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Das Zimmerer-Handwerk

Bauen mit dem Rohstoff Holz – das ist die Kernkompetenz der Zimmerer (m/w/d). Die Fachleute fertigen zum Beispiel Dachstühle, Treppen, Balkone und Holzverschalungen für Betonteile. Die moderne Architektur setzt auf die Holzkonstruktionen der Zimmerer – etwa für Wohnhäuser, Brücken und Fachwerkbauten.

Zimmerer führen darüber hinaus Sanierungs- und Reparaturarbeiten an Holzkonstruktionen aus. Sie müssen bei komplizierten Bauplänen durchblicken und räumlich denken können – um dann für die Umsetzung mit Spezialwerkzeugen und technischen Fähigkeiten zur Tat zu schreiten.

Altes Handwerk, moderne Umsetzung: Klara Kock lernt bei der breit aufgestellten Ausbildung zur Zimmerin viele Bereiche kennen

Werkzeuge wie die Handkreissäge gehören zum Arbeitsalltag der Auszubildenden. Werkzeuge wie die Handkreissäge gehören zum Arbeitsalltag der Auszubildenden. Foto: Riekhoff
Von Lena Riekhoff

Imposant steht die neugebaute Halle für die Zimmerei und Tischlerei Hülsheger auf dem weitläufigen Gelände in Dülmen. Als Klara Kock dort vor zweieinhalb Jahren ihre Ausbildung als Zimmerin startete, herrschte auf dem Areal noch Leere. Ein großes Projekt, das die 21-Jährige durch ihre Ausbildungszeit begleitet. „Dadurch, dass wir alles selbst machen, am gesamten Prozess von Anfang bis Ende beteiligt sind, gibt es immer wieder neue Aufgaben. Selten wiederholt sich etwas“, weiß die Dülmenerin die Vielseitigkeit ihrer Ausbildung zu schätzen.

Das Abitur frisch in der Tasche, wollte Klara Kock vor drei Jahren anstatt beim theorielastigen Studium weiterzulernen lieber in das Handwerk einsteigen. Ursprünglich liebäugelte sie mit einer Tischler-Ausbildung, machte bei einem Tischler sogar ein Praktikum. Letztendlich entschied sie sich dann allerdings für die Ausbildung zur Zimmerin bei dem Betrieb Hülsheger. Dadurch, dass die Firma auch eine Tischlerei beinhaltet, ist das Aufgabenfeld nicht weit von ihren ursprünglichen Vorstellungen entfernt.

Denn das Spektrum eines Zimmerers ist breit. Von Dachstühlen, über Treppen bis hin zu ganzen Häusern aus Holz und Fachwerkhäusern sind die Aufträge sehr verschieden. Kein Wunder also, dass auch die Ausbildung breit aufgestellt ist. Neben der Arbeit in Dülmen, besucht die 21-Jährige außerdem die Berufsschule in Münster und nimmt an überbetrieblichen Schulungen teil. Dabei stehen unter anderem auch die alten Bestandteile des Handwerks ohne die modernen Maschinen auf dem Stundenplan. „Das ist hilfreich, um das dreidimensionale Denken, das als Zimmerer sehr wichtig ist, und die handwerklichen Fähigkeiten zu schulen“, weiß Klara Kock.

Den Dezember über besuchte sie die Berufsschule und staunte nicht schlecht, was sich bei ihrer Rückkehr nach Dülmen im Januar alles verändert hatte. „Jedes Mal wenn ich länger weg war, sieht die Halle anders aus. Jetzt sind beispielsweise Photovoltaik und Sandwichplatten auf dem Dach hinzugekommen“, zeigt sich die 21-Jährige interessiert an dem stetigen Fortschritt. Und schnell legt sie dort auch wieder Hand an, bringt momentan etwa Regenrinnen an.

Schwindelfrei sollte man als Zimmerer sein. Mit der Höhe hat Klara Kock kein Problem und zeigt, an welchem großen Projekt sie und ihr Betrieb momentan arbeiten. Foto: Riekhoff

Vorkenntnisse nicht zwingend erforderlich

Egal ob messen, sägen, fräsen, bohren – Klara Kock bleibt bei ihrer Arbeit stets in Bewegung. Einer der Aspekte, der ihr am besten an ihrer Tätigkeit gefällt. „Wir bewegen uns viel und arbeiten oft an der frischen Luft, das ist in anderen Handwerksberufen nicht unbedingt so“, beschreibt die Auszubildende ihren Alltag. „Am Ende des Tages hat man dann das Gefühl, wirklich etwas geschafft zu haben.“

Maschinen erleichtern körperliche Arbeit

Als Frau ist Klara Kock in ihrer Branche immer noch eine Besonderheit. „Zusammen mit meiner Parallelklasse in der Berufsschule sind wir insgesamt drei Frauen. Das ist aber schon deutlich mehr als in den Jahren zuvor“, informiert die Auszubildende. Körperlich anstrengend sei die Arbeit eines Zimmerers zwar, aber man gewöhne sich schnell daran. „Am Anfang war ich abends schon erschöpft und brauchte etwas mehr Schlaf, aber das hat sich schnell eingespielt. Solange man vorsichtig ist und Muskeln aufbaut, ist das kein Problem“, so die Dülmenerin. „Und viele Aufgaben werden uns auch durch die Maschinen erleichtert. Außerdem ist nicht nur Stärke, sondern auch Köpfchen gefragt.“ Die Digitalisierung hat auch das Zimmerer-Gewerbe verändert. Neben herkömmlichen 2-D-Zeichnungen, lernt Klara Kock auch mit Computerprogrammen wie Sema zu arbeiten, um dreidimensionale Entwürfe zu erstellen. Gearbeitet wird meist in Teams, da viele größere Aufgaben mehr als nur zwei Hände benötigen.

Ein Praktikum kann sich im Vorfeld einer Ausbildung lohnen, sei aber für die 21-Jährige nicht zwingend notwendig: „Es ist schon gut, in den Beruf hineinzuschnuppern. Gleichzeitig muss man sich aber auch bewusst sein, dass der gesamte Beruf mit allen Aufgaben nicht innerhalb eines Praktikums widergespiegelt werden kann.“ Handwerkliche Vorkenntnisse hatte die Dülmenerin vor ihrer Ausbildung nicht. Inzwischen profitiert sie allerdings auch privat von ihren beruflichen Erfahrungen. „Ich bin seit Jahren Pfadfinderin und wenn es ans Zelte aufbauen geht, bin ich mittlerweile doch etwas schneller als die anderen“, schmunzelt die angehende Zimmerin.

Auch die Formatkreissäge zählt zu den Maschinen, mit denen die 21-Jährige täglich arbeitet. Foto: Lena Riekhoff
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