Wenn William Post von seiner Ausbildungsstelle nach Hause kommt, macht er seine Arbeit gleich weiter. Er bringt einen 21 Jahre alten Opel wieder auf Vordermann, und wenn er seinen Führerschein in der Tasche hat, will er den angehenden Oldtimer dann auch fahren. Was der 17-Jährige lernt? Kfz-Mechatroniker bei der VW-Niederlassung Julius Franken in der Hohe Straße. Und das macht ihm richtig Spaß.
Viele Möglichkeiten für eine gute Ausbildung
William hat seine Ausbildung am 1. August vergangenen Jahres begonnen und ist im zweiten Lehrjahr. Die Liste der Tätigkeiten, die er seitdem gelernt hat, ist gar nicht so kurz: Ölwechsel, Wechsel der Bremsflüssigkeit, Bremsenscheiben und -beläge erneuern, TÜV-Vorbereitung, Luftfilterwechsel, Anhängerkupplung nachrüsten, Radwechsel und Inspektion. Ach genau, das Abbauen einer Stoßstange kann er auch schon, und das ist gar nicht so leicht: "Da muss man auf vieles achten", erklärt William, "große Scheinwerfer und alle möglichen Sensoren." "Das ist nicht mehr so wie früher, als man die Stoßstange einfach abschreiben konnte", ergänzt Julius Franken. Er ist Geschäftsführer des Autohauses und zugleich Obermeister der Kraftfahrzeug-Innung Hamm-Unna.
Blockunterricht in der Berufsschule mit Schwerpunktthemen
Das ein oder andere davon darf William nach etwas mehr als einem Jahr schon allein machen, doch natürlich schaut nachher ein Ausbilder darauf, wie die Arbeit geworden ist. Insgesamt dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre, aber der Teil eins der Gesellenprüfung – früher mal: Zwischenprüfung – findet für ihn bereits im Mai kommenden Jahres statt. Sie trägt bereits deutlich zur Endnote bei. Im Februar 2027 ist dann Teil 2 der Gesellenprüfung.

Die Ausbildung findet nicht nur bei VW Franken in der Werkstatt statt. Ein bis zwei Tage in der Woche besucht William die Berufsschule, sechs Mal gibt es Blockunterricht mit Schwerpunktthema – Mechanik zum Beispiel, Komfortelektronik oder Fahrwerk.
Dazu gibt es Electude. Das ist ein Programm, eine App, die auf jedem digitalen Endgerät vom Smartphone bis zum PC funktioniert. Der Unterrichtsstoff, aus dem Williams Träume sind, wird hier noch mal vermittelt, Schritt für Schritt, mit Videos und Animationen und kleinen Tests für Zwischendurch, bei denen der Azubi prüfen kann, ob er gelernt hat, was er lernen soll. Ausbildungsmeister Tobias Becker kann ebenfalls überprüfen, ob und wie lange der Azubi seine Hausaufgaben gemacht hat. Und wie seine Tests ausgefallen sind. Sollte das nicht so gut gelaufen sein, kann er seinen Schützling darauf ansprechen.
Diagnose am Laptop – nicht nur ölige Finger im Motorraum
Schließlich, und das gibt's nur bei Julius Franken, findet ein Mal in der Woche noch eine Zoom-Konferenz statt, bei der die Azubis Fragen stellen und so Defizite beseitigen können. Wer all das geschafft hat, bekommt bei Julius Franken die Garantie, dass sie in den Betrieb übernommen werden. Der hat insgesamt an drei Standorten 120 Mitarbeiter, davon 70 im Werkstattbereich. Durchschnittlich 28 junge Menschen lernen den Beruf des Kfz-Mechatronikers. An der Hohe Straße hat William zehn Kollegen in vier Ausbildungsjahren.
Und wer glaubt, hier geht es nur mit öligen Fingern in den Motorraum, der irrt. "Mehr als die Hälfte der Arbeit besteht in der Diagnose, und die findet am Laptop statt", sagt Julius Franken. Überhaupt wandelt sich die Branche. Immer mehr E-Autos werden zugelassen, und Franken stellt sich auf die Entwicklung ein. Vor acht Wochen hat der Betrieb acht öffentlich zugängliche Ladestationen eröffnet – eine Schnellladestelle mit bis zu 200 Kilowatt Ladeleistung. "Das ist in der Innenstadt einzigartig", sagt Franken.

Zurück zur Ausbildung. Abwechslungsreich ist die Arbeit auch. William Post wartet einen Audi RS Q8, das Top-Fahrzeug der Marke mit den vier Ringen: Luftfilterwechsel, Bremsüberprüfung, Diagnose. Kurz vorher hat er bei einem alten VW Polo die Inspektion gemacht. Und zuhause macht er weiter seinen Oldtimer fit. Das ist ein Opel Vectra C, Typ GTS, Baujahr 2003, bei dem William den Motor getauscht hat. Das Fahrzeug wurde erst von seinen Großeltern gefahren und dann von seinen Eltern – bis ein Motorschaden den Wagen still stehen ließ. Bis zu seiner Führerscheinprüfung soll das Fahrzeug fahrbereit sein.