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Traumberufe im Märkischen Kreis
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Traumberuf Tischler:
Von den Rockstars unter den Handwerkern
Marc Schütt liebt den Geruch von frisch angeschnittenem Massivholz.Foto: Jeide
Von Sarina Jeide
„Wenn Sie in die Werkstatt kommen und Sie riechen aufgeschnittenes Massivholz, das ist ein Traum!“ Irgendwie steigt einem schon beim bloßen Gedanken daran dieser typische Holzgeruch in die Nase. Marc Schütt erfreut sich daran jeden Tag aufs Neue, denn er ist Tischler und Schreinermeister. Seine riesengroße Begeisterung für dieses Handwerk springt förmlich über, wenn man gemeinsam am Tisch sitzt…
„Es ist tatsächlich nicht nur Beruf, sondern Berufung“, sagt Marc Schütt, der gemeinsam mit seinem Vater Josef den gleichnamigen Familienbetrieb an der Gildestraße in Werdohl führt. Dem ist nicht nur die Tischlerei angeschlossen, sondern auch das Bestattungshaus, das Josef Schütt Anfang der 80er Jahre übernommen hatte. Dabei fühlt man sich der Tradition des Tischler- und Bestattungshandwerks „Von der Wiege bis zur Bahre“ verpflichtet.
Marc Schütt ist mit Holz groß geworden, hat schon mit sechs Jahren in den Spänen gewühlt und seinen Vater in den Betrieb begleitet. „Der Weg war in gewisser Weise vorgezeichnet“, sagt Schütt, der sich nicht unbedingt als Naturtalent bezeichnen möchte, aber betont: „Mit dem Willen kommt auch das Können.“
Davon ist der Familienvater überzeugt und möchte diese Einstellung auch seinen Lehrlingen vermitteln. Hat jemand eine Frage oder braucht Unterstützung, hilft er immer gerne. Und damit ist Marc Schütt offenbar sehr erfolgreich: Denn noch nie wurde in der Tischlerei Schütt eine Ausbildung abgebrochen – ganz im Gegenteil: Einige haben die Ausbildung im Handwerk als solide Grundlage benutzt, um ihren beruflichen Weg weiterzugehen. Stolz berichtet Marc Schütt, dass ehemalige Azubis heute Architekten sind oder sich sogar selbstständig gemacht haben. Einer baut beispielsweise T5-Bullis zu Wohnmobilen aus. Neue Auszubildende zu finden, sei meist auch kein großes Problem, viel schwieriger gestalte es sich bei Fachkräften: „Denn die Guten stehen meist schon in Lohn und Brot“, sagt Marc Schütt.
Seinen Auszubildenden ein guter Lehrmeister zu sein, hat für den Tischler deshalb einen besonders hohen Stellenwert, weshalb er neben seiner eigentlichen Arbeit auch ehrenamtlich im Gesellenprüfungsausschuss der Innung in der Handwerkskammer Südwestfalen sitzt. Überdies ist Marc Schütt seit gut einem Jahr auch öffentlich bestellter Sachverständiger im Tischlerhandwerk und erstellt – adäquat zum Kfz-Sachverständigen – Gutachten. Dem Handwerk durch viel persönliches Engagement wieder zu einem positiveren Image zu verhelfen, hält der Werdohler für wichtig. Vor diesem Hintergrund ärgert es ihn, dass es in einer OECD-Studie als sozialer Abstieg angesehen wird, wenn Kinder einen schlechteren Bildungsabschluss als ihre Eltern erreichen: „Es ist doch keine Schande, wenn das Akademiker-Kind Tischler wird!“
Exaktes Arbeiten ist im Tischlerhandwerk das A und O. Foto: Jeide
Der (Ein-)Bau einer neuen Treppe erfordert viel Sachverstand. Foto: Jeide
Das Ziel: die Kunden glücklich zu machen
Doch wie sieht ein Arbeitstag in der Tischlerei überhaupt aus? „Wir treffen uns morgens um kurz vor sieben an der Hobelbank“, erzählt Marc Schütt. Dann werde der Tag besprochen, die Mitarbeiter erhalten ihre Arbeitskarten und los geht es…
Für die Mitarbeiter bedeutet es, sich selbst zu organisieren. An einem Tag kann es das Anbringen einer neuen Treppe sein, am nächsten Tag werden in der Werkstatt Möbel gebaut, dann wiederum ist es reine Arbeitsvorbereitung. Hier ist kein Tag wie der andere, doch das Ziel ist immer gleich: „Wir möchten unsere Kunden glücklich machen!“ Neben Marc Schütt, der seit 2003 Schreinermeister ist, arbeiten zurzeit zwei Gesellen und ein Auszubildender im Betrieb an der Gildestraße. Zudem ist gerade ein Tischler auf der Walz zu Gast in Werdohl und unterstützt noch bis Jahresende das Team – das ist auch für Marc Schütt eine ganz spannende und bereichernde Erfahrung.
Den Ideen beim Möbelbau – einmal im Jahr sind es übrigens auch Schützenvögel – sind in der Tischlerei Schütt keine Grenzen gesetzt und genau diese Vielfalt bereitet Marc Schütt sehr viel Spaß.
„Es ist doch keine Schande, wenn das Akademiker-Kind Tischler wird!“
Instagram ist die beste Ausstellung
Klar lassen sich die Möbel auch im Möbelhaus kaufen, „aber vom Tischler ist es doch um einiges individueller.“ Deshalb gibt es für den Kunden oftmals auch keine 3D-Animation am PC, sondern eine per Hand gezeichnete Idee des neuen Möbelstücks oder der ganzen Küche.
Dass „oldschool“ und neue Medien aber durchaus kein Widerspruch sein müssen, zeigt Marc Schütt mit der nächsten Aussage, denn: „Instagram ist meine beste Ausstellung.“ Immer dabei, immer aktuell und immer mit den neuesten Fotos gefüttert, lässt sich dem Kunden auf diesem Weg eine viel größere Produktvielfalt präsentieren, als das eine Ausstellung könnte. „Der Digitalisierung darf man sich auch in unserem Handwerk nicht versperren. Noch haben wir keine CNC-Maschine, aber das wird sich in Zukunft ändern“, ist sich der Tischler sicher.
Teils CNC, teils reine Handarbeit: So sieht Marc Schütt die Zukunft seines Handwerks und um die ist ihm auch keineswegs bange: „Sind wir doch mal ehrlich – Tischler und Schreiner sind die Rockstars des Handwerks“ lacht Marc Schütt. Keine Frage: Rockstars werden immer gefeiert…
Ideen für neue Möbelstücke zeichnet Marc Schütt gerne auf Papier. Foto: Jeide
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
650 € im 1. Lehrjahr
760 € im 2. Lehrjahr
850 € im 3. Lehrjahr
Der Beruf in aller Kürze
Ein Tischler baut Möbel, Inneneinrichtungen, Fenster, Türen sowie Messe- und Ladeneinrichtungen. Oft handelt es sich bei den Werkstücken um Einzelanfertigungen. Er arbeitet mit modernen, teilweise computergesteuerten Maschinen. Aber auch die Grundfertigkeiten Sägen, Hobeln, Schleifen und die Behandlung von Holzoberflächen müssen beherrscht werden. Tischler bauen verschiedenen Erzeugnisse und reparieren beschädigte Möbel und andere Einrichtungsgegenstände.