Traumberuf
Zimmerer
(m/w/d)
Lange Tradition des Zimmerer-Handwerks
Bauen mit dem Rohstoff Holz – das ist die Kernkompetenz der Zimmerer (m/w/d). Die Fachleute fertigen zum Beispiel Dachstühle, Treppen, Balkone und Holzverschalungen für Betonteile. Die moderne Architektur setzt auf die Holzkonstruktionen der Zimmerer – etwa für Wohnhäuser, Brücken und Fachwerkbauten.
Zimmerer führen darüber hinaus Sanierungs- und Reparaturarbeiten an Holzkonstruktionen aus. Sie müssen bei komplizierten Bauplänen durchblicken und räumlich denken können – um dann für die Umsetzung mit Spezialwerkzeugen und technischen Fähigkeiten zur Tat zu schreiten.
Im Gespräch mit Julien Schottmüller und Maximiliane Meier-Uhlenburg
Handwerksbetriebe in deiner Region
stellen sich vor
Lebensräume aus Holz gestalten
Julien Schottmüller und Maximiliane Meier-Uhlenburg arbeiten bei materio am Lehrlingsprojekt mit
Dieser Geräteschuppen, an dem Maximiliane Meier-Uhlenburg und Julien Schottmüller gemeinsam arbeiten, ist ein Lehrlingsprojekt der angehenden Zimmerer bei materio. Fotos: Gabi Bender
von Gabi Bender
Noch bevor Maximiliane Meier-Uhlenburg ihre Ausbildung zur Zimmerin startet, darf sie schon bei einem Lehrlingsprojekt mitarbeiten. „Die Idee dabei ist, dass die Lehrlinge, bevor sie Geselle werden, schon mal ein eigenes Projekt erfolgreich umsetzen“, sagt Rolf Schottmüller, Geschäftsführer des Holzbau-Spezialisten materio.
Seitdem unterstützt die Deiringserin die sechs materio-Azubis dabei, einen Geräteschuppen für Spielgeräte zu bauen, der zu einer Kita nach Sundern geliefert wird. Die Holzrahmen-Module für die eigentliche Kita hat das Soester Unternehmen bereits in der rund 2.000 Quadratmeter großen Produktionshalle am Sälzer Weg gefertigt, geliefert und die Kita komplett aufgebaut. „Zuletzt haben wir alle vier Wochen eine Kita aufgestellt“, berichtet der 46-Jährige, der das Unternehmen gemeinsam mit Johannes Berger und Marcus Ricke leitet.
Einer der sechs Azubis ist Julien Schottmüller. Der angehende Zimmerer, der seine Lehrzeit aufgrund seiner guten Noten auf zweieinhalb Jahre verkürzen durfte, ist quasi im Unternehmen aufgewachsen. „Ich bin früher oft mitgekommen, wenn mein Vater ins Büro musste, bin in der Halle herumgelaufen und habe gefragt, ob ich irgendwo helfen kann“, erzählt der 19-Jährige. „Ich wollte schon von klein auf eine Ausbildung zum Zimmerer bei materio machen, habe aber trotzdem während meiner Schulzeit auch in andere Berufe wie den Garten- und Landschaftsbauer hineingeschnuppert.“ Doch schnell wurde ihm klar, dass Holz der Werkstoff ist, mit dem er arbeiten möchte. Somit entschied er sich, die Waldorfschule mit dem Realschulabschluss zu verlassen und die Ausbildung bei materio zu beginnen.
Bei Zimmerern ist echte Maßarbeit gefragt. Gemeinsam arbeiten Maximiliane Meier-Uhlenburg und Julien Schottmüller bei materio, was übersetzt „aus Holz gebaut“ bedeutet, an einem Geräteschuppen für eine Kita in Sundern. Fotos: Gabi Bender
Auch Maximiliane Meier-Uhlenburg kam erst durch Umwege zum Holzbau. „Nach dem Abitur habe ich erst ein Lehramtstudium angefangen, aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist“, so die 24-Jährige. Durch den besten Freund ihres Bruders, der seine Ausbildung zum Zimmerer bei materio gemacht hat, kam sie auf das Soester Unternehmen und bewarb sich dort. Schon während ihres Praktikums im November entschied sie sich, bis zum Ausbildungsbeginn im August weiter als Bauhelferin bei materio zu arbeiten. So sammelt die angehende Zimmerin schon jede Menge Erfahrung und packt auch regelmäßig beim Richten der Gebäude vor Ort mit an. „Auch beim Bau einer Kita in Arnsberg-Bachum habe ich sowohl bei der Produktion als auch später beim Richten mitgearbeitet“, erzählt Maximiliane Meier-Uhlenburg. „Das finde ich super, denn dann brauche ich während meiner Ausbildung nicht so viel nachzuholen, denn aufgrund meines Abiturs steige ich direkt ins zweite Lehrjahr ein.„
„Im ersten Lehrjahr waren wir nur rund ein bis zwei Monate im Betrieb“, erinnert sich Julien Schottmüller. „In der übrigen Zeit waren wir in der Berufsschule und der überbetrieblichen Ausbildung, die wir im BBZ in Soest absolvieren.“ Dort standen zunächst Sägeübungen auf dem Programm. „Zunächst trainieren die Azubis, von Hand gerade und danach schräg zu sägen. Später baut man Dächer im Kleinformat – unter anderem Satteldächer – und stellt eigene Giebelkonstruktionen her.“ Im zweiten Lehrjahr verbringen die angehenden Zimmerer rund die Hälfte der Zeit im Betrieb und den Rest in der Berufsschule und der Überbetrieblichen, während sie im letzten Lehrjahr fast ausschließlich im Ausbildungsbetrieb tätig sind.
Präzises Arbeiten und Teamwork sind bei den angehenden Zimmerern auch beim Sägen gefragt. Maximiliane Meier-Uhlenburg und Julien Schottmüller sind dabei schon ein eingespieltes Team bei materio, was übersetzt „aus Holz gebaut“ bedeutet. Fotos: Gabi Bender
Im Laufe ihrer Ausbildung erfahren die künftigen Zimmerer auch, was zu tun ist, wenn sie abrichten, abgraten, abreißen, anblatten oder anbolzen sollen, und wissen, was sich hinter technischen Fachbegriffen wie Aufschiebling, Bohle, Dachreiter, Dachstein, Dolle, Eckblatt, Geißfuß, Hexenschnitt, Hirnholz, Kamm, Kerve, Kuhfuß und Verfallung verbirgt. Im ersten Lehrjahr findet die schulische Ausbildung im Börde-Berufskolleg statt, im zweiten und dritten Jahr im Berufskolleg Meschede. „In Soest lernen wir gemeinsam mit weiteren Azubis aus dem Baugewerbe wie beispielsweise künftigen Fliesenlegern und Maurern von Grund auf, was beim Bau eines Hauses zu beachten ist„, so Julien Schottmüller. „Wir lernen unter anderem, welche Bodenbeschaffenheiten es gibt und worauf man beim Ausheben einer Baugrube achten muss. Außerdem erfahren wir, bei wie viel Grad Stein gebrannt wird. Im zweiten und dritten Lehrjahr sind wir dann unter uns und die Ausbildung wird immer holzspezifischer.“
Nach ihrer Ausbildung möchten die beiden erst einmal Erfahrung in ihrem Beruf sammeln, den man „dank Prävention und gutem Arbeitsschutz bis ins Rentenalter ausüben kann“, so Rolf Schottmüller. Mit dieser guten Grundlage wollen sie sich anschließend weiterbilden. Den Beruf des Zimmerers empfehlen Julien Schottmüller und Maximiliane Meier-Uhlenburg gerne weiter. „Es ist für mich total schön zu erleben, wie produktiv ich mit meinen eigenen Händen sein kann“, so die 24-Jährige. Zu sehen, was man geschafft hat, ist auch für Julien Schottmüller immer wieder ein tolles Gefühl. Besonders gerne erinnert er sich an ein mehrgeschossiges Bürogebäude mit Staffelgeschoss, das das Team von materio hinter der Polizei in Soest gebaut hat. „Es hat gleich drei unterschiedliche Fassaden. Die eine Seite ist verputzt, die andere hat eine Holzfassade und im unteren Geschoss sind die Außenwände aus Grünsandstein“, erzählt der Meiningser. „Wenn ich daran vorbeigehe, bin ich immer wieder stolz, dass ich daran mitgewirkt habe.„
Informiere Dich jetzt
Jens Mayer, Ausbildungs-Coach bei der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe, steht für alle Fragen rund um die Berufsausbildung im Zimmerer-Handwerk
am Montag, 17. Juni,
in der Zeit von 17.30 Uhr bis 19 Uhr unter der Rufnummer 02921 892-232 zur Verfügung.
Freie Praktikums- und Ausbildungsstellen in den Handwerksbetrieben in der Stadt Hamm sowie in den Kreisen Soest und Unna findet man zudem im Internet unter https://service.kh-hl.de/ausbildungsboerse/angebotefinden/
Für Jugendliche lohnt sich zudem ein Blick in die „Passt!“-App der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe.