Podcast Uhrmacher
Traumberufe im Kreis Soest und Lippstadt
Uhrmacher –
Beruf mit Präzision
Traumberufe im Kreis Soest und Lippstadt
Uhrmacher –
Beruf mit Präzision
Podcast Uhrmacher
Traditionsreiches Handwerk mit neuester Technik:
Mit dualer oder vollschulische Ausbildung zum Uhrmacher
Georg Hoischen führt das 1910 gegründete Familienunternehmen in der dritten Generation. Foto: Bender
Von Gabi Bender
Tempus fugit – die Zeit vergeht. So steht es immer noch auf vielen Zifferblättern und wer schon einmal einen Chronografen in Einzelteilen vor sich liegen hatte, der kann sich vorstellen, wie viel Zeit vergeht, dieses präzise Uhrwerk wieder zum Laufen zu bringen.
„Bei einem solchen Chronografen sind es schon mal rund 250 Einzelteile, die man wieder richtig zusammensetzen muss, damit die Uhr am Ende wieder ordnungsgemäß funktioniert“, sagt Georg Hoischen. Um das hinzubekommen, müssen die Lehrlinge schon einiges mitbringen.
„Wichtig sind eine ruhige Hand und sehr viel Geduld“, erklärt der Uhrmachermeister. „Darüber hinaus sind Disziplin, Fingerfertigkeit und logisches Denken nötig.“ Außerdem sollten Interessenten gute Augen haben und sich über einen längeren Zeitraum konzentrieren können.
Wer in Nordrhein-Westfalen Uhrmacher werden möchte, hat zwei Möglichkeiten. Er kann sich für die duale Ausbildung entscheiden, bei der er in einem Uhrmacherbetrieb und in der einzigen Berufsschule in NRW, dem Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, lernt. Alternativ hat er die Möglichkeit, das Berufskolleg in Vollzeit zu besuchen.
Bei der Berufsschule in Recklinghausen machen derzeit 60 Lehrlinge die dreijährige duale oder vollzeitschulische Ausbildung in diesem alten Handwerk. Während einige angehende Uhrmacher an der komplexen Feinmechanik interessiert sind, sind andere davon fasziniert, wie es möglich ist, mit so vielen kleinen Teilen etwas so Präzises zum Laufen zu bringen.
„Los geht es in der Ausbildung mit alten Weckern, bei denen man die Lager fachgerecht ersetzt. Später kommen Taschenuhren, Armbanduhren und auch Standuhren hinzu.“ Die Aufgaben im Verlauf der Ausbildung werden immer komplexer und detaillierter.
Während einige angehende Uhrmacher an der komplexen Feinmechanik interessiert sind, sind andere davon fasziniert, wie es möglich ist, mit so vielen kleinen Teilen etwas so Präzises zum Laufen zu bringen. Foto: Bender
Neben den allgemeinbildenden Fächern lernen die künftigen Uhrmacher Fertigungs-, Mess- und Prüfverfahren, Uhrentechnologie, Technische Kommunikation sowie das Instandsetzen elektronischer und mechanischer Uhren. Außerdem stehen Grundfertigkeiten in der Mechanik sowie Reparaturtechniken für Uhren und Schmuck auf dem Lehrplan.
„Als Uhrmacher braucht man wenig Kraft, aber viel Technik und Fingerspitzengefühl, daher ist der Beruf für weibliche und männliche Bewerber gleichermaßen geeignet“
Beruf für Männer und Frauen geeignet
„Als Uhrmacher braucht man wenig Kraft, aber viel Technik und Fingerspitzengefühl, daher ist der Beruf für weibliche und männliche Bewerber gleichermaßen geeignet“, sagt der 55-Jährige, dessen Vater und Großvater auch Uhrmachermeister waren. „Ich hatte allerdings bis zu meiner Lehre nichts mit Uhren zu tun“, erinnert sich Georg Hoischen mit einem Lächeln, „obwohl ich damit großgeworden bin, denn wir haben über der Werkstatt gewohnt.“ Doch der Modellbau übte zunächst eine größere Faszination auf den jungen Soester aus als Zeitmessgeräte.
Mittlerweile ist Georg Hoischen, der das 1910 gegründete Familienunternehmen in der dritten Generation führt, mit ganzem Herzen U(h)r-Soester und hat daher eine eigene Kollektion Soest-Uhren entworfen, die die Skyline der Hellwegstadt zeigt.
Alle Informationen zum Ausbildungsberuf Uhrmacher (m/w/d) findest du in der Sonderveröffentlichung deiner Tageszeitung, als Podcast und in der Radio-Sondersendung. Alle Erscheinungstermine im Überblick
„Ein Beruf, der glücklich macht“
Lothar Becher ist seit rund 30 Jahren Obermeister der Uhrmacher-Innung Hellweg-Lippe. Im Gespräch mit Peter Körtling berichtet er von den Anforderungen, Chancen und Möglichkeiten, die das Uhrmacher-Handwerk jungen Menschen bietet.
Herr Becher, was muss ein jemand mitbringen, wenn er sich für eine Ausbildung zum Uhrmacher interessiert?
Lothar Becher: Handwerkliches Geschick, räumliches Denken, eine Leidenschaft für schöne Dinge, viel Geduld sowie utes Deutsch und Umgangsformen sind gefragt, da diese Experten ja auch im Kundenkontakt stehen. Die Form des Schulabschlusses ist da nicht so wichtig, in Mathematik sollten Interessenten allerdings gute Kenntnisse mitbringen – da immer mal wieder etwas rekonstruiert werden muss, das sich dann perfekt in ein vorhandenes Uhrwerk einfügt. Das muss ein Uhrmacher berechnen können.
Was bietet der Beruf des Uhrmachers, sowohl in der Ausbildung als auch danach?
Becher: Zunächst einen qualifizierten Start in ein spannendes Berufsleben. Die Vielzahl der Ausbildungsinhalte lässt sich kaum knapp zusammenfassen: Es braucht Kenntnisse um die Bearbeitung von Metallen – von Messing über viele Edelstahlsorten und Titan bis hin zu Silber, Gold und Platin. Elektronik, Chemie, Mechanik sind ebenfalls Ausbildungsbestandteil – es gehört ungeheuer viel dazu. Die Lehrzeit dauert nicht umsonst dreieinhalb Jahre, der schulische Teil wird in der Uhrmacherschule Recklinghausen zentral für die ganze Region geleistet. Auszubildende werden übrigens nicht nur schon während der Ausbildung gut bezahlt, nach den fertigen Fachkräften herrscht auch rege Nachfrage.
Obermeister Lothar Becher kennt die Möglichkeiten, die eine Ausbildung zum Uhrmacher jungen Menschen bietet. Foto: Körtling
Welche Möglichkeiten bieten sich nach der Ausbildung?
Becher: Es ist festzustellen, dass nicht die Gesellen sich bewerben, sondern sie werden umworben. Gerade seit dem Boom hochwertiger mechanischer Uhren herrscht eine weltweite Nachfrage nach Fachkräften, die kaum befriedigt werden kann. Ob Handwerk oder Industrie – überall herrscht Bedarf. Wenn die Lehrlinge von heute später noch ihren Meister machen, dann stehen sie schließlich in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Verdienst den meisten Akademikern in nichts nach. Außerdem haben sie einen Beruf, der einen bis ins hohe Alter immer wieder neu fasziniert und glücklich macht.
Der Beruf des Uhrmachers in Kürze
Uhrmacher/innen, die in Handwerksbetrieben tätig sind, prüfen, reparieren und warten mechanische
und elektronische Klein- und Großuhren. Außerdem stellen sie Zeitmessgeräte aller Art her. Um Schäden
am Uhrwerk feststellen und reparieren zu können, zerlegen sie Klein- und Großuhren, beheben den Fehler,
setzen die Uhren wieder zusammen und justieren sie. Einzelteile wie Gehäuse, Uhrzeiger oder Pendel
fertigen sie bei älteren Uhren manchmal selbst an, häufig verwenden sie auch industriell vorgefertigte
Baugruppen. Darüber hinaus restaurieren sie alte Uhren und setzen Schmuckstücke wieder instand.
Ihre Kunden bedienen und beraten sie im Laden oder in der Werkstatt. In der Industrie werden Uhren maschinell sowie in Serie hergestellt. Hier fertigen Uhrmacher/innen Einzelteile für Klein- und Großuhren an, programmieren und bedienen CNC-Maschinen und überwachen die Produktion.
[Quelle: www.berufenet.de]
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
500 € im 1. Lehrjahr
560 € im 2. Lehrjahr
660 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge
in 2018
1
Berufsschulstandort:
Münster
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die Uhrmacher-Innung Hellweg-Lippe 6 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen. Die Betriebe bilden aktuell 4 junge Menschen aus.