Podcast Zimmerer
Traumberufe im Kreis Soest
Zimmerer – Arbeit in
luftiger Höhe
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Wetterfest und höhensicher: Zimmerer bauen
Holzhäuser und Dachstühle und übernehmen Innenausbauten
Inhaber Heinrich Drewer hat vor 30 Jahren seinen Zimmermeister gemacht und im selben Jahr seinen Betrieb in Welver-Berwicke eröffnet.
Wer schon einmal bei einem Dachausbau zugeschaut und gesehen hat, wie trittsicher die Zimmerer bei Wind und Wetter in schwindelerregender Höhe über die Balken balancieren, dem ist klar, warum Zimmerer höhensicher und wetterfest sein müssen. „Das sind zwei Voraussetzungen und wer die nicht erfüllt, braucht über diesen Beruf gar nicht erst nachzudenken“, sagt Heinrich Drewer.
„Wir haben auch schon mal bei minus 18 Grad auf dem Dach gestanden, aber das war eher die Ausnahme“, verrät der Zimmermeister. „Man sollte allerdings schon bereit sein, auch mal bei minus zehn Grad beziehungsweise plus 40 Grad auf einem Dach zu arbeiten.“ Geeignet ist der Beruf für jedes Geschlecht, auch wenn die Tätigkeiten „schon ein bisschen körperlich anstrengend“ seien.
Die Arbeitszeiten sind geregelt, die Arbeit am Wochenende fällt – zumindest bei dem Zimmereibetrieb Drewer in Welver – kaum an. „Wir arbeiten in der Regel von montags bis freitags von 7 bis 15.30 Uhr“, erzählt Heinrich Drewer, der den Beruf vor 43 Jahren erlernt hat. Vor genau 30 Jahren hat er seinen Meister drangehängt. „Genau drei Tage, bevor ich zur Welt gekommen bin“, wirft Tochter Lisa ein. Vor acht Jahren stieg die gelernte Bankkauffrau ins Unternehmen ein und hält seitdem ihrem Vater den Rücken frei. Da der Betrieb zunächst neben dem Wohnhaus angesiedelt war, ist sie quasi in der Werkstatt aufgewachsen.
Mittlerweile arbeiten zehn Mitarbeiter für die Zimmerei und sie haben gut zu tun. „Die Auftragslage ist in den vergangenen Jahren immer besser geworden, daher sind die Zukunftsaussichten für angehende Zimmerer sehr gut“, weiß der 59-Jährige. Wenn die Aufträge von Privatleuten, Geschäftskunden, öffentlichen Auftraggebern und Architekten hereinkommen, beginnt die Arbeitsvorbereitung im Büro. „Wir gestalten die Pläne am PC, erstellen die dazugehörigen Materiallisten und bestellen das Material“, erläutert der Zimmermeister. „Sobald das Holz – vorwiegend Fichte – in den bestellten Längen und Querschnitten bei uns eingetroffen ist, macht ein Mitarbeiter den Abbund.“ Damit ist der Zuschnitt an der CNC-gesteuerten Maschine gemeint.
Während Zimmermeister Jannis Ortmann den Balken stabilisiert, schleift ihn der Auszubildende Tobias Walter.
Zimmermeister Jannis Ortmann schneidet mit der Kreissäge einen Balken auf Maß, den der Auszubildende Tobias Walter stabilisiert.
Anschließend kommen die zugeschnittenen Hölzer und das übrige Material zur Baustelle. Dort wird daraus ein Dachstuhl oder ein Haus in Holzbauweise oder frei tragende Hallendächer, Industriehallen aus Holz oder landwirtschaftliche Betriebsstätten. Auch das Sanieren und Restaurieren von Fachwerkhäusern sowie das Erweitern und Aufstocken von Häusern gehört zum Leistungsspektrum des Betriebs.
Die Pläne für solche Projekte werden heute in 3D am PC erstellt. „Als ich vor 42 Jahren die Lehre zum Zimmerer gemacht habe und auch später während meiner Meisterschule spielte der PC noch keine große Bedeutung“, erinnert sich Heinrich Drewer. „Mittlerweile besteht meine Tätigkeit zu 40 Prozent aus PC-Arbeit.“ Auch in der Werkstatt hat sich einiges getan, denn seit einigen Jahren steht in dem Betrieb eine CNC-gesteuerte Maschine, die für einen maßgetreuen Zuschnitt sorgt.
Eine sinnvolle Möglichkeit, in den Beruf hineinzuschnuppern, ist ein Praktikum. Ein solches hat auch der derzeitige Auszubildende Tobias Walter bei der Zimmerei Drewer absolviert. Seit August macht der 17-Jährige die Ausbildung zum Zimmerer und fühlt sich pudelwohl mit seiner Entscheidung, eine Ausbildung der Schule vorzuziehen.
Mitbringen sollten angehende Zimmerer räumliches Denken und räumliches Vorstellungsvermögen, handwerkliches Geschick sowie das Interesse, mit den Händen zu arbeiten und etwas zu erschaffen.
„Die Auftragslage ist in den vergangenen Jahren immer besser geworden, daher sind die Zukunftsaussichten für angehende Zimmerer sehr gut“
Drei gute Gründe
… für eine Ausbildung nennt Friedrich Korte, Obermeister der Zimmerer-Innung Hellweg-Lippe. Er ist Zimmerermeister in sechster Generation und seit 1999 Obermeister der Zimmerer-Innung Hellweg-Lippe. Seit 2010 ist er auch stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes Zimmerer Westfalen.
1. Da ist zunächst einmal die ungeheure Bandbreite, in der wir Zimmerer heutzutage tätig sind. Natürlich errichten wir immer noch Dachstühle und ganze Dächer, aber die wenigsten Leute wissen, dass Zimmerer auch ganze Häuser errichten.
2. Wir sind zudem gefrage Experten im Denkmalschutz, vom Fachwerkhaus bis hin zu Schlössern, Rathäusern und Kirchen. Diese Vielfalt und stete Abwechslung ist es auch, die unsere Praktikanten und Auszubildenden immer wieder aufs Neue fasziniert. Dabei muss traditionelles Handwerk immer noch ebenso beherrscht werden, wie der Umgang mit computergesteuerten, hochmodernen CNC-Abbund-Maschinen. Die Arbeitsteiligkeit, das heißt die umfassende Vorbereitung und Durchführung im Betrieb wie an der Baustelle, erfordert aber kluge Köpfe und trotz aller Technik auch eine gute Konstitution.
3. Nach dem Gesellenbrief steht fleißigen und klugen Menschen jede Menge offen. Schon als Zimmerer hat man ein sehr gutes Einkommen, aber wer sich weiterbilden möchte, dem steht vom Meister oder dem Techniker bis hin zum Ingenieursstudium vieles offen. Ich freue mich als erfahrener Meister auch immer wieder, wenn ich im Rahmen der Arbeit auf frühere Auszubildende treffe, die in inzwischen als Architekt, Statiker oder Fachingenieur in großen Unternehmen tätig sind. Wer einen abwechslungsreichen Beruf mit der Perspektive auf mehr ergreifen möchte, der sollte die Möglichkeit eines Praktikums nutzen. So kann sich jeder sein eigenes Bild dieses umfassenden alten und doch so modernen Berufes machen.
Der Beruf in Kürze
Zimmerer/innen stellen Holzkonstruktionen, Holzhäuser und Dachstühle her, bauen vorgefertigte Bauteile, Dämmstoffe und Bauelemente ein. Auch errichten sie Fachwerkkonstruktionen und Fertighäuser. Außerdem modernisieren, sanieren und restaurieren sie Dachstühle, Altbauten und andere Gebäudeteile aus Holz.
Friedrich Korte ist Obermeister der Zimmerer-Innung Hellweg-Lippe.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
850 € im 1. Lehrjahr
1200 € im 2. Lehrjahr
1475 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge
in 2019
16
Berufsschulstandort:
Dortmund
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die „Zimmerer-Innung Hellweg-Lippe“
37 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen.
Die Betriebe bilden derzeit 41 junge Menschen aus.