Das Ende der Schulzeit markiert immer mal wieder auch das Ende von engen Freundschaften, wenn Schulabgänger verschiedene berufliche Laufbahnen einschlagen. Nicht so bei Phillip Eickhoff und Steffan Weiß, die sich zwar für unterschiedliche Ausbildungen entschieden, aber für denselben Arbeitgeber: die Bäckerei von Bernd Schulte in Warstein.

Ende Juni absolvierten die beiden früheren Sekundarschüler erfolgreich ihre Abschlussprüfungen, seit August arbeiten sie als Gesellen hinter der Theke und in der Backstube des Traditionsbetriebs an der Hauptstraße 69, der bereits im Jahr 1892 gegründet worden ist. Auch wenn ihre Wirkungsstätten nur einige Meter voneinander entfernt sind, sind die Aufgaben doch sehr verschieden.

"Mir macht das Präsentieren der Backwaren, das Beraten der Kunden und das Verkaufen sehr viel Spaß", erzählt Phillip Eickhoff. Der Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk, Fachrichtung Bäckerei, ist bereits die fünfte Generation in dem Familienbetrieb. Seinem Vater Bernd Schulte hat er es zu verdanken, dass auch sein ehemaliger Schulfreund Steffan Weiß dort seine Ausbildung gemacht hat. "Ich habe ihn seinerzeit einfach gefragt, ob er Lust hat, Bäcker zu werden, und er hat 'Ja' gesagt", erinnert sich der Bäckermeister. "Er kannte unseren Betrieb natürlich schon, weil er gemeinsam mit meinem Sohn oft bei uns war."

Phillip Eickhoff in der Bäckerei hinter der Theke - Traumberuf Bäcker 2025
Der 21-jährige Phillip Eickhoff ist bereits die fünfte Generation in dem Warsteiner Familienbetrieb, der 1892 gegründet worden ist. Foto: Gabi Bender

Auch Bernd Schulte ist quasi in der elterlichen Bäckerei großgeworden. "Bereits als Kind hat mich begeistert, was in der Backstube alles entsteht – von Brot und Brötchen über Kuchen und Torten bis hin zu Teilchen und Gebäck." Dass dabei auch jede Menge Kreativität gefragt ist, war dem 53-Jährigen damals nicht bewusst. Denn neben traditionellen Backwaren, die nach Familienrezepten hergestellt werden, die über Jahrzehnte von einer an die nächste Generation weitergegeben werden, gibt es immer wieder neue Produkte, mit denen die Warsteiner Bäckerei ihre Kunden begeistert.

"Kreativität ist eine wichtige Voraussetzung für Bäcker, denn zu diesem Beruf gehört auch, dass man immer mal wieder neue Rezepturen probiert und sich an neue Dinge rantraut", sagt Bernd Schulte. "Wer lieber in direktem Kundenkontakt steht und sich daher für die Ausbildung zum Bäckereifachverkäufer, wie der Beruf umgangssprachlich genannt wird, interessiert, sollte kommunikativ sein und den Service-Gedanken verinnerlicht haben." Als weitere Voraussetzungen, die für beide Berufe wichtig sind, nennt der Inhaber "gute Hygiene-Kenntnisse, Teamfähigkeit, strukturiertes Arbeiten und Pünktlichkeit".

Steffan Weiß hält ein Blech mit frisch vorbereiteten Brötchen für den Backofen - Traumberuf Bäcker 2025
Steffan Weiß, der gerade Brötchen für den Backofen vorbereitet hat, fühlt sich in der Backstube von Bäckermeister Bernd Schulte rundum wohl. Foto: Gabi Bender

Los geht es in der Backstube an der Hauptstraße in Warstein bereits um 3 Uhr. Doch nicht nur bei Bäcker Steffan Weiß klingelt der Wecker früh, denn auch Philipp Eickhoffs Arbeitstag beginnt meist schon um 4 Uhr. "Wir öffnen bereits um 6 Uhr, denn wir haben sehr viele Kunden, die sich auf dem Weg zur Arbeit mit belegten Brötchen, einem Heißgetränk to go oder anderen Backwaren bei uns versorgen", verrät der Junior, der die Arbeitszeiten ebenso wie sein Vater als echten Vorteil sieht. "Die Zeiten lassen sich sehr gut mit dem Privatleben vereinbaren", findet Bernd Schulte, "denn nachmittags, wenn andere arbeiten, können die, die früh mit der Arbeit beginnen, ins Freibad gehen, eine Runde Motorrad fahren oder etwas mit der Familie unternehmen."

Da Phillip Eickhoff und Steffan Weiß seit August Gesellen sind, freut sich der Inhaber auf Bewerbungen von interessierten Schülern für Praktika oder eine Ausbildung, denn schon seit rund 30 Jahren bildet Bernd Schulte erfolgreich Nachwuchsbäcker und -bäckereifachverkäufer aus.

Drei Antworten von...

...Detlef Kunkel, Obermeister der Bäcker- und Konditoren-Innung Soest-Lippstadt

Obermeister Detlef Kunkel

1. Wie wichtig ist es für Ihr Gewerk, dass Menschen mit verschiedenen persönlichen und beruflichen Hintergründen im Handwerk ein "Zuhause" finden?

Im Bäckerhandwerk sind die Erfahrungen und das Wissen, das die Mitarbeiter aus ihren Heimatländern mitbringen, eine echte Bereicherung. Die Menschen wünschen sich französisches Baguette, indisches Naan-Brot, italienisches Ciabatta und amerikanisches Toastbrot. Diesen Wünschen kommen wir im Bäckerhandwerk gerne nach und entwickeln uns dabei immer weiter, nehmen Anregungen auf und lassen uns von den Traditionen und Kulturen aus anderen Ländern inspirieren.

2. Nicht nur die Menschen, sondern das Handwerk selbst ist vielfältig. Wie erleben Sie diese Vielfalt in Ihrem Gewerk?

Unsere Kundschaft kommt aus allen Herren Ländern und freut sich, wenn sie bei unseren Mitarbeitern auf Menschen trifft, die ebenfalls aus verschiedenen Kulturkreisen stammen. Das macht nicht nur das Verstehen, sondern auch das Verständnis für einander einfacher. Wir haben bei uns in der Bäckerei Verkäuferinnen, die es zusammen auf sechs Sprachen bringen – das kommt super an. So können sie ihr Wissen über das deutsche Bäckerhandwerk und die vielfältigen Produkte optimal weitergeben.

3. Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten für junge Menschen in Ihrem Gewerk aus?

Gesellen können ihren Meister machen, einen Betrieb übernehmen oder einen eigenen gründen. Sie können aber auch schon während ihrer Ausbildung internationale Bäckerluft schnuppern. Das Programm Erasmus+ fördert beispielsweise Aufenthalte von mindestens zwei Wochen bis maximal einem Jahr, während AusbildungWeltweit Aufenthalte von mindestens drei Wochen bis maximal drei Monate unterstützt. Bäckergesellen können sich an deutschen und auch an internationalen Bäckerfachschulen fortbilden. Solche gibt es unter anderem in Amerika, der Schweiz und Frankreich. Des Weiteren ist eine Weiterbildung zum Brot-Sommelier möglich oder – insbesondere für Konditoreien – zum Schokoladen-Sommelier.

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