Es riecht nach Hefe und frisch gebackenem Brot. Und es ist warm in den Hallen der Bäckerei Hosselmann. Allerdings ist hier alles eine Nummer größer als im kleinen Handwerksbetrieb. Die Produktion in Bockum-Hövel ist auf drei Hallen verteilt. Viele Maschinen zur Teigherstellung und -weiterverarbeitung, unterschiedliche Backofentechnik für die vielen verschiedenen Produkte. Diese werden über Scherentische beschickt.

Trotz aller Technik: Das im Jahr 1922 von Anton Hosselmann gegründete Traditionsunternehmen beschäftigt auch heute noch viele gelernte Bäcker unter den 160 Beschäftigten.

Viele Maschinen – und viel Handarbeit

Die Handarbeit ist zu sehen: In der so genannten Sahneabteilung wird die Sahne ganz klassisch mit der Spritztüte aufs Tortenschnittchen gebracht. Der Plunderteig durchläuft zwar eine Maschine, die vorformt und schneidet. Der Feinschliff, also die Faltung des süßen Teilchens, geschieht wie im vergangenen Jahrhundert immer noch von Hand. Ebenso findet nebenan der Streuselbelag den Weg aufs Blech mit dem entsprechenden Gebäck.

Lukas Peitz (links) erklärt Mehmet Kelhüesyinoglu die Bedienung einer Gebäckaufarbeitungsmaschine per Touchscreen - Traumberuf Bäcker 2025
Maschinen arbeiten zu: Bäckermeister, Produktions- und Ausbildungsleiter Lukas Peitz (links) erklärt Mehmet Kelhüesyinoglu die Bedienung einer Gebäckaufarbeitungsmaschine per Touchscreen. Foto: Markus Liesegang

"Es ist ja immer noch viel mit der Hand zu machen", sagt Lukas Peitz, Produktions- und Ausbildungsleiter. "Auch wenn es anders wirkt – unsere Maschinen arbeiten uns nur zu." Mit 25 Jahren ist der Bäckermeister vom Alter her nicht weit weg seinen "Lehrlingen". Die angehenden Bäcker – zu den zwei aktuellen Auszubildenden kommen drei Neue – dürfen stets neugierig sein und Fragen stellen. "Sie sollten ja bereit sein, Neues zu lernen", ergänzt Lukas Peitz.

In einer modernen Bäckerei wie Hosselmann werden Rezepte und Dosierung der Zutaten am Touchscreen bestimmt und überwacht. Das Hefewasser wird nicht im Messbecher, sondern im temperierten Kessel zur Reife gebracht. Der Sauerteig wird automatisch gefüttert. Die Knetmaschinen werden aus mobilen Kesseln mit den unterschiedlichen Teigen beschickt.

Große herausfahrbare Knetkessel im Raum - Traumberuf Bäcker 2025
Alles eine Nummer größer: Die Dimensionen der herausfahrbaren Knetkessel etwa sind beeindruckend. Foto: Markus Liesegang

Teilweise von Hand in Form gebracht, werden die Brotrohlinge in die Gärkörbchen gefüllt und in Reifekammern mit spezifischer Temperatur und Luftfeuchtigkeit geschoben. "Die Langzeitführung ist heute gang und gäbe", erklärt der Bäckermeister. Dadurch entwickelt sich ein gutes Aroma, zudem wird hierdurch die Frischhaltung gefördert.

Eine Nachtschicht und eine Frühschicht

Bei Hosselmann gibt es neben der Nachtschicht mit Arbeitsbeginn zwischen 0 und 3 Uhr ebenfalls die Frühschicht mit Arbeitsbeginn zwischen 5 und 8 Uhr. In den rund 200 Filialen von Hamm bis Leverkusen, Krefeld und Osnabrück werden täglich neben selbst hergestellten Croissants sämtliche Brötchen vor Ort frisch gebacken.

Einer der beiden aktuellen Auszubildenden ist der 19-jährige Mehmet Kelhüesyinoglu. Der Bockum-Höveler im zweiten Lehrjahr hat sich spontan beworben. "Es gefällt mir sehr gut", bestätigt er gut gelaunt das lockere Arbeitsklima. Die Arbeit am Brot gefalle ihm am besten, sagt er nach absolvierter Frühschicht. Schichten und Tätigkeiten wechseln von Woche zu Woche. "Es gibt aber auch Leute, die immer das Gleiche machen wollen, weil sie es besonders gut oder gerne machen", erklärt Lukas Peitz.

Nach der Ausbildung will Mehmet Kelhüesyinoglu gerne an der Römerstraße bleiben und weiter Erfahrungen sammeln. Dass er die Gesellenprüfung besteht, dessen ist sich sein Meister sicher. "Wir unterstützen hier in der Praxis. Bei Fragen stehen wir ihm zur Seite und helfen dort, wo er aktuell Hilfe benötigt."

Drei Antworten von...

...Martin Niehaves, Obermeister der Bäcker-Innung Hellweg-Lippe

Martin Niehaves, Obermeister

1. Wie wichtig ist es für Ihr Gewerk, dass Menschen mit verschiedenen persönlichen und beruflichen Hintergründen im Handwerk ein "Zuhause" finden?

Gerade im Bäckerhandwerk finde ich es besonders schön, dass wir Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebenswegen eine berufliche Perspektive bieten können. Bei den Bäckereien unserer Innung bewerben sich junge Menschen sowohl direkt aus dem Ort als auch aus anderen Ländern. Quereinsteiger, die sich beruflich noch einmal neu orientieren möchten, gehören ebenfalls zu den Bewerbern. Diese Vielfalt an Lebenswegen und gemachten Erfahrungen ist eine echte Bereicherung für unser Bäckerhandwerk.

Vielfalt ist für uns nicht nur selbstverständlich, sondern auch notwendig – nicht nur, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Bäckerhandwerk ist ein Ort, an dem Menschen unabhängig von Herkunft, Bildung und Alter eine berufliche Heimat finden können.

2. Nicht nur die Menschen, sondern das Handwerk selbst ist vielfältig. Wie erleben Sie diese Vielfalt in Ihrem Gewerk?

Das Bäckerhandwerk hat eine lange Tradition, ist aber dennoch stets am Puls der Zeit. Mit ihrem Angebot richten sich die Bäckereien nach den Wünschen ihrer Kundschaft. Ob Brot, Brötchen, Plundergebäck, Blechkuchen oder Sahneartikel – das Sortiment ist vielfältig und wandelt sich mit den Trends.

Doch nicht nur in der Backstube, sondern auch im Verkauf erleben wir täglich Vielfalt. Kein Kunde ist wie der andere – jede Beratung ist individuell. Das macht die Arbeit als Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk besonders erfüllend, denn oft zaubern die Mitarbeiter hinter der Theke den Kunden ein Lächeln ins Gesicht.

3. Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten für junge Menschen in Ihrem Gewerk aus?

Die Ausbildungsberufe Bäcker, Konditor und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk (Bäckerei) schaffen ein solides und lebensnahes Fundament, auf das man sehr gut aufbauen kann – mit Weiterbildungen, Spezialisierungen und sogar einem Studium.

Die klassische Weiterbildung ist der Meisterbrief, aber das ist längst nicht alles. Es gibt zahlreiche Wege – zum Beispiel als Betriebswirt, Lebensmitteltechnologe, Fachkraft für Lebensmitteltechnik, Lebensmitteltechniker oder Bäckerei-Manager. Auch Führungspositionen wie Filialleitungen oder Tätigkeiten in der Verwaltung stehen offen.

Die Fachschulen des Bäckerhandwerks haben ihre Weiterbildungsangebote in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut – eine wichtige und richtige Entwicklung für die Zukunft unseres Gewerks.

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