Podcast Fleischer
Traumberufe im Kreis Coesfeld
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Interview mit Fleischermeister Christian Bonekamp:
„Beide Seiten profitieren von einer Ausbildung“
Christian Bonekamp hat sich gegen dern Elektriker- und für den Fleischer-Beruf entschieden – und das nie bereut. Foto: Riekhoff
Von Wurst über Braten bis hin zu Schinken – Fleischer-Meister Christian Bonekamp kennt sich mit allen Fleischsorten und Verarbeitungsmethoden aus. Nach jahrzehntelanger Arbeit im eigenen Betrieb Bonekamp ist der Coesfelder nun bei dem Hof Keil in Reken angestellt, wo unter anderem Fleisch der besonderen Rinderrasse Blonde d’Aquitaine, die ursprünglich im Süden Frankreichs beheimatet ist, angeboten wird. Was alles zur Tätigkeit eines Fleischers gehört und worauf es bei einer Ausbildung ankommt, verriet der 52-Jährige in einem Gespräch mit Lena Riekhoff.
Wie sieht ein klassischer Arbeitstag als Fleischer aus?
Christian Bonekamp: Morgens starte ich meistens damit, frische Bratwurst zu machen und die Theke vorzubereiten. Außerdem drehe ich Gehacktes durch, mariniere Grillfleisch, fülle Braten, mache Frikadellen und vieles mehr. Die ganze Palette an Fleischprodukten steht auf meinem Tagesablauf. Wir bereiten auch viel für Großkunden vor. Momentan ist natürlich besonders Grillware gefragt.
Also gibt es spürbare Unterschiede was die Jahreszeiten betrifft?
Bonekamp: Die Nachfrage ist sehr saisonal. Momentan ist die Grillzeit, danach richtet sich dann unser Angebot. Bei Feiertagen sind dann auch besondere Fleischangebote wie Braten oder ähnliches beliebt. Auch ansonsten gibt es verschiedene Trends. So sind momentan besonders die amerikanischen Schnitte gefragt. Manchmal lassen sich die Kunden auch im TV oder Internet inspirieren und fragen danach. Wir versuchen auch immer mit der Zeit zu gehen.
Sie kommen aus einem Familienbetrieb. Stand Ihr Berufswunsch deswegen bereits früh fest?
Bonekamp: Natürlich hat sich der Beruf deswegen angeboten. Ich hatte erst überlegt, Elektriker zu werden, aber habe mich dann letztendlich doch spontan für den Fleischerberuf und damit den Familienbetrieb entschieden und die Entscheidung nicht bereut.
Welche Waren gerade gefragt sind, ist sehr saisonabhängig, weiß der Fleischermeister. Im Sommer ist es eher Grillfleisch, zu besonderen Feiertagen zum Beispiel Braten. Foto: Riekhoff
„Nicht nur der Auszubildende lernt etwas, sondern er bringt sich auch mit eigenen, vielleicht frischen Ideen ein. Auch wir Meister und Gesellen lernen nicht aus. Es findet immer ein Austausch im Team statt, ein Geben und Nehmen.
Was sind Aspekte, die Sie an Ihrem Beruf zu schätzen wissen?
Bonekamp: Meine Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich und ich habe auch die Möglichkeit kreativ zu werden, etwa beim Erstellen von eigenen Wurstsorten. Hinzu kommt der Kontakt mit den Kunden, die man beraten kann.
Über die Jahre hinweg haben Sie auch einige Fleischer ausgebildet. Was sollten Interessenten mitbringen?
Bonekamp: Bewerber sollten Interesse an der Tätigkeit haben und gerne mit Lebensmitteln arbeiten. Natürlich ist bei dem Fleischer-Beruf die Hygiene ganz wichtig, deswegen ist Sauberkeit auch bei den Interessenten von Bedeutung. Bestimmte Schulfächerkenntnisse sind hingegen nicht ausschlaggebend. Der körperliche Anspruch ist nicht mehr so groß wie früher. Mittlerweile leisten Maschinen Unterstützung, oder man hebt Schweres zusammen in der Gruppe. Das Team-Work ist ohnehin wichtig bei der Tätigkeit. Ob der Beruf der Richtige für einen ist, kann man am besten in einem Praktikum feststellen. Wenn man dann feststellt, dass man doch etwas anderes machen möchte, muss man keine Ausbildung abbrechen.
Also würden Sie gerne wieder ausbilden?
Bonekamp: Auf jeden Fall. Wir hätten auch gerne hier auf Hof Keil eine Auszubildenden. Denn beide Seiten profitieren davon. Nicht nur der Auszubildende lernt etwas, sondern er bringt sich auch mit eigenen, vielleicht frischen Ideen ein. Auch wir Meister und Gesellen lernen nicht aus. Es findet immer ein Austausch im Team statt, ein Geben und Nehmen.
Wie schätzen Sie die Entwicklung der Branche ein? Wohin gehen die Tendenzen?
Bonekamp: Der Pro-Kopf-Konsum an Fleisch ist in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegen. Mittlerweile geht die Tendenz allerdings wieder dahin, dass die Leute verstärkt auf die Herstellung schauen und auf die Qualität achten. Es ist wichtig, als Fleischer das Vertrauen zu dem Kunden herzustellen.
Essen Sie denn auch privat gerne Fleisch?
Bonekamp: Natürlich. Aber mit Genuss und achtsam. Und ich lege Wert auf die Herkunft.
Drei gute Gründe…
… für eine Ausbildung zum/zur Fleischerin nennt Helmut Feldkamp, Obermeister der Fleischer-Innung Coesfeld:
1.) Die Arbeit als Fleischer ist vielfältig und kreativ. Man hat immer auch die Möglichkeit eigene Produkte wie beispielsweise besondere Wurstsorten zu entwickeln.
2.) In der Branche gibt es gute Aufstiegschancen. Die Möglichkeiten zur Weiterbildung sind vielfältig. Neben der Meisterprüfung kann man sich auch beispielsweise zum Techniker, Verkaufsleiter oder Lebensmittelkontrolleur fortbilden lassen. Natürlich besteht auch die Option sich selbstständig zu machen.
3.) Der Fleischer-Beruf ist absolut zukunftssicher und die Nachfrage wird auch künftig bestehen. Gegessen wird schließlich immer!
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer: |
Fleischer-/in und Fachverkäufer-/in 3 Jahre |
Vergütung monatlich: |
650 Euro (2019) 750 Euro (2019) 850 Euro (2019) |
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2020: |
Fleischer/in: 2 Fachverkäufer/in: 8 |
Berufsschulstandort: | Coesfeld (im 1. Ausbildungsjahr) Borken, Dortmund-Lünen (ab dem 2. Ausbildungsjahr) |
Welche Voraussetzungen du erfüllen solltest
Fleischer/innen beurteilen die Fleischqualität, zerlegen das Fleisch in Teile und veredeln es zu schmackhaften Fleisch- und Wurstwaren. Außerdem stellen sie Feinkosterzeugnisse, Fertiggerichte und Konserven her. Sie sind in der Kundenberatung tätig und verkaufen ihre Produkte. Auch bei der Gestaltung kalter und warmer Buffets ist ihr Können gefragt.
Fachverkäufer/innen im Lebensmittelhandwerk mit dem Schwerpunkt Fleischerei bieten Fleisch- und Wurstwaren, zum Teil auch kleine Imbisse zum Verkauf an. Sie bedienen Kunden und informieren diese über die Verwendungsmöglichkeiten der Produkte. Sie präsentieren ihre Waren und dekorieren die Auslagen. Zudem stellen sie Feinkostsalate und Snacks her.