Traditionelles Handwerk in luftiger Höhe
Autor: Gabi Bender
Welche Regeldachneigung haben Betondachsteine? Welche Dämmstoffarten gibt es und wo werden sie eingesetzt? Was bedeuten die Abkürzungen PYE und PV auf den Banderolen von Schweißbahnen? Diese und viele weitere Fragen mussten die angehenden Dachdecker bei ihrer Abschlussprüfung in diesem Jahr beantworten.
Mit einem Gasbrenner schweißt Dachdecker Malte Mackenbrock auf dem Flachdach einer neu gebauten Kindertagesstätte eine Bitumendampfsperre auf. Foto: Gabi Bender
Nach der Theorie folgte die zweitägige praktische Prüfung. Tag eins stand ganz im Zeichen des zu Beginn der Ausbildung selbst gewählten Schwerpunkts Steildach, Fassade oder Flachdach. „Ich habe mich seinerzeit für das Steildach entschieden und musste daher in sieben Stunden ein Steildachmodell mit einer Biberschwanzdoppeldeckung aus Biberschwanzziegeln inklusive Kamineinfassung erstellen“, erzählt Malte Mackenbrock. „Außerdem musste ich noch eine Dachrinne anschlagen und verlöten und einen Einhangstutzen als Übergang von der Dachrinne zum Fallrohr montieren.“
Am zweiten Tag der praktischen Prüfung stand bei dem 20-Jährigen zum Schwerpunkt Fassade das Anbringen einer gezogenen Doppeldeckung mit Faserzementplatten auf einer Lattung und zum Thema Flachdach das Verschweißen einer Innen- und einer Außenecke mit PVC-Dachbahnen mit Hilfe eines Heißluftföhns auf dem Programm. Auch diese beiden Aufgaben bewältigte Malte Mackenbrock offensichtlich souverän, denn im Rahmen der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe wurde der Geselle als Jahrgangsbester seiner Zunft ausgezeichnet.
Die Werkzeuge und Materialien, die Azubi Davin Bödger (links) in die firmeneigene Transportmulde legt und die für die Arbeiten auf dem Dach der neu gebauten Kindertagesstätte benötigt werden, kann Dachdecker Malte Mackenbrock mit dem Kran bequem in luftige Höhe bringen. Fotos: Gabi Bender
Sein nächstes Ziel hat sich der Dachdecker bereits gesteckt und ist daher seit einigen Tagen auf dem Campus der Hochschule Hamm-Lippstadt zu finden, wo er in den nächsten dreieinhalb Jahren den Bachelorstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen absolvieren möchte. „Darauf aufbauend plant er, nach dem Studium seinen Meister zu machen und dann wieder voll ins Unternehmen einzusteigen“, verrät Alexandra Mackenbrock. Die Sparkassenfachwirtin, die ihrem Mann Thorsten Mackenbrock und seinem Team im Büro den Rücken freihält, freut sich, dass mit ihrem Sohn Malte bereits die vierte Generation in dem Familienbetrieb arbeitet.
Dennoch ist das vor rund 100 Jahren gegründete Unternehmen auf der Suche nach angehenden und ausgebildeten Dachdeckern. „Gute Leute können wir – wie auch die meisten unserer Kollegen – immer gut gebrauchen“, sagt Alexandra Mackenbrock. „Wer sich für die Ausbildung interessiert, sollte Interesse am Handwerk haben und daran, etwas Neues zu lernen, und sich darüber im Klaren sein, dass man auch bei Regen und bei hochsommerlichen Temperaturen draußen arbeitet.“ Los geht es im Sommer in der Regel um 7 Uhr, wobei es durchaus sein kann, dass der Arbeitsbeginn bei extremer Hitze um eine Stunde nach vorne verlegt wird und die Mittagspause dann gemacht wird, wenn die Temperaturen ihren Zenit erreicht haben.
Um den Untergrund optimal für die anstehenden Schweißarbeiten vorzubereiten, geht Davin Bödger, Dachdecker-Azubi im ersten Lehrjahr, mit einem Laubbläser über das Dach und befreit es so von Blättern, kleinen Ästen, Dreck und auch von kleinen Wasserpfützen. Fotos: Gabi Bender
Der Arbeitstag endet bei der Konrad Mackenbrock Bedachungen GmbH in der Regel um 15.45 Uhr. „Daher waren wir am Freitag, 20. Mai 2022, auch schon im Feierabend, als mein Mann gegen 17 Uhr einen Anruf entgegennahm und dabei ganz blass wurde“, erinnert sich Alexandra Mackenbrock. Denn 20 Minuten zuvor hatte ein Tornado die Innenstadt und den Norden von Lippstadt verwüstet. „Bis 1 Uhr nachts habe ich noch Anrufe entgegengenommen. Man wusste gar nicht, wen man zuerst wohin schicken sollte.“ Das Team der Firma Mackenbrock war am Samstag von 7 bis 22 Uhr im Einsatz. „Auch in den folgenden Tagen haben alle Dachdecker in der Region durchgearbeitet und trotzdem hat es noch einige Monate gedauert, bis alle Arbeit komplett abgeschlossen waren.“
Der Tornado und seine Folgen haben im Mai und Juni für unzählige Überstunden gesorgt. Auch wenn das seinerzeit eine Ausnahmesituation war, ist es durchaus üblich, dass die Arbeitszeitkonten der Dachdecker bei moderatem Wetter aufgefüllt und im Winter wieder abgebaut werden. „Wobei wir in den letzten Wintern fast durcharbeiten konnten, denn diese waren sehr mild“, erinnert sich Alexandra Mackenbrock.
Bei Wind und Wetter draußen zu arbeiten und mit den Händen etwas zu schaffen – das ist es, was Malte Mackenbrock schon immer begeistert hat. Bereits während der Schulzeit half er im elterlichen Betrieb mit und nutzte nach seinem Abitur die Möglichkeit, das erste Lehrjahr zu überspringen und die Ausbildung auf zwei Jahre zu verkürzen. „Aufgrund meiner Vorkenntnisse war das für mich machbar. Allerdings musste ich mich beim Berufsschulunterricht und der überbetrieblichen Ausbildung, die ab dem zweiten Lehrjahr in der Lorenz-Burmann-Schule in Eslohe stattfinden, schon sehr ins Zeug legen, um das übersprungene Lehrjahr wieder aufzuholen.“
Im Gespräch mit Malte Mackenbrock
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am Montag, 30. September,
in der Zeit von 17.30 Uhr bis 19 Uhr unter der Rufnummer 02921 892-232 zur Verfügung.
Freie Praktikums- und Ausbildungsstellen in den Handwerksbetrieben in der Stadt Hamm sowie in den Kreisen Soest und Unna findet man zudem im Internet unter https://service.kh-hl.de/ausbildungsboerse/angebotefinden/
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Mit der richtigen Dämmung sorgen Dachdecker auch dafür, dass die Eigentümer Energie einsparen können. Und noch viel mehr: Auf den Dächern wird zunehmend Energie gewonnen – etwa durch Photovoltaik zur Stromerzeugung oder Solartherme zur Warmwasserbereitung. Für die Installation dieser Anlagen ist der Dachdecker Experte.