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Zimmerer – Arbeit
in luftiger Höhe
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„Den Gebäuden die Krone aufsetzen“
Interview mit Zimmerermeister Norbert Kühnhenrich
Zimmerermeister Norbert Kühnhenrich zeigt eine der CNC Abbundmaschinen. Foto: Lena Riekhoff
Das Zimmererhandwerk liegt Norbert Kühnhenrich im Blut. Direkt neben dem familieneigenen Betrieb aufgewachsen, bekam er bereits als Kind viel von der Arbeit seines Vaters mit – und interessierte sich dafür. Seit mittlerweile 140 Jahren besteht das Ascheberger Unternehmen „Kühnhenrich –Zimmerei und Fachwerkbau GmbH“. Der Ascheberger führt es seit 1986 in vierter Generation, die fünfte ist mit seinem Sohn Peter auch schon gesichert. In einem Gespräch mit Lena Riekhoff verriet der Zimmereimeister, warum er sich dafür entschied, und was Lehrlinge in der vielseitigen Ausbildung zum Zimmerer erwartet
Das Zimmererhandwerk ist sehr umfassend. Was gefällt Ihnen daran?
Norbert Kühnhenrich: Man kann mit dem Material Holz gestalterisch arbeiten und ganz verschiedene Projekte realisieren. Wenn man den Gebäuden die Krone aufsetzt, ist das toll. Noch Jahre später sehe ich während Autofahrten Häuser, an denen ich mitgewirkt habe. Die Arbeit bleibt erhalten. Auch der Kontakt mit den Kunden gefällt mir. Zu jedem Bauvorhaben gibt es eine Geschichte.
Der Baustoff Holz ist also sehr vielseitig?
Kühnhenrich: Ja, mit Holz zu arbeiten, bietet viele Möglichkeiten. Spannend ist, es so zu verbauen, dass es dauerhaft hält und sinnvoll verwendet wird. Wenn man sich zum Beispiel denkmalgeschützte Häuser aus dem 17. Jahrhundert anschaut, stellt man fest, dass damals bereits recyceltes Holz verwendet wurde. Das Material ist außerdem ökologischer als andere Baustoffe und damit auch für die Zukunft von Bedeutung.
Hat sich der Beruf mit der Zeit gewandelt?
Kühnhenrich: Auch bei den Zimmerern fand die Digitalisierung statt. Der Computer ist heutzutage aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Bei der Planung nutzen wir zur Darstellung Computerprogramme, bei der Ausführung computergesteuerte Maschinen wie die CNC Abbundmaschinen, mit denen Bauhölzer zugeschnitten werden.
Welche Art von Aufträgen führen Sie in Ihrem Betrieb durch?
Kühnhenrich: Wir haben ein sehr breites Spektrum an regionalen Aufträgen. Von der kleinsten Gartenhütte bis hin zu Kirchen ist da alles dabei. Wir bieten Reparaturen aber auch vollständige Fertigungen von Hallen oder Häusern inklusive Ziegeldächern an. Dieses Jahr arbeiten wir auch wieder an einigen Fachwerkhäusern.
Sie erwähnten Ziegeldächer. Es kommt also vor, dass sie auch mehrere Handwerksbereiche auf Baustellen abdecken?
Kühnhenrich: Die Handwerke wachsen immer mehr zusammen. Die Kunden finden es praktischer, möglichst wenig Firmen für ein Projekt zu beauftragen. Deswegen übernehmen wir mittlerweile auch schon mal Dachdecker- und Klempnerarbeiten.
Wie wichtig ist Ihnen, selbst auszubilden?
Kühnhenrich: Das ist ganz entscheidend, um geeignete Fachkräfte für unser Handwerk zu bekommen. Wir bilden jedes Jahr aus. Da es ein familiärer Betrieb ist, haben wir schnell guten Kontakt zu den Auszubildenden. Sie sind nicht nur eine Nummer von vielen.
„Ich wollte nie einen anderen Beruf erlernen und bereue die Entscheidung bis heute nicht.“
Worauf können sich die Lehrlinge während ihrer Ausbildung einstellen?
Kühnhenrich: Das Ziel ist, dass sie möglichst viele verschiedene Aufträge und Baustellen mitbekommen. Gleichzeitig sollten sie an Projekten aber von Anfang bis Ende beteiligt sein. Mit der Zeit bekommen sie dann immer mehr Verantwortung und können Aufgaben auch eigenständig erledigen.
Sollten Bewerber bestimmte Fähigkeiten mitbringen?
Kühnhenrich: Mathematisches Verständnis ist als Zimmerer von Vorteil. Außerdem sollte man schwindelfrei sein. Welchen Schulabschluss man besitzt, ist allerdings nicht entscheidend. Bei uns müssen Bewerber ohnehin ein Praktikum vor der Ausbildung machen. Dadurch kann man feststellen, ob sich der Beruf für die Person eignet. Auch die Teamfähigkeit ist als Zimmerer ganz wichtig. Der Bewerber muss in das Team passen, damit die Arbeit funktioniert.
Durch die traditionelle Berufskleidung ist Norbert Kühnhenrich eindeutig als Zimmerer erkennbar. Foto: Lena Riekhoff
Wollten Sie stets den Beruf Ihres Vaters und den familieneigenen Betrieb übernehmen?
Kühnhenrich: Ja das stand für mich immer fest. Ich hab den Beruf von der Pike auf mitbekommen und war nach der Schule häufig mit meinem Vater auf Baustellen unterwegs. Ich wollte nie einen anderen Beruf erlernen und bereue die Entscheidung bis heute nicht.
Drei gute Gründe …
Innungsobermeister Dieter Ueding
…für eine Ausbildung zum/zur Zimmerer/Zimmerin nennt Dieter Ueding, Obermeister der Zimmerer-Innung im Bezirk Kreis Coesfeld
1. Man hat ständig mit anderen Menschen zu tun und Herausforderungen zu meistern. Mathematik insbesondere Geometrie, ein 3-D-Denken und gutes Vorstellungsvermögen sollte man haben und natürlich schwindelfrei sein.
2. Heute ist der Beruf des Zimmerers deutlich anspruchsvoller geworden. So rücken zum Beispiel der Bereich des Holzrahmenbaus und die Fassadensanierung immer mehr in den Fokus. Neben den körperlichen Voraussetzungen und dem handwerklichen Geschick gehört auch ein gewisses Verständnis für die neueste Technik dazu. Denn mit Hilfe von speziellen Programmen entstehen Konstruktionen, deren Einzelteile mit computergesteuerten Maschinen zugeschnitten werden.
3. Nach Abschluss der Ausbildung haben die jungen Leute viele Möglichkeiten, sich zu verwirklichen. Sei es zum Beispiel, den Zimmerermeister zu machen, ein Architekturstudium anzuschließen oder Statiker zu werden. Wer Zimmerer bleiben möchte, kann diesen Beruf bis zur Rente ausüben. Vielleicht nicht immer in luftiger Höhe.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer: |
3 Jahre |
Vergütung monatlich: |
680 Euro (2019) 960 Euro (2019) 1180 Euro (2019) |
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2020: |
12 |
Berufsschulstandort: | Münster |
Aktuelle Zahlen: | Aktuell hat die Zimmerer-Innung 27 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen. Die Betriebe bilden aktuell 33 junge Menschen aus. |
Der Beruf in aller Kürze
Zimmerer/innen stellen Holzkonstruktionen, Holzhäuser und Dachstühle her, bauen vorgefertigte Bauteile, Dämmstoffe und Bauelemente ein. Auch errichten sie Fachwerkkonstruktionen und Fertighäuser. Außerdem modernisieren, sanieren und restaurieren sie Dachstühle, Altbauten und andere Gebäudeteile aus Holz..