„Die Arbeit an den Baumaschinen macht mir mega-viel Spaß“
Autor: Gabi Bender
An Land- und Baumaschinen führt kaum ein Weg vorbei. Schon im Kindergarten sind die Trampeltrecker heiß begehrt und mit handlichen Baggern werden die ersten eigenen Bauprojekte in Sandkästen umgesetzt. Während sich allerdings die meisten Heranwachsenden ausschließlich mit Traktoren und Radladern im Spielzeugformat beschäftigen, ging es für Emily Ryan schon früh um Land- und Baumaschinen in Originalgröße.
Im Rahmen einer Wartung entnimmt Emily Ryan den Ölfilter des Hauptmotors eines Kettenbaggers. Foto: Gabi Bender
„Ich komme vom Hof und bin damit aufgewachsen“, erzählt die 20-Jährige. „Wir hatten früher Kühe und haben etwas Landwirtschaft betrieben.“ Von ihrem Opa habe sie seinerzeit die Basics gelernt. „Als ich gerade laufen konnte, hat er mir schon beigebracht, welche Werkzeuge wofür verwendet werden. So bekam ich schon als kleines Kind erste Einblicke in die Maschinenwelt.“ Mittlerweile ist sie in die Fußstapfen ihres Opas getreten, der Land- und Baumaschinenmechaniker war.
Da der Anteil der Elektronik im Verhältnis zur reinen Mechanik in diesem Ausbildungsberuf im Laufe der Zeit stetig zugenommen hat, wurde er vor zehn Jahren in Land- und Baumaschinenmechatroniker umbenannt. Diesen Beruf erlernt Emily Ryan seit etwas über einem Jahr bei der Erwentraut GmbH, die ihren Sitz im Gewerbepark in Hamm-Rhynern hat. „Bei uns ist es so, dass jeder Azubi im ersten Lehrjahr jeden unserer drei Werkstattbereiche kennenlernt“, sagt Werkstattleiter Thomas Hennig, der bei dem Familienbetrieb gemeinsam mit Nina Liebezeit für die Ausbildung zuständig ist. „Das sind die Baumaschinen, der Bereich der Kommunal- und Arealtechnik mit Großflächenmähern und Kommunalschleppern sowie die Kleingeräte, zu denen unter anderem Motorsägen und Rasenmäher gehören.“
Nachdem der Nachwuchs alle Bereiche durchlaufen hat, kann er sich entscheiden, in welchem Bereich er sich spezialisieren möchte. Emily Ryan startete ihre Ausbildung bei den Kleingeräten und wechselte im November 2023 zu den Baumaschinen. „Ich bin mit einem relativ geringen Grundwissen in die Baumaschinen-Abteilung gekommen“, erinnert sich die Auszubildende, „ich hatte aber den Vorteil, dass ich mich ganz gut in die Maschinen reindenken konnte, da ich schon einen Bezug dazu hatte und nicht zum ersten Mal vor so einer Maschine stand.“
Um den Verschleiß zu minimieren, schmiert Emily Ryan einen Radlader ab. Foto: Gabi Bender
Schnell zeichnete sich ab, dass die Baumaschinen der Schwerpunkt der 20-Jährigen werden würden, denn sie fühlte sich in der Abteilung rundum wohl. „Es macht mir einfach mega-viel Spaß, an den Baumaschinen zu arbeiten und daher habe ich den Wunsch geäußert, direkt hier zu bleiben.“ Seitdem arbeitet sie täglich an Baggern, Radladern und Dumpern. Während ihrer dreieinhalbjährigen Ausbildung besucht sie darüber hinaus alle zwei bis drei Monate für zwei bis drei Wochen die Berufsschule und absolviert im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung Lehrgänge zu verschiedenen Themen wie Schweißen, Elektrotechnik und Hydraulik.
In der Berufsschule, dem Lippe-Berufskolleg in Lippstadt, lernt sie unter anderem, wie Land- und Baumaschinen gewartet werden und wie man die Ursache für Störungen findet. Dazu analysieren die angehenden Land- und Baumaschinenmechatroniker den Aufbau und die Funktion von Systemen und nutzen Schaltpläne und Herstellerunterlagen, um Fehler zu diagnostizieren und die erforderlichen Reparaturen vornehmen zu können. Dort lernen sie auch, wie man Aufträge schreibt und mit Arbeitskarten arbeitet.
Eine solche bekommt Emily Ryan im Betrieb auch regelmäßig, denn die gehören bei der Erwentraut GmbH zu jeder Maschine. „Dort steht, welchem Kunden welche Baumaschine gehört, was gemacht werden soll und wenn das noch nicht feststeht, weil bisher nur bekannt ist, dass etwas nicht ordnungsgemäß läuft, die Beschreibung des Fehlers“, so die 20-Jährige. Nachdem eine Wartung oder eine Reparatur durchgeführt worden ist, notiert die Auszubildende die dafür benötigte Zeit auf der Karte sowie die Materialien, die dafür benötigt wurden, damit daraus eine Rechnung generiert werden kann.
„In der Regel ist es bei uns so, dass Azubis eine Tätigkeit das erste Mal unter Anleitung durchführen und die Arbeit anschließend vom Abteilungsleiter abgenommen wird“, erklärt Thomas Hennig. „Wenn alles in Ordnung ist, dürfen sie diese Arbeit beim nächsten Mal alleine erledigen. Auf diese Weise lernen die Auszubildenden alle Aufgaben, die an einer Maschine anstehen, und können später selbstständig daran arbeiten.“
Wer sich für die Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker interessiert, kann in den Beruf und den Betrieb am besten im Rahmen eines Praktikums hineinschnuppern. „Mitbringen sollten Interessenten Teamfähigkeit, Motivation und technisches Interesse„, sagt Thomas Hennig, „und worauf ich noch großen Wert lege, ist Ordentlichkeit und Pünktlichkeit.„
Für das kommende Jahr stellt das Team der Erwentraut GmbH gerne noch einen angehenden Land- und Baumaschinenmechatroniker ein.
Im Gespräch mit Emily Ryan
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