Podcast Maurer
Traumberufe in Hamm
Der Maurer-Beruf:
Mehr als „Stein auf Stein“
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MsBau-Geschäftsführer und Diplom-Ingenieur Marek Szczepaniak (M.) legt viel Wert auf gute Stimmung im Team. Einige seiner Mitarbeiter aus dem Büroteam sind Philipp Dubicki, Wladimir Kern, Kinga Niklaczynski und Kevin Bekel. Foto: Peter Körtling
Von Peter Körtling
Die Augen des 49-jährigen Marek Szczepaniak glänzen, wenn er über seinen Beruf spricht. Er leitet als Geschäftsführer das Unternehmen msBau, das seit der Gründung 2006 bereits über 2000 Wohneinheiten fertiggestellt hat.
„Als Maurer hat man eine herrliche Tätigkeit. Wo sieht man sonst am Feierabend, was man geschaffen hat und kann die eigene Leistung nach Jahrzehnten noch bewundern“, sagt der Bauingenieur. Zudem würde nicht nur neu gebaut, es fielen immer wieder Anbauten sowie Sanierungen an. Dadurch sei stets für Arbeit gesorgt.
„Wir bauen schon viel und die Nachfrage bleibt gewaltig“, sagt der Fachmann. Gerade in den Städten räche es sich, dass über viele Jahre hinweg zu wenig gebaut wurde. Das steigere auch die Attraktivität für junge Leute, die sich Gedanken über ihre Berufsausbildung machen. „Immer hieß es, dass jedes Kind studieren solle“, sagt Szczepaniak. Durch die geringe Zahl an Bewerbern seien die Unternehmen in einen Wettbewerb um fähige Mitarbeiter getreten.
„Die Zeiten, als vor dem Winter nahezu die ganze Belegschaft entlassen wurde, oder Mitarbeiter von Zeitvertrag zu Zeitvertrag wechselten, sind lange vorbei.“ Gute Leute mit Spaß an ihrer Tätigkeit seien gefragt und bekämen im Vergleich mit anderen Branchen viel geboten.
Teambuilding ist Szczepaniak, der schon in jungen Jahren sein Geld auf dem Bau verdiente, wichtig. „Wir machen als Betrieb nicht nur Weihnachts- oder Sommerfeste, wir besuchen auch mal Fußballspiele“, sagt Szczepaniak. Firmenhandys mit Vertrag, Sonnencreme und -brillen auf Firmenkosten sowie Espressomaschinen in den Bauwagen seien da nur kleine Selbstverständlichkeiten.
Aber auch die Anforderungen seien gewachsen: „Ganz kann man den körperlichen Aspekt nicht abschaffen, doch der hohe Grad an Technisierung hat vieles erleichtert“, sagt der Geschäftsführer. Steinversetzgeräte und Kräne sorgen dafür, dass die Mitarbeiter es körperlich einfacher haben. Im Gegenzug haben die zahlreichen Bauvorschriften, der technische Fortschritt sowie wechselnde Trends für stark gewachsene theoretische Ansprüche an die Maurer gesorgt.
Seit 2006 leitet Marek Szczepaniak das Unternehmen msBau.
Foto: Körtling
„Mathematische Grundlagen, räumliches Vorstellungsvermögen, ein gewisses Maß an Fitness und vor allem Engagement und Freude am praktischen, technischen Arbeiten sollten die Bewerber aufweisen.“
„Dazu haben wir im Handwerk es auch versäumt, den guten Ruf dieses ehrbaren Berufs offensiv hochzuhalten“, bedauert der Experte. Wer sich jedoch intensiv umsehe, erkenne die Attraktivität schnell: „Das beginnt schon mit der Höhe der Ausbildungsvergütung“, sagt Szczepaniak. Die flächendeckenden Tarife sorgten zudem auch nach der Ausbildung dafür, dass gute und fleißige Maurer niemals arm würden.
Die schönste Befriedigung für ihn sei aber der Anblick des selbst Geschaffenen. In seinem Büro bewahrt er ein gerahmtes Foto auf, dass ihm die Kunden des ersten von ihm gebauten Hauses mit einer Widmung überreicht haben. „Die waren so zufrieden, dass sie unser Bauschild noch jahrelang auf ihrem Grundstück stehen ließen.“ In welchem anderen Job, so fragt er rhetorisch, könne ein Mitarbeiter nach wenigen Jahren mit Stolz sagen, wie viele Objekte er gebaut habe und könne die noch vorzeigen.
Zudem ermögliche der Beruf weitere Schritte auf der Karriereleiter: Ob Polier, Meister, Techniker oder Ingenieur, auch berufsbegleitend im dualen Studium – den Nachwuchskräften stünden zahlreiche Wege offen. In seinem Unternehmen sind allein vier der 43 Mitarbeiter Ingenieure. „Bei hohen Auftragsdichten haben wir zudem noch mehrere Partnerunternehmen, mit denen wir eng zusammenarbeiten.“
Wer sich für eine Ausbildung in dem traditionsreichen Beruf mit Zukunft interessiere, der müsse aber auch etwas mitbringen: „Mathematische Grundlagen, räumliches Vorstellungsvermögen, ein gewisses Maß an Fitness und vor allem Engagement und Freude am praktischen, technischen Arbeiten sollten die Bewerber aufweisen“, sagt Szczepaniak. Wer nun meint, ihm gefalle diese Arbeit, der könne sich gerne in einem Praktikum ausprobieren, sagt der Geschäftsführer, dessen Unternehmen bereits seit neun Jahren erfolgreich ausbildet.
Alle Informationen zum Ausbildungsberuf Maurer findest Du in der Sonderveröffentlichung Deiner Tageszeitung, als Podcast und in der Radio-Sondersendung. Alle Erscheinungstermine im Überblick
Drei Fragen an Jens Baldauf…
Jens Baldauf ist seit vier Jahren Obermeister der Baugewerbe-Innung Hellweg-Lippe und Vorstandsmitglied des Baugewerbeverbands Westfalen. Seit 2007 ist der Diplom-Ingenieur Geschäftsführer der Wolf Bauunternehmung mit Sitz in Unna. Im Gespräch mit Peter Körtling spricht er über Voraussetzungen und Perspektiven in dem Beruf.
Herr Baldauf, wie gestaltet sich die berufliche Perspektive für junge Leute, die den Beruf des Maurers ergreifen möchten?
Jens Baldauf: Hervorragend. Leider wissen das viel zu wenig Leute – ob Eltern, Lehrer oder die Jugendlichen selbst. Fachkräfte und Azubis werden gesucht, was zu hervorragenden Bedingungen führt. Das ist nicht nur eine Folge der momentan extrem hohen Nachfrage am Markt, sondern auch der Demografie. Viele Ältere stehen kurz vor der Rente, da ist fähiger Nachwuchs gefragt. Dadurch muss auch niemand fürchten, er werde nur zum Fegen eingesetzt. Ordnung ist wichtig, aber die Betriebe wollen, dass die Auszubildenden viel lernen. Zur Ausbildung im Betrieb kommen die Berufsschule sowie überbetriebliche Unterweisungen. Nach der Ausbildung stehen den Gesellen viele Türen offen: Weiterbildungen vom Polier über den Meister bis zum Ingenieur. Zudem haben die Betriebe ein großes Interesse, ihre Fachkräfte zu halten. Deshalb wird vom festen Arbeitsplatz und gutem Verdienst über Fortbildungen bis zum aktiven Miteinander allerhand geboten.
Was erwartet einen jungen Menschen, der eine Ausbildung zum Maurer ergreifen möchte?
Baldauf: Zunächst einmal ein facettenreiches Tätigkeitsfeld. Das Bauen selbst wird immer komplexer, die Anforderungen steigen. Das liegt auch am technischen Fortschritt, etwa dem Thema „vernetztes Haus“, den zunehmenden Bauvorschriften und Trends. Natürlich arbeitet ein Maurer draußen und immer noch körperlich. Dabei stehen ihm aber auch eine Menge technischer Hilfsmittel zur Verfügung, die vieles vereinfachen. Das will alles gelernt und beherrscht sein. Dafür hat man auch einen der wenigen Berufe, in denen man täglich an seinem eigenen Denkmal arbeitet.
Was muss jemand mitbringen, um ein guter Maurer zu werden?
Baldauf: Ein paar Mathekenntnisse, Gesundheit, Teamfähigkeit und die „alten Tugenden“, wie Fleiß, Pünktlichkeit und Höflichkeit. Man hat viel mit Menschen zu tun, vom Kunden über Architekten, Kollegen bis zu anderen Handwerkern. Das Wichtigste ist aber der Spaß an der Sache. Wer sich für diesen Beruf interessiert, sollte ruhig an einen Betrieb herantreten und nach einem Ferienjob oder Praktikum fragen. So habe ich mit 16 Jahren auch im Betrieb meines Onkels angefangen.
Jens Baldauf weiß, dass die Bedingungen im Maurer-Beruf glänzend sind.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
850 € im 1. Lehrjahr
1200 € im 2. Lehrjahr
1475 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2018
9
Berufsschulstandort:
Werne
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die hiesige Baugewerbe-Innung Hellweg-Lippe 80 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen. Die Betriebe bilden aktuell 25 junge Menschen aus.
Der Maurerberuf in aller Kürze
Maurer/innen sind von der Grundsteinlegung bis zur Fertigstellung eines Gebäudes dabei. Sie stellen Mauerwerk aus künstlichen und natürlichen Steinen her bzw. bauen Fertigteile ein und montieren diese. Auch verputzen sie Wände, verarbeiten Beton und führen Abbruch- und Umbauarbeiten durch.