Noch eine Woche hat Marie-Kristin Vrapi Zeit zum Üben, dann ist es endlich soweit. Vor über fünf Jahren hat die 24-Jährige bereits begonnen mit ihrer Ausbildung zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk mit der Fachrichtung Fleischerei – umgangssprachlich Fleischereifachverkäuferin genannt –, jetzt ist das Ende in Sicht.

"Am 26. Mai habe ich meine schriftliche Prüfung und dann im Juni die praktische", freut sich die Fröndenbergerin. Eigentlich dauert diese duale Ausbildung drei Jahre, doch bei Marie-Kristin Vrapi kam ein Treppensturz dazwischen, der fast verhindert hätte, dass die Auszubildende weiter in ihrem Traumberuf arbeitet. "Bei der Operation ist etwas schiefgelaufen, so dass ich mehrere Monate nicht arbeiten konnte und so sehr viel verpasst habe." Nachdem sich außerdem herauskristallisiert hat, dass die Beweglichkeit in ihrem linken Handgelenk eingeschränkt bleiben würde, entschied sie sich im Frühjahr 2022 schweren Herzens dazu, die Ausbildung abzubrechen.

Marie-Kristin und Ledian Vrapi
Bei der Arbeit in der Fleischerei "Der Hackepeter" haben sich Marie-Kristin und Ledian Vrapi kennengelernt. Mittlerweile sind die angehende Fleischereifachverkäuferin und der Fleischer, der seine Ausbildung ebenfalls dort gemacht hat, seit über drei Jahren verheiratet. Foto: Gabi Bender

Der Kontakt zu ihrem Ausbildungsbetrieb "Der Hackepeter" von Fleischermeister Christian Rafalcik in Fröndenberg riss aber nie ganz ab. Denn ihr Ehemann Ledian Vrapi, der dort den Beruf des Fleischers gelernt hatte und den sie während ihrer Ausbildung dort kennengelernt und geheiratet hatte, war in dem Unternehmen nach wie vor als Fleischer tätig. Bei einer Betriebsfeier, zu der Ledian Vrapi seine Frau mitgebracht hatte, kamen sie und Inhaber Christian Rafalcik ins Gespräch und entschieden gemeinsam, die Ausbildung von Marie-Kristin Vrapi wieder aufzunehmen.

"Es ist der beste Job, den ich mir vorstellen kann", bekräftigt die 24-Jährige. "Der Kontakt zu den Kunden macht mir sehr viel Spaß und ich liebe die Vielfalt in meinem Beruf, denn es gibt so viele verschiedene Dinge zu erledigen." Morgens räumt sie mit ihrer Kollegin die Wurst- und die Fleischtheke ein und schneidet die Wurst schon mal vor. Später vakuumiert sie Rostbratwürste, belegt die bestellten Brötchen, legt Platten, macht Präsentkörbe fertig, füllt die heiße Theke und die Mehrweg-Menüschalen, die die Kunden gegen Mittag abholen. Zum Feierabend hin werden die Maschinen und der Fleischwolf gereinigt.

Regal voll mit Metzgerspezialitäten im Einmachglas
Das Einräumen der Regale gehört ebenfalls zu den Aufgaben von Marie-Kristin Vrapi. Die Wand im Hintergrund ziert ein großflächiges Foto von Fleischermeister Christian Rafalcik, der schon als kleiner Junge viel Zeit in der elterlichen Metzgerei verbracht hat. Foto: Gabi Bender

"Hygiene ist ein sehr wichtiges Thema in unserem Beruf, daher haben wir uns in der Berufsschule auch ausführlich mit der Hygieneverordnung beschäftigt", berichtet Marie-Kristin Vrapi. "Sehr großen Wert wird auch auf eine fachkundige Beratung der Kunden gelegt." Damit diese gegeben ist, müssen die Auszubildenden jede Menge lernen: Wie wird welches Teil von Schwein, Rind, Huhn oder Pute genannt? Wofür eignen sich welche Teilstücke am besten? Was sollte bei der Zubereitung beachtet werden? In der Berufsschule steht aber nicht nur Theorie auf dem Stundenplan. "Dienstags haben wir beispielsweise von der ersten bis zur vierten Stunde gekocht", berichtet die 24-Jährige.

Außerdem lernt der Nachwuchs in der Berufsschule die Gestaltung von Flyern und das Präsentieren von Platten, denn auch Marketing gehört zum Beruf, denn schließlich möchten Fleischereifachverkäuferinnen nicht nur beraten, sondern auch etwas verkaufen.

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