Traumberufe in Unna
Raumausstatter –
Sattler und Schneider
(m/w/d)
Das Raumausstatter, Sattler und Schneider-Handwerk
präsentiert von
Markus Heubel und sein Team sind die Experten, wenn es um die Aufarbeitung von Oldtimern geht. Leder in den verschiedensten Varianten, Stoffe und Teppiche warten im Lager der Heubel GmbH auf ihren Verwendungszweck. Foto: Starb
Klassisches Handwerk, moderne Herangehensweisen
In der Heubel GmbH trifft die Arbeit des Sattlerhandwerks auf neue Produktideen und Vertriebswege in aller Welt.
Tradition und Moderne – in wohl wenigen Bereichen treffen diese beiden Begriffe so sehr aufeinander wie im Handwerk. Auf der einen Seite stehen Handgriffe und Herangehensweisen, die sich über viele Jahrzehnte, teils Jahrhunderte bewährt haben, auf der anderen Seite weiß man um die wertvolle Unterstützung durch moderne Maschinen und neue Absatzwege. Im Spannungsfeld dieser Bereiche kennt Markus Heubel sich bestens aus, in zweiter Generation leitet er die Heubel GmbH im Norden Holzwickedes. In der Sattlerei und Polsterei treffen internationale Vertriebswege auf klassische Handwerksarbeiten vor Ort.
Für den eingeschlagenen Weg war Markus Heubel hauptverantwortlich, als er in den Betrieb des Vaters einstieg. Heinz Heubel legte 1963 mit dem Schritt in die Selbstständigkeit den Grundstein für das heutige Unternehmen. Knapp 25 Jahre später folgte dann der Umzug nach Holzwickede, wo der Betrieb auch heute noch ansässig ist – wenn auch an einem neuen Standort. Doch nicht nur der Firmensitz, sondern auch die Ausrichtung veränderte sich. Kurz vor dem Start in das neue Jahrtausend begann 1999 bereits ein neues Kapitel der Unternehmensgeschichte: der Aufbau eines weltweiten Vertriebsnetzwerkes. „Das betrifft zum Beispiel Cabrioverdecke oder Teile für Oldtimer. Die liefern wir montagefertig an die Kunden und das weltweit. Ein großer Markt ist die USA, gerade bei Teilen für Mercedes-Modelle“, gibt der Inhaber einen kleinen Einblick in den Geschäftszweig.
Wie umfangreich und vielseitig dieser Geschäftszweig tatsächlich ist, wird beim Blick in die Kataloge und Musterbücher deutlich. Für nahezu jedes Modell gibt es verschiedene Formen und Materialien, mit denen die Kunden ihre Fahrzeuge bis hin zur jeweiligen Naht originalgetreu restaurieren können. Das erfordert im Umkehrschluss natürlich eine Vielzahl an Materialien, um Farben und Werkstoffe passend anbieten zu können. Teppiche, Stoffe, Kunstleder und Echtleder stapeln sich im Lager und haben auf dem Weg dorthin teils schon eine weite Reise hinter sich. „Für das Echtleder arbeiten wir mit verschiedenen Gerbereien zum Beispiel in Schottland zusammen.“
In der betriebseigenen Autosattlerei werden Fahrzeuge fachkundig aufgearbeitet. Foto: Starb
Materialsuche wird zur Detektivaufgabe
Zum Teil wird die Suche nach den gewünschten Materialien jedoch zur Detektivaufgabe, manche Stoffe sind nur noch als Restposten erhältlich, deren Anzahl immer geringer wird. An anderer Stelle hat die technische Entwicklung neue Fertigungsmethoden hervorgebracht, die Werkstoffe aus der industriellen Produktion verdrängten. Für Autositze greift man heutzutage auf Schaumstoffe zurück, zur Entstehungszeit manch eines Oldtimers waren die noch aus Kokosfasern. Dementsprechend findet sich auch hier eine passende Auswahl der deutlich formbeständigeren Sitzpolster neben ihren moderneren Vettern, mit denen sich wiederum andere Fahrzeuge originalgetreu restaurieren lassen.
Vielfältige Angebote in der Heubel GmbH
Verwendung finden die Materialien aber längst nicht nur im Vertrieb, denn dieser ist gerade einmal eine von mehreren Säulen, auf denen die Heubel GmbH aufgebaut ist. 16 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, unter anderem auch in der Autosattlerei. Denn die Ursprünge des Unternehmens sind keinesfalls vergessen und die handwerkliche Qualität bleibt bei den Kunden gefragt. Ein neues Interieur, ein neuer Lederbezug für das Lenkrad oder die Aufarbeitung der Sitze – die Aufgaben sind vielseitig und je nach Modell ist die konkrete Ausführung eine andere. „Hierbei stehen schon die Oldtimer im Fokus, mit dem Schwerpunkt auf der Innenausstattung. Viele Besitzer sehen ihre Fahrzeuge schon als Wertanlage und investieren entsprechend“, berichtet Markus Heubel.
Vor diesem Hintergrund ist es dann auch keine große Überraschung, dass der Betrieb für junge Menschen auf der Suche nach der beruflichen Zukunft im Handwerk zwei verschiedene Bereiche anbietet. Neben der Ausbildung zum Fahrzeugsattler bietet der Vertriebszweig die Möglichkeit, Kaufleute für Büromanagement auszubilden. Razmik Movsisyan hat letzteren Weg gewählt und erst kürzlich seine Gesellenprüfung bestanden. In den knapp drei Jahren zuvor lernte er alles Wissenswerte für die Abläufe im Vertrieb, aber auch eben auch darüber hinaus. „Es hat mir sehr gut gefallen, dass ich die verschiedenen Abteilungen kennenlernen konnte. Das war nicht nur eine Abwechslung, sondern man hat auch neue Dinge gelernt. Zum Beispiel, was passiert, wenn Ware für das Lager ankommt oder wir sie an den Kunden schicken“, blickt er auf seine Ausbildung zurück. Neben dem Wissen, das in der Berufsschule und bei Lehrgängen der Handwerkskammer vermittelt wurde, waren es insbesondere die Kollegen, die ihre Erfahrungen und ihr Wissen jederzeit weitergaben. „Es ist ein wirklich gutes Team“, lautet sein Lob an die erfahrenden Kollegen.
Zur Ausbildung gehörte für Razmik Movsisyan allerdings noch ein weiterer Geschäftszweig – der Bereich „Cargocover“ und damit die dritte Standsäule der Firma. Dahinter steht ein spezielles Angebot an Hundebesitzer, die ihre vierbeinigen Lieblinge sicher und zugleich tierfreundlich im Auto transportieren möchten. Die genutzten Materialien sind eigens dafür entwickelt worden, pflegeleicht und unempfindlich gegen Nässe zu sein. Den Vierbeiner nach dem Waldspaziergang als Beifahrer im Auto zu haben endet auf diese Weise nicht in einer größeren Reinigungsaktion. Zugleich ist das Material aber so gestaltet, dass es sich bei Sonneneinstrahlung nicht aufheizt und die Tiere zudem darauf Halt finden. Verschiedenste Bereiche des Fahrzeugs, beispielsweise die Rückbank oder der Kofferraum, lassen sich auf diese Weise für Tierhalter umgestalten. „Wir haben den Bereich schon seit sieben, acht Jahren und uns durch zufriedene Kunden einen Namen gemacht. Und es ist ein Markt mit Zukunft, denn das Interesse an Hunden wird immer größer und gleichzeitig sind wir unabhängig von den Entwicklungen der Autotypen. Es ist egal, ob es ein Diesel oder ein Elektroauto ist“, sieht Markus Heubel ein großes Zukunftspotenzial in diesem Bereich.
Doch diese Einschätzung beschränkt sich nicht allein auf diesen Bereich, sondern gilt auch generell für sein Handwerk. „Man hat Perspektiven, weil unsere Arbeit immer gefragt ist. Und wenn man nicht im Handwerk bleiben, sondern in die Industrie gehen möchte, bieten sich auch da gute Perspektiven. Die Zulieferer für die Autoindustrie brauchen fähige Menschen, die ihre Design-Ideen praktisch zu Prototypen umsetzen können. Und das ist dann wieder das Sattlerhandwerk.“
Auch die Zukunft der Heubel GmbH als Familienunternehmen ist gesichert. Mit Sohn Henning ist bereits die dritte Generation im Betrieb tätig und bereit, der Zukunft den eigenen Stempel aufzudrücken.
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3 gute Gründe
… Clemens Köhler, Obermeister der Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe
Herr Köhler, warum empfehlen Sie eine Ausbildung zum Raumausstatter-, Sattler- und Schneider?
Köhler: „Als Raumausstatter ist man der textile Einrichter unter den Handwerkern, aber nicht nur. Sonnenschutz im Innen- und Außenbereich sowie Bodenbelagsarbeiten gehören genauso wie die Fensterdekoration und Polsterarbeiten dazu. Die Vielfältigkeit der Aufgaben, die immer mit der Verschönerung der Wohnung im In- und Outdoorbereich zusammenhängen, macht unser Handwerk attraktiv.“
Das klingt spannend. Welche Fähigkeiten sollten die Menschen mitbringen, wenn sie Raumausstatter-, Sattler- und Schneider werden wollen?
Köhler: „Man muss Spaß haben am Umgang mit Stoffen und Farben und natürlich mit Menschen. Bei uns geht es in erster Linie um die handwerkliche Umsetzung von Kundenwünschen und das geschieht weniger am Schreibtisch. Der Umgang mit der Nähmaschine und der Bohrmaschine schließen sich in unserem Beruf oft nicht aus.
Was sind die Hauptaufgaben eines Raumausstatter-, Sattler- und Schneider?
Köhler: „Es gibt Unternehmen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Hauptaufgabe kann das Aufarbeiten von Polstermöbeln sein oder die Anfertigung und Pflege von Fensterdekorationen. Das Verlegen von Teppichböden oder Designbelägen genauso wie das Anbringen von Markisen, Jalousien und Plissees gehören zur Aufgabe eines Raumausstatters.“
Clemens Köhler
Bahnhofstraße 23
59469 Ense
Tel. 02938 49220
Die fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer
3 Jahre
Vergütung monatlich:
570 € im 1. Lehrjahr
650 € im 2. Lehrjahr
750 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlossene Ausbildungsverträge
in 2020 in der Innung Hamm
3 (1. Lehrjahr) / 10 insgesamt
Berufsschulstandort:
Dortmund bzw. Recklinghausen
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die „Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe“ 71 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen.
Der Beruf in aller Kürze
Raumausstatter/innen gestalten Wohn- und Geschäftsräume und beraten hinsichtlich der Gestaltung und Materialwahl. Sie planen die Raumausstattung nach den Wünschen des Kunden und bereiten diese vor. Sie ermitteln Kosten und besorgen nach Auftragsabschluss die benötigten Materialien, mit denen sie private/gewerbliche Räumlichkeiten gestalten. Sie bereiten die Untergründe vor, verlegen Bodenbeläge, kleiden Wände und Decken mit Stoffen und Tapeten aus, montieren Sicht- und Sonnenschutzanlagen und dekorieren die Räume. Darüber hinaus beziehen sie Polstermöbel neu und führen erforderliche Reparaturen durch.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Fahrzeugsattlerei beziehen und polstern Autositze, bringen Inneneinrichtungen für Fahrzeuge an, montieren Verdecke für Cabriolets sowie Planen für Lkws. Beschädigte und alte Ausstattungen reparieren und restaurieren sie.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Feintäschnerei fertigen Koffer, Taschen, Kleinlederwaren und ähnliche Artikel aus Leder und Textilien an. Dabei achten sie auf modische und funktionale Aspekte. Zudem reparieren Sattler und Sattlerinnen beschädigte Artikel.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Reitsportsattlerei stellen Sättel, Geschirre und andere Reitsportartikel her, passen sie an und reparieren sie.