Traumberufe in Hamm
Stuckateur
(m/w/d)
Ausbilder Jürgen Bielefeld beobachtet Stuckateur-Azubi Marwin Faqi dabei, wie er die Ecken der Kapitellprofile mit Stuckspachtel von Hand schließt und beiarbeitet, die im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung der Stuckateure entstanden ist.
Kürzere Wege für angehende Stuckateure
Überbetriebliche Ausbildung ist erstmals im BBZ in Soest möglich
Was haben angehende Fliesenleger, Maurer, Zimmerer und Stuckateure im Kreis Soest gemeinsam? Sie alle machen im ersten Lehrjahr einen Teil ihrer Ausbildung zusammen. In der Berufsschule ist das bereits seit einigen Jahren in Soest üblich, bei der überbetrieblichen Ausbildung ist das erst seit diesem Ausbildungsjahr möglich.
Bisher mussten die Stuckateure für den überbetrieblichen Teil bis zum Berufsbildungszentrum (BBZ) nach Iserlohn fahren, doch seit dem 1. August verfügt das BBZ in Soest über die entsprechenden Räumlichkeiten, den überbetrieblichen Teil der Ausbildung zum Stuckateur komplett in Soest durchzuführen. Das macht die Ausbildung zum Stuckateur im Kreis Soest attraktiver, hat aber auch für die künftigen Fliesenleger, Maurer und Zimmerer Vorteile.
„Im ersten Ausbildungsjahr machen die Azubis dieser vier Berufe eine kleine Rundreise in unseren Räumlichkeiten im BBZ, um die jeweils anderen Gewerke kennenzulernen, denn vieles ist miteinander verzahnt.“ Diese vier Berufe gehören – wie auch der Dachdecker – zum sogenannten Bauhauptgewerbe, mit denen die Gewerke bezeichnet werden, die unter anderem für den Bau von Gebäuden benötigt werden. „Bei einem Gebäude kommt als Erstes der Maurer, gefolgt vom Zimmerer, dann kommt der Stuckateur für den Innen- und Außenputz und nach ihm der Fliesenleger“, sagt Lehrlingswart Niklas
Kuhnert, „und wenn anschließend noch Decken oder Wände gestaltet werden sollen, kommt erneut der Stuckateur.“
„Es ist sinnvoll, dass die Azubis über den Tellerrand schauen und in die Aufgaben der anderen Gewerke hineinschnuppern können“, erklärt Jürgen Bielefeld. Der Stuckateurmeister, der über 25 Jahre lang einen eigenen Betrieb geleitet hat, arbeitet seit dem 1. Juli als überbetrieblicher Ausbilder beim BBZ in Soest. „Auf den Baustellen arbeiten die Mitarbeiter der einzelnen Gewerke auch Hand in Hand und da hilft es enorm, wenn man ein Grundverständnis von der Arbeit der anderen am Bau beteiligten Handwerker hat.“
Die Maurer, Fliesenleger und Zimmerer, die im ersten Lehrjahr die Aufgaben des Stuckateurs kennenlernen, sind in der Regel überrascht, wie vielfältig dessen Aufgaben sind. „Viele verbinden mit dem Stuckateur immer noch reine Stuckarbeiten“, sagt Niklas Kuhnert. Der 25-jährige Stuckateurmeister kann sich noch gut an seine eigene Ausbildung im elterlichen Betrieb erinnern. „Wenn ich erzählt habe, welche Arbeiten ich als Stuckateur erledige, waren die meisten meiner Freunde sehr überrascht.“
Diese Erfahrung macht auch Jürgen Bielefeld immer wieder. „Mich hat auch schon ein Maurer-Azubi im ersten Lehrjahr gefragt, ob er kurzfristig die Ausbildung wechseln könne, da er lieber Stuckateur lernen möchte, weil ihn die Vielfältigkeit der Tätigkeiten so begeistert hat.“ Der 58-Jährige hat 2018 seinen Stuckateurbetrieb, den er 1991 von seinen Eltern übernommen hatte, an seinen Sohn weitergegeben.
Seit Mitte dieses Jahres widmet er sich nach 40 Jahren Berufserfahrung als Stuckateur ganz dem Thema Ausbildung. „Herr Bielefeld nimmt sich viel Zeit, um uns alles genau zu zeigen, geht dabei auf unsere Fragen und Vorschläge ein und gestaltet den Unterricht sehr interessant“, berichtet Stuckateur-Azubi Marwin Faqi und ergänzt: „Er hat einfach eine tolle Art und auch durch seine Erfahrung profitieren wir. Wir verbessern wir uns täglich und das macht einfach Spaß.“
Stuckateur-Azubi Iwan Kuprianov (rechts) und Maurer-Azubi Elias Glock lernen, was es beim Trockenbau zu beachten gibt. Lehrlingswart und Stuckateurmeister Niklas Kuhnert gibt Tipps.
Und zu lernen gibt es während der Ausbildung unglaublich viel. „Der Stuckateur ist unheimlich breit aufgestellt“, erzählt Jürgen Bielefeld weiter, „er macht Trockenbau, Innen- und Außenputze, Wandgestaltungen mit verschiedenen Putzarten und Spachteltechniken, Deckengestaltungen mit Profilierung, Wärmedämmverbundsysteme und vieles mehr.“
Auch die Themen Ökologie und Umweltschutz seien für angehende Stuckateure wichtig, denn moderne Wärmedämmverbundsysteme verbessern die Klimabilanz von Gebäuden deutlich und Lehm ist als nachhaltiger Baustoff immer gefragter. „Stuckateure setzen beispielsweise Lehmbauplatten statt Gipskarton ein“, sagt Jürgen Bielefeld, „sie machen aber auch ganze Konstruktionen aus Holz, setzen anschließend Lehmbauplatten davor, verputzen diese mit Lehmputz und sorgen mit Lehmfarben bei der Gestaltung ein – alles komplett ökologisch.“
Auch für die fertigen Stuckateure, die nach Ausbildung und Gesellenjahren ihren Meister dranhängen möchten, gibt es etwas Neues. Denn am 3. Januar startet der erste Stuckateurmeisterkurs im neu entstandenen „Bauforum NRW“ in Holzwickede. Dort gibt es neben einem neuen Schulungszentrum ein eigenes Betonlabor, das zugleich als anerkannte Prüfstelle fungiert. Die Stuckateurgesellen können ihr Können künftig in der neuen Stuckateurhalle unter Beweis stellen.
Informationen zu deinem Traumberuf
3 Fragen an …
… Uwe Kückelheim, Obermeister der Stuckateur-Innung Hellweg-Lippe
Welchen Beitrag leisten Stuckateure, um das Klima zu schützen?
Durch die Wärmedämmung der Häuser helfen wir dabei, Energie zu sparen. Außerdem vermeiden wir lange Transportwege, die das Klima belasten, in dem wir unsere Produkte größtenteils in der Region kaufen.
Welchen Stellenwert hat der Themenkomplex Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Regionalität in der Berufsausbildung von Stuckateuren?
Der Themenkomplex hat einen hohen Stellenwert. Durch die verschiedenen Berechnungen – zum Beispiel bezüglich der Wärmedämmung – kommen Stuckateur-Azubis schon früh in Kontakt mit dieser Thematik.
Wie hat sich das Berufsbild von Stuckateuren in den vergangenen Jahren verändert?
Der technische Fortschritt – zum Beispiel in Bezug auf die von uns eingesetzten Maschinen – hat unsere Arbeit als Stuckateure deutlich vereinfacht.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
905 € im 1. Lehrjahr
1230 € im 2. Lehrjahr
1495 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge
in 2021:
2 (1. Lehrjahr) / 14 insgesamt
Berufsschulstandort:
Hagen/ Gelsenkirchen
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die „Stuckateur-Innung Hellweg-Lippe“ 21 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen.
Der Beruf in aller Kürze „Stuckateure“
Stuckateure und Stuckateurinnen geben Häusern und Räumen ihr individuelles Aussehen, sei es im Innenausbau oder bei der Arbeit an der Fassade. Sie verputzen Rohbauten, bauen leichte Trennwände aus Metallprofilen und Gipskartonplatten ein, montieren Fertigteildecken und -wände oder Fassadenverkleidungen. Dabei bringen sie auch Dämmmaterialien zum Schallschutz oder zur Wärmedämmung an.
Fassaden und teilweise auch Innenwände oder Decken schmücken sie mit Stuckarbeiten wie Gesimsen, Rosetten oder Säulenkapitellen. Sie arbeiten nicht nur an Neubauten mit, sondern renovieren und restaurieren auch Altbauten und können in der Denkmalpflege tätig sein.
Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeits- und Berufswelt kann Aufgabenfelder und Anforderungsprofile verändern. Es eröffnet sich für Stuckateure und Stuckateurinnen ggf. die Chance, sich mit folgenden Technologien, Verfahren oder Systemen zu befassen:
– 3-D-Druck (z.B. Stuckprofile mit einem 3-D-Drucker herstellen)
– 3-D-Laserscanning (z.B. eine Wand mithilfe eines Laserscanners vermessen)
– Apps für Planung und Aufmaß (z.B. die zu verputzenden Wände einmessen und die erhaltenen Daten versenden)
– Augmented-Reality-Visualisierung (z.B. über eine AR-Ansicht mittels Tablet dem Kunden vor Ort die geplanten Stuckarbeiten zeigen; Datenbrillen nutzen, um über eine AR-Ansicht den exakten Anbringungsort von Stuckverzierungen anzusehen)
– Color Reader (z.B. mithilfe eines mobilen Geräts die Farben des gewünschten Verputzes scannen und bestellen)