Traumberufe in Hamm
Raumausstatter,
Sattler und Schneider
(m/w/d)
Seit vielen Jahren ein eingespieltes Team: Die versierte Arbeit von Tillmann Raum und Textil in Hamm-Rhynern hat sich rumgesprochen – bis an die Nordsee und ins Ausland. Foto: Jörg Beuning
Vielfalt in Farbe, Form und Stil
Raumausstatter-Meister Stephan Tillmann liebt die Abwechslung seines Berufes
Von Peter Körtling
Schon der Blick in das Geschäft von Raumausstattung Tillmann, Alte Salzstraße 8 in Hamm-Rhynern, ist beeindruckend: Mehr als 20 000 Stoffe, eine eigene Polsterei und vieles mehr wirken absolut harmonisch. Doch ob modern oder klassisch – jeder Kunde hat andere Wünsche, und Stephan Tillmann und sein Team sind richtige Experten, wenn es darum geht, diese umzusetzen.
„Genau das macht den Reiz unseres Handwerks aus“, sagt Stephan Tillmann. Buchstäblich jeden Tag auf andere Menschen zu treffen, andere Stile aufzugreifen und umzusetzen – das sorge dafür, dass der Beruf des Raumausstatters so herrlich vielfältig ist. Alles beginnt mit der kompetenten und einfühlsamen Beratung: „Wir gestalten schließlich Räume, in denen sich die Bewohner, Mitarbeiter oder auch Kunden unserer Auftraggeber wohlfühlen sollen“, erklärt der Meister. Das gelingt dem Traditionsunternehmen seit Jahrzehnten.
Ein echtes Handwerk
Mit seinem Angebot hat sich das über 50 Jahre bestehende Familienunternehmen auch überregional einen guten Ruf erarbeitet: Von Werne bis Werl, in Lippetal und Melle sitzen die Kunden – und wenn es um ein anspruchsvolles Ferienhaus geht, dann liefern Tillmann und seine Mitarbeiter auch schon mal an die Nordsee, nach Norwegen oder in die Schweiz. Dabei arbeitet das Traditionsunternehmen in ganz verschiedenen Bereichen: Neben gepflegten Wohnbereichen in unterschiedlichen Stilen gehören Praxen, öffentliche Einrichtungen und Fitness-Studio-Ketten zum Kundenstamm.
„So wünschte sich beispielsweise ein Fitness-Studio eine optische Trennung von Frauen- und Männerbereich, jeweils gestaltet mit einer monochromen Farbe“, erzählt Stephan Tillmann, der seinen Betrieb vom Vater übernommen hat. Neben dem sicheren Gespür für Farben darf nicht vergessen werden, dass es sich immer noch um einen Handwerksberuf handelt: „Als Raumausstatter muss man auch mal zupacken können.“ Große Teppiche, Fußböden und Spachtelmasse – und auch Sofas und Möbel – kämen ja nicht von selbst in die Wohnung.
Das werde durch wirklich individuelles Können ergänzt, sei es beim Nähen von Gardinen oder beim Anpassen eines individuellen Sonnen- oder Insektenschutzes. Von der praktischen Ausstattung über die Stilformen bis zu den aktuellen Modetrends muss der Raumausstatter von heute sehr breit aufgestellt sein. „So ist auch das Thema Nachhaltigkeit und Gesundheit ein Bestandteil unserer Arbeit“, sagt Tillmann, der 1994 seine Meisterprüfung ablegte und anschließend noch auf Sylt und im Sauerland Erfahrungen sammelte. In seiner Polsterei werden schon seit Jahrzehnten alte und junge Schätze neu bezogen. „Das ist Nachhaltigkeit der ersten Stunde.“
Stephan Tillmann und sein Team arbeiten mit schönen – und mittlerweile oftmals nachhaltigen – Materialien. Foto: Tillmann
Welche Materialien allergieverträglich sind, welche Stoffe einen integrierten Mottenschutz haben und was nachhaltig ist, das beschäftige die Kunden heutzutage ganz selbstverständlich. „So sind pflegeleichte Vinylböden immer noch ganz stark, aber auch Teppichböden erleben eine echte Renaissance“, verrät der Fachmann.
Ob Gardine, Teppichboden, Kissen oder Polster – alles wird per Hand bearbeitet. Foto: Tillmann
Gardinen aus recycelten PET-Flaschen
Darauf stellen sich die qualitativ hochwertigen Hersteller ein – mittlerweile werden auch Gardinen und Teppiche aus recycelten PET-Flaschen angeboten. Im Innen- wie im Außenbereich verschönern Teppiche Lebensräume, mit professioneller Beratung findet jeder den richtigen für seine jeweiligen Anforderungen. Die Akustik spielt hierbei eine immer größere Rolle, ebenso sind handgewebte Teppiche aus Naturfasern mit unaufgeregtem Charakter und dezenten Naturfarben stark im Kommen.
Ob Sisal oder Wolle, feinste Stoffe, Leder, Kunststoffe, Schaumstoffe oder auch Spachtelmasse und Kleber: Die Materialien, mit denen sich ein Raumausstatter auskennen muss, sind ebenso vielfältig. Dazu braucht er ein breites Wissen um Farben und ihre Wirkung sowie um Gesundheits- und Nachhaltigkeitsaspekte. „Diese Herausforderungen wollen täglich aufs Neue bewältigt werden“, erklärt der Meister.
„Wer sich für die Ausbildung zum Raumausstatter interessiert, muss ein Allrounder sein“, sagt Stephan Tillmann. „Farbgefühl, Fingerfertigkeit, die Bereitschaft zuzupacken – das alles braucht man in diesem Beruf.“ Wichtig sind darüber hinaus Umgangsformen und Empathie: „Schließlich lassen uns die Kunden in ihr Allerheiligstes.“ Langweilig wird es nicht, kein Auftrag ist wie der andere. Doch gerade diese Vielfalt und Abwechslung schätzt er an seinen Beruf.
Informationen zu deinem Traumberuf
3 gute Gründe
… Clemens Köhler, Obermeister der Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe
Welchen Beitrag leisten Raumausstatter, Sattler und Schneider, um das Klima zu schützen?
Klimaschutz heißt Energie sparen und dazu tragen alle Maßnahmen bei, die Wärme im Haus regulieren können. Dazu gehören vor allem Vorhänge und Sonnenschutz-Produkte wie Wabenplissees, die verhindern, dass sich die Wohnung im Sommer unnötig aufheizt und womöglich mit Klimageräten heruntergekühlt werden muss. Außerdem ermöglichen sie in der kalten Jahreszeit, dass die Wärme im Raum bleibt und nicht ungehindert nach außen gelangt.
Welchen Stellenwert hat der Themenkomplex Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Regionalität in der Berufsausbildung von Raumausstattern, Sattlern und Schneidern?
Die angesprochenen Themen beschäftigen unsere Kunden und beeinflussen auch die entsprechenden Aufträge und somit die Ausbildung. Die Polstereien spüren beispielsweise, dass das Thema Nachhaltigkeit die Sache dort auf den Punkt trifft. Sitzmöbel werden nicht einfach entsorgt, sondern erleben durch die Arbeit des Polsterers eine weitere Nutzung. Bei der großen Auswahl an Bezugsstoffen macht es dem Kunden richtig Spaß, hier für einen geringen Ressourcenverbrauch zu sorgen.
Wie hat sich das Berufsbild von Raumausstattern, Sattlern und Schneidern in den vergangenen Jahren verändert?
Wenn es um die Fenstermode geht, sind große Stoffmengen und geschwungene Bogen- und Raffdekorationen weniger gefragt, aber nicht die textile Einrichtung an sich. Stoffe werden gezielt eingesetzt – auch um die Raumakustik zu verbessern. Da hat sich das Berufsbild schon verändert und erweitert – genauso wie beim Sonnenschutz durch seine mittlerweile sehr große Vielfalt an technischen Möglichkeiten und Steuerungen.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
650 € im 1. Lehrjahr
740 € im 2. Lehrjahr
840 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge
in 2021:
6 (1. Lehrjahr) / 13 insgesamt
Berufsschulstandort:
Dortmund bzw. Recklinghausen
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die „Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe“ 68 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen (Kreise Soest und Unna sowie Stadt Hamm).
Der Beruf in aller Kürze
Raumausstatter/innen gestalten Wohn- und Geschäftsräume und beraten hinsichtlich der Gestaltung und Materialwahl. Sie planen die Raumausstattung nach den Wünschen des Kunden und bereiten diese vor. Sie ermitteln Kosten und besorgen nach Auftragsabschluss die benötigten Materialien, mit denen sie private/gewerbliche Räumlichkeiten gestalten. Sie bereiten die Untergründe vor, verlegen Bodenbeläge, kleiden Wände und Decken mit Stoffen und Tapeten aus, montieren Sicht- und Sonnenschutzanlagen und dekorieren die Räume. Darüber hinaus beziehen sie Polstermöbel neu und führen erforderliche Reparaturen durch.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Fahrzeugsattlerei beziehen und polstern Autositze, bringen Inneneinrichtungen für Fahrzeuge an, montieren Verdecke für Cabriolets sowie Planen für Lkw. Beschädigte und alte Ausstattungen reparieren und restaurieren sie.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Feintäschnerei fertigen Koffer, Taschen, Kleinlederwaren und ähnliche Artikel aus Leder und Textilien an. Dabei achten sie auf modische und funktionale Aspekte. Zudem reparieren Sattler und Sattlerinnen beschädigte Artikel.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Reitsportsattlerei stellen Sättel, Geschirre und andere Reitsportartikel her, passen sie an und reparieren sie.
Weitere Infos zu den Berufen: www.zvr-info.de