„Die KI kann das Handwerk niemals ersetzen“
Autor: Helga Wissing
Jörg Krüger teilt sich die Geschäftsführung der Abschleppdienst Krüger GmbH in Anröchte mit seinem Vater Gerhard Krüger. Dieser hat das Unternehmen vor 21 Jahren gegründet. Im Jahr 2006 erfolgte der Umzug an den neu gebauten jetzigen Firmensitz in der Boschstraße 12. Seither hat sich das innovative Unternehmen immer weiter entwickelt.
Jörg Krüger bei der Kontrolle eines Oldtimers, einem alten Löschfahrzeug, das sich in Privatbesitz befindet. Foto: Helga Wissing
Vor einem Jahr wurde eine neue Halle als Ruhefläche für havarierte Elektrofahrzeuge und HV-Batterien (eine der ersten in Deutschland, die alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt) eingeweiht. Die Krüger GmbH ist Vorreiter in der Erfüllung aller gesetzlichen Anforderungen im Umgang mit havarierten Fahrzeugen mit alternativen Antrieben (Bergung, Transport, Lagerung). Derzeit sind im Unternehmen 20 Mitarbeitende beschäftigt, darunter zwei Auszubildende und drei KFZ-Meister. Die Mechatroniker im Unternehmen verfügen alle über eine Basisausbildung zur Bergung und zum Transport von Elektrofahrzeugen. Mehrere Mitarbeitende haben eine Spezialausbildung als „Batteriefachkundige“ absolviert. Jörg Krüger ist durch seine Expertise ein gefragter Ansprechpartner sowohl für Behörden als auch für Autohäuser und andere Abschleppunternehmen.
Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
„Die Liebe zum Handwerk und zur Technik hatte ich immer schon. Das führte dazu, dass ich zunächst beim Unternehmen Hella eine Ausbildung zum Mechatroniker, Fachbereich Industrie absolviert habe. Weil wir ein Familienunternehmen sind, habe ich natürlich auch immer schon in den elterlichen Betrieb hinein geschnuppert. Das führte dazu, dass ich im Anschluss bei uns eine zweite, allerdings aufgrund der bereits abgeschlossenen Lehre, verkürzte Ausbildung gemacht habe. 2009 habe ich meine Meister-Prüfung abgelegt.“
Was ist das Besondere an diesem Beruf?
„Der Beruf ist ausgesprochen abwechslungsreich. Jeder Tag ist anders, es wird nie langweilig und man steht ständig vor neuen Herausforderungen. Das muss man natürlich mögen. Unsere Arbeit ist auch immer eine Teamleistung. Als Einzelkämpfer ist man da schnell aufgeschmissen. Man lernt immer wieder neue Menschen kennen, es sind immer wieder neue Fahrzeuge und Tätigkeiten, auf die man sich einstellen muss. Es ist außerdem spannend, Teil des Wandels im KFZ-Bereich zu sein. Seit 2015 beschäftigen wir uns auch mit E-Fahrzeugen. Das ist sehr anspruchsvoll, aber eben auch schön.“
Jörg und Gerhard Kröger präsentieren nicht ohne Stolz die imposanten Einsatzfahrzeuge. Foto: Helga Wissing
Welche Voraussetzungen sollte man für die Ausbildung mitbringen?
Wir rekrutieren unsere zukünftigen Auszubildenden gern aus den Reihen der Praktikanten. Das hat Vorteile für beide Seiten. Handwerkliches Geschick sollte natürlich da sein und vor allem auch echtes Interesse. Schulfächer geben bei der Entscheidung nicht den ersten Ausschlag, aber die Bewerber sollten gewisse Kenntnisse in den Naturwissenschaften wie Mathematik und Physik mitbringen. Da wir häufig unterwegs sind, kann eine gewisse Flexibilität auch nicht schaden. Kommunikationsfähigkeit ist auch nicht unwichtig, aber das kann man auch noch lernen.
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Man kann – wie in jedem Handwerk – die Meisterprüfung ablegen. Was viele nicht wissen, die ist dem akademischen Bachelor-Abschluss gleichgestellt. Möglich ist auch eine Technikerweiterbildung. Wer auf das Technische weniger Wert legt als auf das Administrative, kann eine Qualifizierung zur Abschlepp- und Bergungsfachkraft anstreben. Und auch noch zum so genannten Bergungsleiter in diesem Bereich. Das ist speziell für größere Unfallereignisse relevant.
Ist der Beruf auch für Frauen geeignet?
Auf jeden Fall. Wir haben auch schon mal eine Praktikantin gehabt, die sich aber für eine andere Richtung entschieden hat. Die Körperkraft ist gar nicht mehr entscheidend, dafür gibt es zahlreiche technische Hilfsmittel. Dennoch ist unser Berufsfeld nach wie vor sehr männlich geprägt. Positiv überrascht hat mich jetzt auf der Ausbildungsmesse in Lippstadt, wie viele junge Frauen sich für den Beruf des KFZ-Mechatronikers, in diesem Fall der KFZ-Mechatronikerin, interessiert haben.
KFZ-Mechatroniker Marcel Habermann demonstriert die Absicherung einer Einsatzstelle im fließenden Straßenverkehr. Foto: Helga Wissing
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Der beginnt bei uns in der Regel um acht Uhr und endet um 17 Uhr. Freitags Mittag ist üblicherweise Schluss. Natürlich haben einige Kollegen Notdienst. Alle vier Wochen wird auch samstags gearbeitet, dafür gibt es natürlich einen engsprechenden Zeitausgleich. Los geht es am Morgen mit einer Teambesprechung, bei der die Aufträge eingeteilt werden. Das übernimmt der Werkstattmeister. Einige bleiben vor Ort im Betrieb, andere fahren raus.
Hat der Beruf Zukunft?
Absolut. Wir kommen ja aus einem Dienstleistungssektor. Was noch mit den Händen erarbeitet wird, kann die KI niemals ersetzen. Natürlich hat die digitale Technik auch in unserer Branche längst Einzug gehalten. Aber auch die modernsten Fahrzeuge werden mal irgendwann liegen bleiben. Selbst wenn ein Computer den Lkw fährt, kann er die menschliche Hilfe nicht voll umfänglich ersetzen. Das Handwerk wird im Sinne des Wortes gerade in unserem Bereich immer gebraucht werden.
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1. Was ist für Sie das Beste an Ihrem Handwerk?
Jeden Tag neue Herausforderungen zu bekommen, zu sehen, was man mit eigenen Händen schaffen kann, den Kunden zu helfen, ihre Mobilität wieder zurückzugewinnen, sowie Innovation und Nachhaltigkeit ausleben zu können.
2. Was können junge Menschen nach der Ausbildung in diesem Handwerk machen?
Die schulisch Besseren können sich fort- und weiterbilden zum Techniker und Meister, aber auch studieren. Diejenigen, die nicht so gerne die Schulbank drücken, können als Geselle im Betrieb arbeiten, sich dort durch ständige Schulungen und Weiterbildungen weiter qualifizieren und verantwortungsvolle Tätigkeiten im Betrieb ausfüllen.
Nicht jeder kann und möchte eine Führungsposition besetzen. Es gibt auch ausreichend Möglichkeiten, sich rein handwerklich weiter in einer zukunftssicheren Rolle einzubringen. Denn in einem Team werden schließlich alle gebraucht. Die, die Verantwortung tragen und planen, und die, die die Planungen in die Tat umsetzen können.
3. Was überrascht die Menschen am meisten, wenn Sie von Ihrem Handwerk erzählen?
Welche bedeutende Rolle unser Beruf für die Gesellschaft und deren Versorgungssicherheit darstellt. Welche Flexibilität unser Beruf erfordert und wie genau und präzise unsere Arbeitsmethoden geworden sind. Und „last but not least“, wie positiv und herausragend auch die Verdienstmöglichkeiten sind.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3,5 Jahre
Monatliche Vergütung ab:
930 € im 1. Lehrjahr
970 € im 2. Lehrjahr
1.070 € im 3. Lehrjahr
1.165 € im 4. Lehrjahr
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2023:
79 / 231 insgesamt
Berufsschulstandort:
Lippstadt und Soest
Zahl der Innungsbetriebe:
166
Der Beruf in aller Kürze
Der/die Kfz-Mechatroniker/-in ist ein echter Experte in Sachen Fahrzeugtechnik – und zwar Hightech! Er versteht es, dass nach Reparatur oder Wartung Mechanik und Elektronik/Elektrik wieder perfekt zusammenspielen.
Das elektronische „Fine-Tuning“ muss stimmen und dazu muss der Kfz-Mechatroniker in der Lage sein, Steuergeräte auszulesen. Neben Diagnosearbeiten führen Kfz-Mechatroniker auch Reparatur-, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten durch. Kommunikation mit den Kunden und Kollegen spielt bei diesem Berufsbild eine wichtige Rolle.
Ausbildungsinhalte:
- Reparatur von komplex verknüpften Brems-, Lenk-, Getriebe- und Fahrwerksystemen
- Steuergeräte auslesen
- Fahrzeugdiagnose
- Wartungs-, Reparatur und Instandhaltungsarbeiten
Das braucht man:
Hauptschüler, Realschüler oder Abiturienten treffen mit diesem Auto-Beruf und seinen fünf interessanten Schwerpunkten eine sehr gute Wahl. Gut ist auch, wenn der Bewerber in den sogenannten MINT-Fächern (z.B. Technik, Mathe, Physik und IT) fit ist.
Spezialisierung
Nach dem ersten Ausbildungsjahr erfolgt eine Spezialisierung in einem von fünf Schwerpunkten, der vor Ausbildungsbeginn festgelegt werden muss. Zur Wahl stehen:
- Personenkraftwagentechnik
- Nutzfahrzeugtechnik
- Motorradtechnik
- System- und Hochvolttechnik
- Karosserietechnik
Weitere Infos zur Ausbildung unter www.wasmitautos.com