Traumberuf
Tischler
(m/w/d)
Das Tischler-Handwerk
Wer den Tischler-Beruf ergreift, verwirklicht Träume aus Holz – und anderen Materialien. Der Möbel-Tischler fertigt Möbel und Küchen für den Wohnraum. Der Bautischler stellt Treppen, Türen und Fensterrahmen her. In puncto Messen-, Laden- und Gaststätteneinrichtungen ist der Tischler mit Fachrichtung Innenausbau der Experte.
Der Hauptwerkstoff der Tischler ist Holz, doch auch Kunststoffe, Metalle, Glas und Spiegel werden zunehmend verwendet. Für den Beruf braucht es handwerkliche Fähigkeiten, technisches Verständnis, Geschick und gute Ideen – denn die Werkstücke der Betriebe sind keine Fließband-Produkte, sondern in Auftrag gegebene Einzelstücke oder Kleinserien.
Im Gespräch mit Lokman Börger - Auszubildender
Der Auszubildende Lokman Börger reißt die Zinken für einen Blumenkasten an. An den gezeichneten Bleistiftlinien setzt er später das Stecheisen an. (Foto: Gabi Bender)
Maßgefertigter Schreibtisch als Gesellenstück
Lokman Börger absolviert Ausbilung zum Tischler bei Schröder & Sohn
Von Gabi Bender
Wohl gefühlt hat sich Lokman Börger in einer Tischlerei schon immer – genauer gesagt in der von seinem Nachbarn in Syrien, in der er schon als Kind jede Menge Zeit verbracht hat. Während seiner Schulferien hat er dort regelmäßig bei der Herstellung von Möbeln mit angepackt und dabei schon einiges über Holz gelernt.
Als der 26-Jährige im Juli 2015 nach Deutschland kam, holte er zunächst in Münster seinen Realschulabschluss nach, bevor er sich entschied, eine Ausbildung zu machen. In Syrien musste er nach der Schule erst mal Geld für seine Familie verdienen und arbeitete daher als Maurer, Verputzer und Fliesenleger auf dem Bau. Bei der Wahl des Ausbildungsberufs dachte er an seine schönen Kindheitserinnerungen und so entschied er sich, eine Ausbildung zum Tischler zu absolvieren.
Mittlerweile ist er im zweiten Lehrjahr bei der Bauschreinerei Schröder & Sohn in Hamm, wo er den Beruf des Tischlers von der Pike auf lernt. „Am liebsten arbeite ich mit der Säge“, verrät Lokman Börger, „das war auch die erste Maschine, die ich hier kennengelernt habe.“ Wobei der Hammer auch die Vielfalt des Berufs schätzt. „Ich finde es gut, dass meine Tätigkeiten so abwechslungsreich sind. Es gibt Tage, an denen plant und zeichnet man den ganzen Tag oder bereitet Dinge vor, und dann gibt es Tage, an denen man von morgens bis Feierabend hobelt, schleift, grundiert, dann wieder schleift und lackiert.“
„Derzeit arbeite ich gerade an einem Blumenkasten.“
Dabei ist auch schon einiges entstanden. „Ich habe beispielsweise einen kleinen Hocker für zu Hause gemacht, ein Schränkchen, einen mobilen Wagen für die Werkstatt und andere Kleinigkeiten“, berichtet der Tischler-Azubi. „Derzeit arbeite ich gerade an einem Blumenkasten.“ Natürlich hat er auch schon bei diversen Fenstern und Türen mitangepackt, denn das sind die Schwerpunkte des Hammer Traditionsunternehmens. „Wir fertigen in unserer Werkstatt auch Holzhaustüren und Holzfenster selber“, sagt Geschäftsführer Matthias Schröder, dessen Urgroßvater Friedrich Schröder den Betrieb seinerzeit gegründet hat.
Regelmäßig ist Lokman Börger daher nicht in der Werkstatt, sondern auf Montage. „Dann fahre ich mit einem Kollegen zum Kunden oder manchmal auch in leere Wohnungen, wo wir Fenster oder Türen einbauen oder Rollläden reparieren.“ Auch Wintergärten gehören zum Leistungsspektrum des Unternehmens. Für genügend Abwechslung ist daher gesorgt.
Damit dieses Holzstück eben wird und verarbeitet werden kann, schiebt es Lokman Börger über die Abrichte. (Foto: Gabi Bender)
„Ein tolles Gefühl, mit einem Werkstoff ein Ergebnis zu erzeugen.“
Wer jetzt darüber nachdenkt, sich für eine Ausbildung zum Tischler zu bewerben, der sollte bestimmte Voraussetzungen mitbringen. „Mathematische Kenntnisse sind wichtig, aber auch der Spaß an der Arbeit“, sagt Lokman Börger. „Außerdem sollte man sehr fleißig sein und körperlich belastbar.“ Einen wichtigen Aspekt ergänzt Matthias Schröder: „Bei uns kommt es auf jeden Millimeter an, daher sollten Interessenten sehr genau sein.“ Doch die Arbeit lohne sich, denn „es ist ein tolles Gefühl, mit einem Werkstoff ein Ergebnis zu erzeugen, quasi etwas zu schaffen“, so der Geschäftsführer.
Schaffen müssen die Auszubildenden aber auch die Berufsschule. „Ich war sehr überrascht, als ich erfahren habe, was wir während unserer dreijährigen Ausbildung dort alles lernen werden“, erinnert sich Lokman Börger. „Dass auch Politik und Wirtschaft zu unseren Fächern zählen und sogar Religion – damit hatte ich nicht gerechnet.“ Hinzukommen die fachspezifischen Fächer, in denen die Schüler einiges über Materialkunde, Verfahren und Technologien erfahren sowie das Erstellen von Skizzen und Zeichnungen üben. „Ich zeichne derzeit am liebsten mit der Hand“, verrät der 26-Jährige, „denn bei der Arbeit mit dem Computer muss ich doch noch einiges lernen.“
Erst vor ein paar Tagen hatte der Auszubildende im zweiten Lehrjahr seine Zwischenprüfung. Im Sommer steht seine Abschlussprüfung auf dem Programm und anschließend der Bau seines Gesellenstücks. Was das sein wird, weiß Lokman Börger schon ganz genau. „Ich möchte mein Gesellenstück meiner Frau widmen“, erzählt er. „Sie möchte Schriftstellerin werden und daher werde ich ihr einen Schreibtisch bauen.“
4 Fragen an
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Dietmar Stemann, Ausbildungs-Coach bei der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe, steht für weitere Fragen zur Berufsausbildung im Tischler-Handwerk am
Montag, 03.05.2021 von 17 – 19 Uhr
unter der Rufnummer 02921 892-226 zur Verfügung.
Freie Praktikumsplätze und Ausbildungsstellen in den Handwerksbetrieben in der Stadt Hamm sowie den Kreisen Soest und Unna findest Du jederzeit im Internet unter www.kh-hl.de/ausbildungsboerse