Umsetzung von Kundenwünschen und das geschieht weniger am Schreibtisch. Der Umgang mit der Nähmaschine und der Bohrmaschine schließen sich in unserem Beruf oft nicht aus.
Was sind die Hauptaufgaben eines Raumausstatter-, Sattler- und Schneider?
Köhler: „Es gibt Unternehmen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Hauptaufgabe kann das Aufarbeiten von Polstermöbeln sein oder die Anfertigung und Pflege von Fensterdekorationen. Das Verlegen von Teppichböden oder Designbelägen genauso wie das Anbringen von Markisen, Jalousien und Plissees gehören zur Aufgabe eines Raumausstatters.“
Clemens Köhler
Bahnhofstraße 23
59469 Ense
Tel. 02938 49220
Die fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer
3 Jahre
Vergütung monatlich:
570 € im 1. Lehrjahr
650 € im 2. Lehrjahr
750 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlossene Ausbildungsverträge
in 2020 in der Innung Hamm
3 (1. Lehrjahr) / 10 insgesamt
Berufsschulstandort:
Dortmund bzw. Recklinghausen
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die „Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe“ 71 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen.
Der Beruf in aller Kürze
Raumausstatter/innen gestalten Wohn- und Geschäftsräume und beraten hinsichtlich der Gestaltung und Materialwahl. Sie planen die Raumausstattung nach den Wünschen des Kunden und bereiten diese vor. Sie ermitteln Kosten und besorgen nach Auftragsabschluss die benötigten Materialien, mit denen sie private/gewerbliche Räumlichkeiten gestalten. Sie bereiten die Untergründe vor, verlegen Bodenbeläge, kleiden Wände und Decken mit Stoffen und Tapeten aus, montieren Sicht- und Sonnenschutzanlagen und dekorieren die Räume. Darüber hinaus beziehen sie Polstermöbel neu und führen erforderliche Reparaturen durch.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Fahrzeugsattlerei beziehen und polstern Autositze, bringen Inneneinrichtungen für Fahrzeuge an, montieren Verdecke für Cabriolets sowie Planen für Lkws. Beschädigte und alte Ausstattungen reparieren und restaurieren sie.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Feintäschnerei fertigen Koffer, Taschen, Kleinlederwaren und ähnliche Artikel aus Leder und Textilien an. Dabei achten sie auf modische und funktionale Aspekte. Zudem reparieren Sattler und Sattlerinnen beschädigte Artikel.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Reitsportsattlerei stellen Sättel, Geschirre und andere Reitsportartikel her, passen sie an und reparieren sie.