Podcast Bäcker
Traumberufe in Hamm
Bäcker – Beruf für
den Genuss
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Gemeinsam haben sie den elterlichen Betrieb übernommen: Kevin Dördelmann als Bäcker, Bruder Philipp als Kaufmann. (Foto: Körtling)
Von Peter Körtling
Wer mal eben zur Bäckerei Dördelmann gehen möchte, um Brot, Brötchen oder Kuchen zu kaufen, hat viele Möglichkeiten: Der Familienbetrieb in vierter Generation betreibt neben der Zentrale An der Bewer 10 in Rhynern, wo sich auch ein Café und ein Drive-In-Einkauf befinden, mehr als 15 Filialen in Ahlen, Welver und Werl Hilbeck. Um das Unternehmen mit 125 Mitarbeitern, darunter zehn Auszubildende, zu leiten, teilen sich die Brüder Kevin und Philipp Dördelmann die Aufgaben.
Philipp Dördelmann ist als Betriebswirt des Handwerks für den kaufmännischen Bereich zuständig, während Bäckermeister Kevin sich um die riesige Produktvielfalt kümmert. Beide sind mit dem elterlichen Unternehmen groß geworden, doch trotzdem gab es keinen Druck, diese Richtung einzuschlagen.
Körbe auswaschen fürs Taschengeld
„Natürlich hatten wir mit dem elterlichen Betrieb immer eine enge Verbindung“, erinnert sich Philipp Dördelmann. „Für unser erstes Taschengeld haben wir Körbe ausgespült – und so ging das immer weiter“, ergänzt Bruder Kevin lächelnd. Irgendwann standen sie vor der Berufswahl. „Das wollte gut überlegt sein, denn wir wussten ja, wie viel Arbeit solch ein Betrieb mit sich bringt“, sagt der Meister.
Schließlich teilten sich die Brüder auf: Philipp lernte den Beruf des Steuerfachangestellten, Kevin absolvierte eine Bäckerlehre in einem benachbarten Betrieb. Nach einiger Zeit in anderen Unternehmen kehrten die Söhne heim und setzten ihren Ausbildungen mit dem Betriebswirt und dem Meister die Krone auf.
Perfekte Arbeitsteilung: Während Philipp für alles Bürokratische zuständig ist, leitet sein Bruder Kevin die Geschicke der Backstube. (Foto: Körtling)
„Ob functional- oder healthy food, die Low-Carb-Welle oder aktuelle Zutaten wie Chia-Samen – in all diesen Bereichen muss man als Lebensmittel-Handwerker kompetent sein.“
Fortschritt, Neuerungen und Vorschriften im Lebensmittelbereich
Bei einem Rundgang durch die eigentliche Bäckerei fallen dem Besucher vor allem zwei Dinge auf: Zum einen der fantastische Duft der verschiedenen Backwaren und zum anderen die enorme Größe und Vielzahl an technischen Geräten. Da stehen Backöfen, so groß wie Garagen, sowie ganze Fertigungsstraßen für verschiedene Produkte. Und überall kompetente Mitarbeiter, die konzentriert ihrer Arbeit nachgehen.
Vieles in der Bäckerei läuft heute automatisch. (Foto: Körtling)
Die Berufspraxis kennenzulernen ist besser, als sich einzulesen
„Als Bäcker hat man heutzutage natürlich andere Herausforderungen als früher“, erklärt Kevin Dördelmann. Die Zeiten, in denen 50 Kilogramm schwere Mehlsäcke geschleppt wurden, gehören der Vergangenheit an. Dafür stehen heute Silos und jede Menge Technik bereit. „Das handwerkliche Können ist aber geblieben“, fügt der Meister hinzu. Fortschritt, Neuerungen und Vorschriften im Lebensmittelbereich hätten darüber hinaus zu einem unglaublichen Anwachsen des Fachwissens und der Fertigkeiten geführt.
„Ob functional- oder healthy food, die Low-Carb-Welle oder aktuelle Zutaten wie Chia-Samen – in all diesen Bereichen muss man als Lebensmittel-Handwerker kompetent sein“, erklärt Philipp Dördelmann. Trotz solcher Modeerscheinungen und Veränderungen hat sich der Beruf nicht grundlegend verändert.
Kevin ergänzt: „Bäcker fangen nach wie vor sehr früh an, in der Regel um 2 Uhr, und die Arbeit ist erst vorbei, wenn die Produkte fertig sind. Außerdem gibt es nur wenige Tage, an denen mal nicht gebacken wird – etwa am ersten Weihnachtstag oder Neujahr.“
Wer sich für eine Ausbildung interessiert, sollte verlässlich sein, gute Kenntnisse in Mathe haben und vor allem den Willen für diesen Beruf haben. „Am besten ist es, wenn sich interessierte Jugendliche die Zeit für ein Praktikum nehmen“, sagt Kevin Dördelmann. Die Praxis kennenzulernen, sei wichtiger als sich einzulesen. „Wenn man dann wirklich Spaß daran hat, steht einer Ausbildung in einem der traditionsreichsten Berufe der Welt, der überdies auch enorm viele Zukunftsperspektiven hat, nichts mehr im Weg.“
Meinolf Erdmann spricht im Interview über Anforderungen und Perspektiven des Bäckerberufs
Meinolf Erdmann ist Obermeister der Bäcker-Innung Hellweg-Lippe und Prüfungsausschuss-Vorsitzender für Bäckereifachverkäufer. Der 60-jährige Bäckermeister und Ernährungsberater im Handwerk übernahm 1982 die Bäckerei seiner Eltern, wo er seitdem mehr als 40 Auszubildende, darunter drei Frauen, im Bäckerhandwerk ausgebildet hat.
Wie steht es um die beruflichen Perspektiven für einen jungen Menschen, der Bäcker werden möchte?
Meinolf Erdmann: Die Perspektiven sind hervorragend. Überall werden händeringend gute Auszubildende gesucht, und wer etwas kann, muss keine Arbeitslosigkeit fürchten
Warum kommen so wenige Jugendliche auf die Idee, Bäcker zu werden?
Erdmann: Das liegt zu einem großen Teil an der Darstellung, die unser Handwerk in den Medien oft erfährt. Natürlich arbeiten wir sehr früh, aber das hat auch seine Vorteile. Überspitzt lässt sich sagen: Während andere bei herrlichem Sommerwetter im Büro sitzen, können Bäcker schon im Schwimmbad liegen. Außerdem meinen viele, Bäcker würden schlecht bezahlt, was nicht stimmt. Bäcker haben auch viele Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
Welche Möglichkeiten sind das denn genau?
Erdmann: In einem Betrieb kann man Ofen- oder Teigführer werden, was schon eine besondere Stellung ist. Dazu kommt die Möglichkeit, den Abschluss als Ernährungsberater im Handwerk zu machen, die Meisterprüfung zu absolvieren und den Betriebswirt im Handwerk oder ein Studium der Ökotrophologie drauf zu setzen. Die Bandbreite ist groß.
Wie werben Sie um Nachwuchs und was muss ein Bewerber mitbringen?
Erdmann: Um junge Leute anzusprechen, gibt es sowohl die Image-Kampagnen des Handwerks, wie auch unsere Besuche bei Berufsfindungstagen zum Beispiel an Berufskollegs. Bei diesen Tagen klären wir nicht nur über das Berufsbild auf und beantworten alle Fragen, wir backen auch gemeinsam. Das ist für viele eine tolle Erfahrung etwas zu machen und das Ergebnis gleich sehen, riechen und schmecken zu können. Dabei wird es einem nie langweilig, denn mit über 3 200 eingetragenen Brotsorten ist die deutsche Brotkultur sogar immaterielles Weltkulturerbe.“
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer: | 3 Jahre (Bäcker, Konditor, Fachverkäuferinnen) |
Vergütung monatlich: |
Bäcker/Fachverkäufer 700 Euro 820 Euro Konditor, Fachverkäufer 500 Euro 550 Euro |
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2018: | Bäcker: 25 / Fachverkäufer: 32 |
Berufsschulstandort: | Lünen, Hamm, Unna |
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbbildungsdauer:
3 Jahre (Bäcker, Konditor, Fachverkäufer)
Vergütung monatlich:
Bäcker/Fachverkäufer:
615 € im 1. Lehrjahr
700 € im 2. Lehrjahr
820 € im 3. Lehrjahr
Konditor/Fachverkäufer:
450 Euro im 1. Lehrjahr
500 Euro im 2. Lehrjahr
550 Euro im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge in 2018
Bäcker: 25 / Fachverkäufer: 32
Berufsschulstandort:
Lünen, Hamm, Unna
Welche Voraussetzungen du erfüllen solltest
Beim Beruf des Bäckers sind Kreativität und handwerkliches Geschick gefragt. Bäcker/innen backen nicht nur Brot und Kleingebäck, sondern stellen auch Feinbackwaren, Torten und Desserts sowie Backwarensnacks her.
Fachverkäufer/innen im Lebensmittelhandwerk mit dem Schwerpunkt Bäckerei verkaufen Brot, Backwaren und kleine Imbisse. Sie bedienen und beraten Kunden und sorgen dafür, dass die Ware kreativ präsentiert wird. Es ist ein abwechslungsreicher Beruf, bei dem man mit Fachwissen und Ausstrahlung überzeugt.