Podcast Bildhauer
Traumberufe in Hamm
Bildhauer und Steinmetz
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Daniela Clever ist Leiterin der Kreativ-Abteilung und Ausbildungsleiterin im Natursteinhandel Wöhrle. Foto: Peter Körtling
Von Peter Körtling
Daniela Clever ist eine kreative junge Frau in einem uralten Beruf: Sie ist Steinbildhauer-Meisterin im Natursteinhandel Wöhrle, einem Traditionsbetrieb an der Münsterstraße 167 in Hamm.
Die Geschichte dieses Traditionsbetriebs lässt sich bis zum Begründer des ersten Unternehmens Leopold Wöhrle im Jahr 1902 in Berlin zurückverfolgen. Erich Wöhrle machte sich nach dem zweiten Weltkrieg in Hamm selbstständig und machte sich mit Kirchen-Restaurierungen und anspruchsvollen weiteren Arbeiten, etwa dem großen Kamin, Treppen und Fenstergesimsen im Schloss Oberwerries, einen Namen. Inzwischen leiten der Seniorchef Rainer Wöhrle sowie Verena und Mario Wöhrle den Natursteinhandel. Für die Verkaufsleitung ist Herr Ohlendorf eine feste Institution – und Frau Clever als Leiterin der Kreativ-Abteilung und Ausbildungsleiterin.
„Neben technischem Geschick, plastischem Vorstellungsvermögen und guter Gesundheit ist auch Zeichentalent zur Entwurfsherstellung eine gute Voraussetzung.“
„Ich wollte beruflich unbedingt etwas Kreatives machen“, sagt die Meisterin, die bereits seit fast 20 Jahren in ihrem Beruf aktiv ist. Sie wuchs in Paderborn auf, machte nach ihrem Abitur die Ausbildung im Handwerk. „Heute wird natürlich vieles vorproduziert und wir liefern dann die Schrift und die Kunstfertigkeiten nach“, sagt Clever.
Sie, fünf weitere Mitarbeiter sowie zwei Auszubildende sind im Traditionsbetrieb Wöhrle für die Herstellung und Aufstellung der Steinwaren zuständig. „Der größte Teil sind natürlich Arbeiten für den Friedhofsbereich, wie Grabmale und Grabanlagen, aber auch Vogeltränken und Skulpturen für Haus und Garten können gefertigt werden“, erklärt die Meisterin. Dabei gebe es heutzutage eine enorme Bandbreite: Ob Granit-, Sand, oder Schiefersteine – alle möglichen Naturmaterialien werden bearbeitet und nach den individuellen Wünschen der Hinterbliebenen gestaltet.
Auftraggeber mit großem Ideenreichtum
Vieles werde sandgestrahlt, doch auch Hammer und Meißel kommen immer noch regelmäßig zur Anwendung. Die Offenheit, die heutzutage auf manchen Friedhöfen herrsche, schlage sich auch im Ideenreichtum der Auftraggeber nieder. „In meiner Ausbildung habe ich schon an einem großformatigen Grabmal mitgearbeitet, bei dem es dem Auftraggeber bereits in der Planung wichtig war, dass es schon bei der Errichtung unter Denkmalschutz steht“, erinnert sich Clever.
So seien von Beginn der Planungen an die Denkmalschutz- und die Friedhofsbehörde eingebunden gewesen und alles habe hervorragend geklappt. Die Erstellung großer Plastiken komme zwar vor, sei aber insgesamt eher selten. „Wenn ein Steinbildhauer ein großformatiges Werk von Hand an edlem Naturmaterial erstellt, dann kann solch ein Objekt auch schon mal eine fünfstellige Summe erreichen“, erklärt Clever.
Doch auch im kleineren Rahmen ist Können und Kreativität gefragt: Für einen verstorbenen Zirkusdirektor habe sie auch schon ein springendes Pferd in den Gedenkstein eingemeißelt – oder für einen Autofan ein Foto von ihm und seinem Lieblingswagen detailgetreu graviert.
Die Ideen der Autraggeber sind vielfältig und oftmals ausgefallen. Foto: Peter Körtling
Können und Kreativität sind im Berufsalltag der Steinbildhauer und Steinmetze gefragt. Foto: Peter Körtling
Insgesamt müsse ein Steinbildhauer ein echter Allrounder sein, erklärt die Meisterin. Nicht nur verschiedene Naturmaterialien und ihre Eigenschaften müssen bekannt sein, auch historische Fertigungstechniken müssen etwa bei Restaurierungen beherrscht und angewendet werden. „Neben technischem Geschick, plastischem Vorstellungsvermögen und guter Gesundheit, ist auch Zeichentalent zur Entwurfsherstellung eine gute Voraussetzung“, erklärt Clever. Derzeit absolviert die Meisterin selbst sogar noch eine Weiterbildung zur Restauratorin an der Akademie des Handwerks im Schloss Raesfeld. „Das ist auch ein Aspekt der zeigt, wie vielfältig unser Beruf ist“, so Clever.
Der Beruf biete eine enorme Bandbreite und Auszubildende würden dringend gesucht, sagt Clever. Die ausgebildeten Fachleute in dieser Branche seien begehrt, verdienten gut und könnten in der ganzen Welt arbeiten.
Muskeln kommen von allein
Die Auszubildenden absolvieren ihren Berufsschulunterricht in Gelsenkirchen, wobei die Steinmetze und Steinbildhauer sich im dritten Ausbildungsjahr spezialisieren. Ob als Steinbildhauer im künstlerischen Bereich, in den Grabmalbetrieben oder bei Restaurierungen im Denkmalschutz, oder als Steinmetz bei der Herstellung von Bodenbelägen, Treppen, Fensterbänken, Küchenarbeitsplatten oder Fassadenverkleidungen – diese beiden Fachrichtungen haben ein breites Spektrum, das bei der Beratung von Kunden beginnt, über den Entwurf und die Fertigung, mitsamt der Kenntnis von Plottern, CNC-gesteuerten Maschinen und klassischen Handwerkszeugen, bis hin zum Auf- und Einbau der gefertigten Werke reicht. „Das bedeutet natürlich auch, dass draußen kräftig mit angefasst werden muss“, sagt Clever. Doch die Muskeln dazu kämen von allein.
Die Möglichkeiten der Fortbildung und Spezialisierung sind groß: Meisterprüfung, Betriebswirt, Restaurator im Handwerk oder ein Studium etwa der Architektur, sind möglich. Dazu kommt aber immer auch der Reiz der Tradition: „Ich kann schon gar nicht mehr in Urlaub fahren, ohne mir beeindruckende Kirchen, Schlösser und Friedhöfe anzuschauen“, sagt Clever lächelnd. Selbst jeden Tag Denkmäler zu bauen, das findet sich nur im Handwerk, endet die Expertin.
Drei gute Gründe …
Innungsobermeister Christoph Determann
…für eine Ausbildung zum/zur Steinmetz/in und Steinbildhauer/in nennt Christoph Determann, Obermeister der Bildhauer- und Steinmetz-Innung Hellweg-Lippe:
1. Der Beruf ist unglaublich vielseitig, denn es gibt fast keinen Lebensbereich, in dem man nicht mit Naturstein in Berührung kommt. Die Tätigkeiten reichen vom Verlegen von Natursteinböden über das Anfertigen von Küchenarbeitsflächen bis hin zum Restaurieren von Kirchen. Auch das Anfertigen von Treppenanlagen, Grabdenkmälern sowie freie Bildhauerarbeiten wie Figuren oder Skulpturen können zu den Aufgaben von Steinmetzen und Steinbildhauern gehören.
2. Viele Steinmetze und Steinbildhauer arbeiten in kleinen bis mittelgroßen Betrieben, die einen eher familiären Charakter haben und in denen ein persönlicher Umgang herrscht.
3. Steinmetze und Steinbildhauer schaffen bleibende Werte. Sie sind kreativ und arbeiten mit einem echten Naturprodukt. Nach getaner Arbeit sehen sie, was sie hergestellt haben, und das ist schon ein tolles Gefühl.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
530 € im 1. Lehrjahr
620 € im 2. Lehrjahr
720 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2018
3
Berufsschulstandort:
Gelsenkirchen
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die „Steinmetz- und SteinbildhauerInnung Hellweg-Lippe“ 19 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen. Die Betriebe bilden aktuell vier junge Menschen aus.
Fachrichtungen:
– Steinmetzarbeiten
– Steinbildhauerarbeiten
Der Beruf in aller Kürze
Steinmetz/-in und Steinbildhauer/-in sägen, schleifen, polieren und restaurieren Natursteine und künstliche Steine. Sie fertigen und verlegen Bodenplatten und Fliesen, bauen Treppen und Fenster- und Türumrahmungen. Auch Skulpturen, Brunnen- und Terrassenanlagen und geschliffene Grabsteine werden von ihnen erstellt. Außerdem restaurieren sie Baudenkmäler, Bildhauerarbeiten und historische Kunst- und Bauwerke.