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Nachhaltigkeit aus Tradition

Langlebige Produkte und ein nachwachsender Rohstoff sind wichtige Elemente der Arbeit in der Tischlerei Rieker in Werne.

In den vergangenen Jahren ist ein Thema immer stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und zum Schlagwort vieler Diskussionen geworden: Nachhaltigkeit. Je nach Themenbereich wurden damit verschiedenste Wünsche und Anforderungen verbunden, beispielsweise Langlebigkeit bei Produkten, aber auch deren ressourcenschonende Herstellung.

Mit Präzision und Erfahrung schaffen Tischlermeister Dirk Rieker und sein Team Kunstwerke aus Holz. – Foto: Rieker

Mit Präzision und Erfahrung schaffen Tischlermeister Dirk Rieker und sein Team Kunstwerke aus Holz. – Foto: Rieker

Ein Handwerk, das diese Wünsche aus Tradition heraus umsetzt, ist das Tischlerhandwerk. Seit jeher trifft ein regenerativer Werkstoff hierbei auf Handwerksarbeit, die langlebige Qualität garantiert. Das gilt natürlich auch dieser Tage, beispielsweise in der Tischlerei Rieker in Werne. „Es ist natürlich unser Anspruch, eine entsprechende Qualität zu fertigen, die lange besteht. Diese Langlebigkeit war schon immer Programm“, erläutert Anja Rieker. Ihr Ehemann Dirk Rieker leitet den Betrieb, sie selbst unterstützt dabei tatkräftig und hat auf diese Weise selbst miterlebt, dass das Interesse an der Arbeit der Tischlerei in den vergangenen Jahren angestiegen ist. „Wir erleben schon, dass es eine größere Nachfrage gibt, vor allem an Massivholzmöbeln. Die Leute achten wieder mehr darauf, dass ihre Möbel nicht nur einige Jahre halten sollen.“

Der Möbelbau ist einer von zwei Bereichen, mit denen sich der Arbeitsalltag der Tischlerei befasst, komplettiert wird das Portfolio durch den Bereich Trockenbau. War dieser besonders bei gewerblichen Auftraggebern oder auch der öffentlichen Hand gefragt, so waren die Handwerksexperten von Rieker in den beiden Vorjahren vermehrt auch bei Privatkunden im Einsatz. „Während Corona war bei vielen Kunden plötzlich der Bedarf an zusätzlichem Wohnraum da, um sich einen Bereich für die Arbeit im Homeoffice einzurichten. Dafür musste dann zum Beispiel das Dachgeschoss ausgebaut werden und diesen Innenausbau haben wir dann übernommen“, berichtet Anja Rieker. Von Böden, über Treppen und Türen bis hin zu individuell gefertigten Möbeln – an dieser Stelle konnte die Tischlerei Rieker mit ihrem breiten Angebotsspektrum, aber auch mit ihrer langjährigen Erfahrung punkten. Alles aus einer Hand, verbunden mit einem Service, der von der ersten Beratung über die Planung bis zur letztendlichen Fertigstellung geht, erfreute nicht nur die Kunden, sondern zeigte auch die Vorteile eines Handwerksbetriebes auf.

Denn die Kombination aus einem umfassenden Service und Qualitätsarbeit überzeugt, insbesondere dann, wenn der Ansprechpartner auch noch in der eigenen Nachbarschaft beheimatet ist. Und auch dieser Punkt trifft bei der Tischlerei Rieker zu – wenn auch mit der Zusatzinformation, dass sie früher einmal anders hieß. Gegründet wurde sie als Tischlerei Micke Ende der 1960er-Jahre und ist damit eines von vielen Werner Traditionsunternehmen. Hier lernte auch Dirk Rieker das Tischlerhandwerk, ehe er anderenorts Erfahrungen sammelte und die Meisterschule besuchte. Vor fast 30 Jahren führten die Wege dann wieder zusammen. „Mein Mann hat die Tischlerei 1996 übernommen. Für den Betrieb wurde zu dem Zeitpunkt ein Nachfolger gesucht, er wollte sich zu dieser Zeit selbstständig machen, es passte einfach zusammen“, erinnert sich Anja Rieker.

Ging es zunächst noch am alten Standort an der Horster Straße weiter, folgte dann der Umzug an den heutigen Standort im Nordlippepark. „Der Pachtvertrag lief über zehn Jahre und gegen Ende stand dann die Überlegung an, wie es weitergeht. Da wir uns vergrößern wollten, haben wir uns im Nordlippepark dann direkt ein Grundstück für einen Neubau gesichert“, berichtet Anja Rieker. Dort entstand dann die heutige Tischlerei mit rund 800 Quadratmetern Werkstattfläche und zusätzlichen 100 Quadratmetern Ausstellung, in der sich die Kundinnen und Kunden ein Bild von der Arbeit der Holzexperten machen können. Dieser Tage weist die Tischlerei aber noch eine Besonderheit auf: Sie ist nahezu energieautark. „Wir arbeiten natürlich ressourcenschonend, also mit wenig Verschnitt, aber dennoch fallen natürlich Holzreste an. Die werden dann zu Hackschnitzeln weiterverarbeitet, die wir dann wiederum im Winter zum Heizen benutzen. Außerdem haben wir eine große Fotovoltaikanlage, die unseren Strombedarf abdeckt.“

Mit Holz als nachwachsendem Rohstoff und der langlebigen Qualität tragen die Möbel der Tischlerei einen Beitrag zur Nachhaltigkeit bei. – Foto: Rieker

Mit Holz als nachwachsendem Rohstoff und der langlebigen Qualität tragen die Möbel der Tischlerei einen Beitrag zur Nachhaltigkeit bei. – Foto: Rieker

 

Genutzt wird der Strom allem voran für die tägliche Arbeit mit den Maschinen, denn ohne die geht es natürlich auch in einem traditionellen Handwerksberuf nicht mehr. Die romantische Vorstellung des Tischlers, der den ganzen Tag nur mit dem Handhobel arbeitet, passt nicht mehr in die Zeit, ist in manchen Köpfen aber noch immer vorhanden – auch beim potenziellen Berufsnachwuchs. „Manchmal ist das Bild noch zu romantisch. Ein Tischler arbeitet nicht die ganze Zeit nur an hübschen Einzelstücken, es gehören auch andere Arbeiten dazu. Daher setzen wir auf Praktika, damit man den Beruf einmal kennenlernt“, beschreibt Anja Rieker die Herangehensweise bei der Suche nach dem Berufsnachwuchs. Der ist zahlreich, nicht nur im eigenen Betrieb, der in der Regel immer alle drei Lehrjahre besetzt hat. Noch immer gibt es mehr Bewerber als freie Ausbildungsplätze, noch immer ist das Handwerk attraktiv – das erlebt Dirk Rieker nicht nur in der Tischlerei, sondern auch in seinem Ehrenamt als Lehrlingswart der Tischler-Innung Unna.

Dieser Attraktivität liegt jedoch nicht nur an der spannenden Arbeit, auch die Möglichkeiten nach der Ausbildung tragen zur Beliebtheit bei. „Man kann Betriebswirt oder Gestalter im Handwerk werden, Studiengänge absolvieren oder die Meisterschule besuchen – das Handwerk bietet da viel. Manche wechseln auch erst einmal den Betrieb oder gleich die Region, um neue Eindrücke zu gewinnen.“ Auch das sind weitere Bausteine, die auch in Zukunft zur Attraktivität des Tischlerhandwerks beitragen.

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3 Fragen an …

Matthias Ernst

… Matthias Ernst, Obermeister der Tischler-Innung Unna

Welchen Beitrag leisten Tischler, um das Klima zu schützen?

Tischler schützen doppelt das Klima.

Zum einen in dem sie bei Kunden energetische Maßnahmen umsetzen, wie den Einbau von Fenstern und Türen mit hohem Dämmwert, so dass bei Kunden weniger Energie verbraucht wird und deswegen auch weniger klimaschädliche Emissionen verursacht werden.

Zum anderen stellen viele Betriebe auf erneuerbare Energien um und schaffen Elektrofahrzeuge an. Handwerker wollen da auch Vorreiter sein.

Welchen Stellenwert hat der Themenkomplex Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Regionalität in der Berufsausbildung von Tischlern?

Es ist schon so, dass wir die Azubis in diese Richtung trimmen. Vor dreißig Jahren wurde noch ganz anders gearbeitet. Wenn damals Elemente eingebaut wurden, und eine Fuge entstand war das keine große Sache. Heute ist durch das energetische Sanieren alles deutlich aufwändiger, und das ist auch gut so. Wenn heute eine Fuge zwischen Elementen entsteht, wird da zweimal Schaum darüber gesprüht und noch mit Klebebändern gearbeitet, damit alles dicht ist. Ziel ist ja, dass die Kunden nachher nicht nur sagen, das hat viel Geld gekostet, sondern dass sie auch merken, es hat auch was gebracht, für das Klima und auf Dauer auch für den Geldbeutel.

Nachhaltiger wird heute auch mit dem Altholz umgegangen. Als hier kürzlich ein Fachwerkhaus abgerissen wurde, hat jemand die alten Eichenholzbalken übernommen, um daraus Möbel zu machen. Teilweise werden aus Altholz ganze Gaststätten neu eingerichtet. Das alte Holz erfährt quasi eine zweite Geburt- als Werkstück oder auch, indem es als Brennholz zur Energieerzeugung genutzt wird. Früher wurde dieses Holz oft einfach geschreddert und abgefahren.

Wie hat sich das Berufsbild von Tischlern den vergangenen Jahren verändert?

 Technisch hat sich viel entwickelt. Es wird heute in CAD gezeichnet und mit CNC Maschinen produziert. Beispielsweise bei der Herstellung von Serienmöbeln. Und selbst wenn nicht alle Verfahren in allen Betrieben angewendet werden, erhalten die Auszubildenden in der Berufsschule doch das Wissen wie alles funktioniert. Dort ist CAD-Zeichnen Standard. Und sie können später in den verschiedenen Bereichen des Handwerks arbeiten. Wir Tischler haben den schönsten Beruf der Welt. Das sag´ ich und so leb´ ich auch (erleb´ ich es auch). Kann natürlich sein, dass andere Handwerker das auch von ihrem Beruf sagen….

Die Fakten zur Ausbildung

Ausbildungsdauer:

3 Jahre

 

Vergütung monatlich:

700 € im 1. Lehrjahr
810 € im 2. Lehrjahr
910 € im 3. Lehrjahr

 

Abgeschlosssene Ausbildungsverträge
in 2021:

26/ 76

Berufsschulstandort:

Unna

Weitere Zahlen:

Die Tischler-Innung Unna hat aktuell 95 Betriebee.

 

Der Beruf in aller Kürze „Tischler“

Ein Tischler baut Möbel, Inneneinrichtungen, Fenster, Türen sowie Messe- und Ladeneinrichtungen. Oft handelt es sich bei den Werkstücken um Einzelanfertigungen. Er arbeitet mit modernen, teilweise computergesteuerten Maschinen. Aber auch die Grundfertigkeiten Sägen, Hobeln, Schleifen und die Behandlung von Holzoberflächen müssen beherrscht werden.

Tischler bauen verschiedenen Erzeugnisse und reparieren beschädigte Möbel und andere Einrichtungsgegenstände.

Weitere Infos zur Ausbildung unter https://www.born2btischler.de/home/ 

Tischler-Innung Unna
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