Die Arbeit an der frischen Luft macht Spaß
Autor: Markus Liesegang
Sehr aufmerksam hört und sieht Jan-Niklas Rose zu, als ihm sein Bruder, Dachdeckermeister Tobias Rose, das passgenaue Hauen einer Schieferplatte erklärt und anschließend demonstriert. Eine Arbeit, die viel Gefühl für das Naturmaterial erfordert – und die eigentlich nicht ins erste Halbjahr der Ausbildung zum Dachdecker gehört.
Hier ist Sorgfalt gefragt: Dachdeckermeister Tobias Rose (vorn) erklärt und zeigt seinem Bruder Jan-Niklas das passgenaue Hauen von Schieferplatten. Foto: Markus Liesegang
Neugier und das Hinterfragen gehören aber unbedingt zu den Voraussetzungen, auf die Tobias Rose bei seinen Auszubildenden Wert legt – neben den klassischen Attributen im Handwerk wie Pünktlichkeit und Ordnung. „Auch Fegen liegt in der Verantwortung des Lehrlings“, bemüht Vater Carsten Rose ein Klischee. „Es ist aber nicht mehr so wie früher“, erzählt der 51-Jährige, wenn er an die eigene Lehrzeit zurückdenkt. „Wir führen unsere Auszubildenden schnell ans „richtige“ Arbeit heran. Letztlich ist das Ziel, dass sie eigenständig arbeiten und uns damit entlasten“, betont der Meister und Inhaber von Rose Bedachungen.
Es ist ein junges Team, das an diesem Morgen auf dem Dach arbeitet. Filius Jan-Niklas ist der Jüngste unter ihnen. „Ich habe den Beruf ja über die Familie schon mitbekommen und in der achten Klasse außerdem noch ein Praktikum gemacht“, sagt der 16-jährige Realschulabgänger. „Die Arbeit an der frischen Luft macht mir einfach Spaß, wie auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen. Und ich darf schon mit anpacken.“
Die Dachdecker von Rose pflegen Teamgeist und arbeiten Hand in Hand: Hier sanieren Marcel Taggatz, Malte Limbrock, Tobias und Jan-Niklas Rose, Sandy Mayer und Carsten Rose (von links) ein Dach in Westtünnen. Foto: Markus Liesegang
Energetische Sanierung mit Aufdachdämmung
Die Konterlattung aufzuschrauben, gehört auf der aktuellen Baustelle in Westtünnen zu seinem Aufgabenbereich. „Wir ertüchtigen das Dach energetisch, installieren hier eine Aufdachdämmung, sanieren die Gauben und decken ein“, erklärt Tobias Rose das Projekt. Die Firma Rose ist aber breiter aufgestellt, übernimmt auch Spenglerarbeiten und die Anbringung von PV-Modulen sowie hinterlüftete Fassaden. Eine vielfältige Arbeit also.
Ein gutes Betriebsklima ist wichtig fürs Miteinander
Das bestätigt Marcel Taggatz, seit einem Jahr Geselle bei Rose. „Über meinen Onkel habe ich den Beruf früh kennengelernt, mit 14 schon mitgeholfen. Für mich stand immer fest, dass ich Dachdecker werden möchte“, betont er. „Jetzt sammle ich Erfahrungen, später werde ich den Meister machen“, sagt der 22-Jährige.
Das ist auch der Plan von Jan-Niklas Rose, der somit in die Fußstapfen von Vater und Bruder tritt.
Carsten Rose (rechts) gründete den Dachdeckerbetrieb, in dem nun auch seine Söhne Tobias (links) und Jan-Niklas arbeiten. Foto: Markus Liesegang
Carsten Rose übernahm ein Jahr nach seiner Meisterprüfung 2003 die Firma Schüttgen Bedachungen. Inzwischen beschäftigt er neun Mitarbeiter, darunter einen Azubi. „Wir haben immer ausgebildet“, blickt Tobias Rose zurück. Der 30-Jährige engagiert sich als Lehrlingswart in der Kreishandwerkskammer Hellweg in Sachen Nachwuchs.
Seine Gesellen unterstützt der Betrieb unter anderem mit Fortbildungen. „Zudem ermöglichen wir engagierten Mitarbeitern, die Prüfung zum Hängerschein zu machen – kleine Benefits“, sagt Tobias Rose. „Wichtiger ist allerdings, dass bei uns ein gutes Betriebsklima herrscht“, fügt er hinzu. „Jeder ist hier daran interessiert, den anderen bei der Arbeit zu unterstützen.“
Handwerker = Klimaschützer
Das Handwerk ist nicht nur kreativ, anpassungsfähig und flexibel – es ist bei allen Zukunftsaufgaben schlichtweg unverzichtbar. Um die Energiewende zu schaffen, brauchen wir Profis, die bauen, installieren, rechnen, mitdenken und beraten. Der Wunsch nach mehr Umweltbewusstsein, das Streben nach Energieeinsparung, Ressourcenerhaltung und die Anpassung an den Klimawandel machen Profis unentbehrlich. Der Bauboom und der große Bedarf an Modernisierungsmaßnahmen in fast allen Bereichen der Gesellschaft haben dem Handwerk wieder ordentlich Aufwind verschafft. Das Handwerk eröffnet dir außerdem viele tolle Aufstiegschancen und gute Verdienstmöglichkeiten auch für die erfolgreiche Umsetzung des Klima- und Ressourcenschutzes. Weiterbildung und persönliche Weiterentwicklung sind für Handwerker:innen ebenfalls wichtige Bausteine.
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1. Was ist für Sie das Beste an Ihrem Handwerk?
Wechselnde Baustellen und immer an der frischen Luft sein – das ist für mich das Beste am Dachdeckerhandwerk. Die Vielseitigkeit der Arbeiten am Steildach, Flachdach, an Fassaden und mittlerweile auch im Photovoltaik-Bereich machen den Beruf vielseitig wie kaum einen anderen.
2. Was können junge Menschen nach der Ausbildung in diesem Handwerk machen?
Die Arbeit als gefragter, junger Dachdeckergeselle in einem Betrieb ist natürlich zunächst die erste Option. Darüber hinaus werden viele Weiterbildungsmöglichkeiten zur Spezialisierung angeboten. Hier kann man zum Beispiel Lehrgänge besuchen, um sich in der Metallbearbeitung oder Photovoltaik-Montage fortzubilden. Auch Weiterbildungen zum Meister, Techniker und Betriebswirt sind möglich.
3. Was überrascht die Menschen am meisten, wenn Sie von Ihrem Handwerk erzählen?
Die Vielseitigkeit unseres Berufes überrascht die meisten. Viele denken zunächst, dass wir nur „Dachpfannen aufs Dach legen“. Wenn ich berichte, dass unser Job mit umfangreichen U-Wert-Berechnungen anfängt, um die Wärmedämmung zu planen, und mit Windsoog-Berechnungen aufhört, damit die Ziegel nicht vom Dach fliegen, sind die meisten erstaunt.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Monatliche Vergütung ab:
860 € im 1. Lehrjahr
1.040 € im 2. Lehrjahr
1.320 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2023:
14 / 31 insgesamt
Berufsschulstandort:
Hamm und Eslohe
Zahl der Innungsbetriebe:
26
Der Beruf in aller Kürze
Ein Dachdecker sorgt mit seiner Arbeit für wind- und wetterfeste Gebäude. Dächer zu decken ist aber nur ein Bestandteil seiner Tätigkeiten. Die Ausführung von Wärmedämmung, die Gestaltung von Fassaden, Strom durch Solartechnik zu erzeugen und das Klima durch Gründächer zu verbessern, gehört heute und in Zukunft immer stärker genauso dazu.
Für die Vermessung oder die Inspektion von Dächern und Fassaden werden im Dachdeckerhandwerk zum Beispiel zunehmend Drohnen eingesetzt. Drohnen mit Kamerasystemen können etwa Übersichtsbilder oder detaillierte Aufnahmen von Schäden liefern – ganz ohne Gerüst oder Hebebühne. Um für die Anwendungen dieser Technologie gerüstet zu sein, müssen sich künftige Fachkräfte die entsprechenden Kenntnisse aneignen.
Weitere Infos zum Beruf unter dachdeckerdeinberuf.de