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„Mein Beruf ist immer noch mein Hobby“ –
Interview mit dem Zimmerermeister Franz-Josef Hüske
„Arbeit gibt es in diesem Handwerk genug“, ist sich Zimmerermeister Franz-Josef Hüske sicher. Foto: Cordes
Von Karin Cordes
„Ich mag den Geruch in der Werkstatt“, lacht Zimmerermeister Franz-Josef Hüske. Tatsächlich ist er ein echter „Holzwurm“ – und das nunmehr in der dritten Generation. Schon sein Großvater und Vater liebten den Werkstoff Holz und gingen mit Freude ihrem Handwerk nach. Kein Wunder also, dass Franz-Josef Hüske sein berufliches Glück ebenfalls zwischen Holzstapeln und Sägespäne findet und dabei Erfolg hat. Im vergangenen Jahr konnte der Inhaber der Zimmerei Hüske das 25-jährige Firmenbestehen feiern. Im Gespräch erzählte er uns, was für ihn das Besondere an seinem Beruf ist.
Wie kam es, dass Sie sich für den Beruf des Zimmerers entschieden?
Franz-Josef Hüske: Es muss wohl in den Genen liegen. In unserer Familie hatte man immer mit Holz zu tun. Mein Vater war gelernter Zimmerer und mein Großvater fertigte als Stellmacher Geräte für die Landwirtschaft an. Seine alte Bandsäge aus dem Jahre 1928 ist heute noch in meinem Betrieb im Einsatz. Die ist unverwüstlich. Auch mein Sohn Christian hat das „Holzgen“ geerbt. Als gelernter Zimmerer legte er bereits seine Meisterprüfung ab und ist im Familienbetrieb tätig.
Aber ich bin nicht nur durch meine Familie mit diesem Handwerk in Berührung gekommen, sondern auch durch einen Schreiner, der eine kleine Werkstatt in unserer Nachbarschaft hatte. Schon als Junge war ich dort gerne. Wir stellten Transportkisten für Kaninchen her. Weil mir die Arbeit so viel Spaß machte, entschloss ich mich zunächst zu einer Schreinerlehre. Doch ich merkte schnell, dass ich mich mehr für Holzbau und Konstruktionen interessiere, als für das Anfertigen von Möbeln. Daher absolvierte ich eine zweite Ausbildung zum Zimmerer und machte 1988 die Meisterprüfung. Sechs Jahre später kam dann der Schritt in die Selbstständigkeit. Damals noch dank der Unterstützung meines Vaters als Zwei-Mann-Betrieb.
Was fasziniert Sie so an diesem Handwerk?
Hüske: Der Beruf des Zimmerers hat ganz alte Wurzeln. Vor ein paar Tagen kamen ein paar Kinder als „Heilige Drei Könige“ hier vorbei. Die habe ich erst einmal gefragt, ob sie wissen, welchen Beruf der Vater vom Jesuskind hat – sie wussten es glücklicherweise alle. Aber dass der heilige Josef der Schutzpatron der Zimmerleute ist, das konnte ich ihnen beibringen. Auch die Rüthener Zunft der Schreiner und Zimmerer ist bereits über 300 Jahre alt. Aber abgesehen von der Herkunft dieses Handwerks begeistert es mich auch, dass unsere Arbeitsweise doch ganz anders ist, als die in anderen Gewerken. Handwerker wie Maurer oder Elektriker packen am Morgen ihr Werkzeug und fahren los zur Baustelle. Bei den Zimmerleuten ist das anders. Wir planen vorab, fertigen eine Zeichnung an und bereiten in der Werkstatt alles vor. Erst dann fahren wir raus zur Baustelle – in der Hoffnung, dass dann auch alles passt. Alles in Allem kann ich sagen, dass mein Beruf immer noch mein Hobby ist.
Opas alte Bandsäge aus dem Jahre 1928 hält Franz-Josef Hüske in Ehren. Kein Wunder, die Maschine ist unverwüstlich. Foto: Cordes
Bevor es auf die Baustelle geht, wird gründlich geplant. Als Zimmerer muss man gut rechnen können. Foto: Cordes
Hat sich der Beruf in den letzten Jahrzehnten verändert?
Hüske: Ja sehr! Er ist vielfältiger und auch anspruchsvoller geworden. Früher haben die Zimmerer überwiegend Dächer gebaut. Heute ist der Werkstoff Holz immer mehr gefragt. Die Leute erkennen, dass man mit Holz gesund und nachhaltig bauen kann. Daher konstruieren und bauen wir immer mehr Häuser und andere individuelle Bauobjekte. Das bedeutet auch, dass wir mit vielen neuen Werkstoffen arbeiten. Da geht es nicht nur um Holz und einige kleine Werkteile, sondern um die Kombination mit vielen anderen Materialien. Da gilt es immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Man hat nie ausgelernt.
Was sollten junge Menschen mitbringen, wenn sie sich für den Beruf des Zimmerers interessieren?
Hüske: Zwar sehe ich nicht nur auf Schulnoten. Aber wenn sich jemand für eine Ausbildung als Zimmerer interessiert, hat aber in Mathematik eine fünf, dann kann das in diesem Beruf für ihn nichts werden. Rechnen ist enorm wichtig. Ebenso muss man darstellende Geometrie verstehen und über ein gutes Vorstellungsvermögen verfügen. Körperliche Fitness ist auch erforderlich. Selbst wenn heutzutage Kräne und Technik viele Arbeiten erleichtern, muss doch auch mal ein schwerer Sparren getragen werden. Außerdem arbeiten wir auf Leitern und in der Höhe. Zimmerer sollten daher schwindelfrei sein.
Glauben Sie, dass der Beruf eine Zukunft hat?
Hüske: Auf jeden Fall. Wie schon gesagt, liegt die Holzbauweise stark im Trend. Die Nachfrage am Markt ist da. Außerdem bietet die Ausbildung zum Zimmerer auch zahlreiche Möglichkeiten. Man kann als Polier eine Baustelle leiten, den Meister machen oder ein Studium anschließen und Bauingenieur werden. So oder so. Arbeit gibt es in diesem Handwerk genug.
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Drei gute Gründe
… für eine Ausbildung nennt Friedrich Korte, Obermeister der Zimmerer-Innung Hellweg-Lippe. Er ist Zimmerermeister in sechster Generation und seit 1999 Obermeister der Zimmerer-Innung Hellweg-Lippe. Seit 2010 ist er auch stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Zimmerer Westfalen.
1. Da ist zunächst einmal die ungeheure Bandbreite, in der wir Zimmerer heutzutage tätig sind. Natürlich errichten wir immer noch Dachstühle und ganze Dächer, aber die wenigsten Leute wissen, dass Zimmerer auch ganze Häuser errichten.
2. Wir sind zudem gefrage Experten im Denkmalschutz, vom Fachwerkhaus bis hin zu Schlössern, Rathäusern und Kirchen. Diese Vielfalt und stete Abwechslung ist es auch, die unsere Praktikanten und Auszubildenden immer wieder aufs Neue fasziniert. Dabei muss traditionelles Handwerk immer noch ebenso beherrscht werden, wie der Umgang mit computergesteuerten, hochmodernen CNC-Abbund-Maschinen. Die Arbeitsteiligkeit, das heißt die umfassende Vorbereitung und Durchführung im Betrieb wie an der Baustelle, erfordert aber kluge Köpfe und trotz aller Technik auch eine gute Konstitution.
3. Nach dem Gesellenbrief steht fleißigen und klugen Menschen jede Menge offen. Schon als Zimmerer hat man ein sehr gutes Einkommen, aber wer sich weiterbilden möchte, dem steht vom Meister oder dem Techniker bis hin zum Ingenieursstudium vieles offen. Ich freue mich als erfahrener Meister auch immer wieder, wenn ich im Rahmen der Arbeit auf frühere Auszubildende treffe, die in inzwischen als Architekt, Statiker oder Fachingenieur in großen Unternehmen tätig sind. Wer einen abwechslungsreichen Beruf mit der Perspektive auf mehr ergreifen möchte, der sollte die Möglichkeit eines Praktikums nutzen. So kann sich jeder sein eigenes Bild dieses umfassenden alten und doch so modernen Berufes machen.
Der Beruf in Kürze
Zimmerer/innen stellen Holzkonstruktionen, Holzhäuser und Dachstühle her, bauen vorgefertigte Bauteile, Dämmstoffe und Bauelemente ein. Auch errichten sie Fachwerkkonstruktionen und Fertighäuser. Außerdem modernisieren, sanieren und restaurieren sie Dachstühle, Altbauten und andere Gebäudeteile aus Holz.
Friedrich Korte ist Obermeister der Zimmerer-Innung Hellweg-Lippe.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
850 € im 1. Lehrjahr
1200 € im 2. Lehrjahr
1475 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge
in 2019
16
Berufsschulstandort:
Dortmund
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die „Zimmerer-Innung Hellweg-Lippe“
37 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen.
Die Betriebe bilden derzeit 41 junge Menschen aus.