Podcast Raumausstatter
Traumberufe in Hamm
Raumaustatter, Sattler
und Schneider
Traumberufe in Hamm
Raumaustatter, Sattler
und Schneider
Podcast Raumausstatter
Sie leben für Stoffe und stilvolle Einrichtungen: Christoph (von links) und Hildegard Ringkamp mit Raumausstatterin Christiane Langkamp. Foto: Körtling
Von Peter Körtling
Wer das Geschäft von Raumausstatter-Meister Christoph Ringkamp, Alte Salzstraße 19 in Hamm-Rhynern, von vorne bis hinten durchschreitet, der begibt sich auf eine aufregende Zeitreise durch Stoffe und Möbel. Egal, welchen Wohnstil jemand bevorzugt: Hier wird jeder fündig.
In den vorderen Verkaufsräumen liegt eine Vielzahl an Stoffen für Polsterarbeiten. Und es hängt dort eine ungeheure Auswahl an Gardinen, die für jeden Stil das perfekte Wohnambiente unterstreicht. Weiter hinten ist ein abgeteilter Raum, in dem die Stoffe und Gardinen zugeschnitten, gerichtet und nach den individuellen Wünschen des Kunden genäht werden.
Am Büro vorbei führt der Weg in die Polsterwerkstatt, in der wie vor 100 Jahren anspruchsvolle Lieblingsmöbel – vom Polstersessel und Sofa bis zur eleganten Chaiselongue – in einen modernen, oder klassisch gehaltenen Neuzustand versetzt werden.
Christoph Ringkamp führt in vierter Generation das Unternehmen, das sein Urgroßvater Heinrich Ringkamp am 24. Mai 1895 gründete. „Er war gelernter Sattlermeister und ist mit dem Bollerwagen von Gehöft zu Gehöft gezogen, um Sättel und Trensen herzustellen und zu reparieren“, erzählt der Raumausstatter-Meister.
Inzwischen haben sich die Zeiten und Kundenwünsche natürlich enorm geändert, was sich in den vielen Tätigkeitsfeldern spiegelt. Ob Gardinen, Sonnen-, Sicht- oder Insektenschutz, Bodenbeläge oder Polsterei: Die Kenntnisse um Mode, Materialien und das handwerkliche Können unterliegen einem steten Wandel, und die Experten müssen stets auf der Höhe der Zeit sein. „Jedem zufriedenen Kunden geht eine gute Beratung voraus“, sagt Ringkamp.
Alle Informationen zum Ausbildungsberuf Raumaausstatter, Sattler und Schneider (m/w/d) findest du in der Sonderveröffentlichung deiner Tageszeitung, als Podcast und in der Radio-Sondersendung. Alle Erscheinungstermine im Überblick
Auch diesem alten Möbelstück will Ringkamp neuen Glanz verpassen. Foto: Körtling
Auch ungewöhnliche Aufträge
Dazu komme der Service-Bereich, der einen großen Stellenwert einnehme, wie der Experte erklärt: „Natürlich kommen wir auch, um etwa beim Frühlingsputz die gesamten Gardinen abzunehmen, zu reinigen und hinterher wieder aufzuhängen.“ Das geschehe bei Bedarf sogar sonntags. Er selbst sei quasi als Fünfjähriger in den Beruf eingestiegen, als er beim Opa Paul Ringkamp immer wieder in der Polsterei mitgeholfen habe. „Das war für mich total spannend, und ich mache das heute noch leidenschaftlich gern“, sagt Ringkamp und lächelt. Bereits mit 23 Jahren legte er, als Jüngster seines Fachs, die Meisterprüfung ab und absolvierte später an der Akademie Schloss Raesfeld die Fortbildung zum Restaurator im Handwerk.
Ein großes Hobby von ihm ist es, abgenutzte, aber schöne Möbel von Grund auf neu aufzuarbeiten. Derzeit widmet er sich einem Biedermeier-Sofa, sowie zwei eleganten Polstersesseln eines Kunden: „Das Holzgestell der Sessel wird vom Schreiner behandelt, und die Polsterung wird ganz klassisch neu aufgebaut“, sagt der Handwerksmeister. Ob Stroh-Werk, Rosshaar, Afrik (Palmfasern) oder Elakrin: Er ist mit allen Materialien und Techniken vertraut, sei es von alten Meistern oder anspruchsvollen modernen Möbelherstellern.
„Spezialisierung, Meister, Studium der Innenarchitektur oder Anstellung in einem spezialisierten Fachbetrieb, etwa für Hotelausstattungen – es viele Möglichkeiten.“
Das hat ihm auch schon ungewöhnliche Aufträge eingebracht: So hat Christoph Ringkamp bei den Hammer Eisenbahnfreunden in einem Erste-Klasse-Wagen aus dem Jahr 1955 anhand von Fotos Sitze, Rücken, Kopfteile und Armlehnen neu mit Stoff bezogen – und die zweite Klasse mit Kunstleder.
Er führt sein Geschäft mit Gesellin Christiane Langkamp, die schwerpunktmäßig als Fachberaterin im Verkauf sowie als Polster- und Dekorationsnäherin tätig ist. Ebenfalls im Laden ist Mutter Hildegard Ringkamp. Sie übernahm das Geschäft mit ihrem Ehemann, dem Polsterer- und Dekorationsmeister Paul-Heinz Ringkamp im Jahr 1960 vom Schwiegervater, führte es 35 Jahre mit ihm und ist heute die gute Seele. Ihr Schwerpunkt ist die Beratung und die Fertigung von Gardinen nach Kundenwunsch.
„Wer sich für eine Ausbildung als Raumausstatter interessiert, sollte neben handwerklichem Geschick kreatives Interesse und Talent mitbringen“, sagt Ringkamp. Das Dekorieren sei körperlich nicht übermäßig anstrengend, erfordere aber viel Geschick.
Das Bodenlegen mit seinen Vorbereitungsarbeiten erfordere dagegen schon Kraft. Zum Polstern seien Kraft und Gefühl in den Händen gefragt. Da man auch immer viel mit Kunden zu tun hat, sollten angehende Raumausstatter auch kontaktfreudig und freundlich sein, rät der Meister. Mathematik sei, wie in allen Handwerksberufen, ebenso wichtig wie zeichnerisches Talent. Farb- und Formgefühl seien darüber hinaus von Vorteil.
Nach der bestandenen Ausbildung können Interessierte sich natürlich auch weiterbilden. Christoph Ringkamp zählt auf: „Spezialisierung, Meister, Studium der Innenarchitektur oder Anstellung in einem spezialisierten Fachbetrieb, etwa für Hotelausstattungen – es viele Möglichkeiten.“
Aus alt mach neu: Raumausstatter-Meister Christoph Ringkamp liebt die Arbeit mit solchen Schätzchen. Foto: Körtling
Drei gute Gründe…
Clemens Köhler ist Obermeister der Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe.
… für eine Ausbildung zum/zur Raumausstatter/in nennt Clemens Köhler, Obermeister der Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe:
1. Raumausstatter sind die textilen Einrichter unter den Handwerkern. Sie schaffen Wohnträume in Privaträumen und eine positive Arbeitsatmosphäre in Unternehmen. Und damit begeistern sie ihre Kunden, denn die individuellen Lösungen eines Raumausstatters sorgen immer wieder für Aha-Erlebnisse.
2. Bei ihrer Arbeit berücksichtigen sie auch technische Aspekte, wenn zum Beispiel der Einsatz von textilen Materialien an Boden, Wand und Decke für eine bessere Raumakustik sorgt oder eine Sonnenschutzlösung einen optimalen Bildschirmarbeitsplatz schafft.
3. Ein neues Haus oder einzelne Zimmer mit Teppichböden, Vorhängen, Sonnenschutz-Rollos und neu aufgepolsterten Möbeln auszustatten, macht unheimlich Spaß und unseren Beruf so vielseitig. Die Möglichkeiten, die wir durch verschiedenen Materialeinsatz und eigene Ideen dem Kunden anbieten können, machen unseren Beruf einfach spannend.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
530 € im 1. Lehrjahr
610 € im 2. Lehrjahr
710 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2019
4
Berufsschulstandort:
Dortmund
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die „Raumausstatter-, Sattler- und
Schneider-Innung Hellweg-Lippe“ 79 Mitgliedsbetriebe
in ihren Reihen. Die Betriebe bilden zurzeit
11 junge Menschen aus.
Schwerpunkte des Berufs:
1. Boden
2. Polstern
3. Raumdekoration, Licht-, Sicht- und Sonnenschutzanlagen
4. Wand- und Deckendekoration
Der Beruf in aller Kürze
Raumausstatter/innen gestalten Wohn- und Geschäftsräume nach den Wünschen des Kunden. Sie beraten diesen und machen Vorschläge für die zu verwendenden Materialien. Sie verlegen Bodenbeläge, dekorieren Wände und Decken mit Stoffen und Tapeten, montieren Sicht- und Sonnenschutzanlagen und beziehen Polstermöbel neu.