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Beim Raumausstatter Erkelenz ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema

Alte Möbel in neuem Glanz

Autor: Gabi Bender

Ausbildung zum Raumausstatter, Sattler und Schneider (m/w/d) | Soest-Lippstadt präsentiert von:

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So vielfältige Tätigkeiten wie ein Raumausstatter bieten wohl nur wenige Berufe. Zumindest beim Traditionsbetrieb Erkelenz in Iserlohn, denn das Unternehmen, das im kommenden Jahr auf eine 70-jährige Geschichte zurückblicken kann, hat sich bewusst gegen eine Spezialisierung entschieden und bietet daher das komplette Leistungsspektrum.

Der Sessel bekommt eine neue Polsterung - Traumberufe Raumausstatter, Sattler und Schneider 2024

Raumausstatterin Stephanie Esselmann verklebt den Schaumstoff für einen Sessel, der eine neue, bequeme Polsterung bekommt und neu bezogen wird. Foto: Gabi Bender

Während eine der Raumausstatterinnen in der rund 800 Quadratmeter großen Werkstatt gerade auf dem neuen, karierten Stoff für einen Ohrensessel die Stellen markiert, an denen sie später die neuen Knöpfe anbringen wird, tackert eine ihrer Kolleginnen das helle Kunstleder an einer Sitzbank fest, die künftig in einem Hotel zu einer Auszeit einlädt. „Rund 70 Prozent unserer Aufträge kommen von Privatleuten“, sagt Inhaber Frank Erkelenz. Die übrigen von öffentlichen Auftraggebern und gewerblichen Kunden.

Einige davon kommen aus der Gastronomie und Hotellerie. Die einladenden Polstermöbel im Empfangsbereich des Hotels Hafen in St. Pauli sowie im 5-Sterne-Hotel Grand Elysee nahe der Außenalster hat das zwölfköpfige Team aus Iserlohn ebenso gefertigt wie die hochwertigen Sitzmöbel in den Restaurants einiger Ibis-Hotels in England. „Gerade haben wir jede Menge passgenauer Sitzmöbel für das neue Kompetenzzentrum des Unternehmens Bega-Leuchten gebaut.“ Der Entwurf für diesen Auftrag kam von dem Mendener Unternehmen.

„Wenn es um Gardinen, Stoffe und Dekorationen geht, fertigen wir in der Regel die Entwürfe an und machen Vorschläge, wie man einem Raum eine besondere Atmosphäre verleihen kann.“ Kreativität, Erfahrung, handwerkliches Geschick und ein Gefühl für Stoffe sind dafür wichtige Voraussetzungen. Bei der Polsterei hält es sich die Waage. Während sich die einen Kunden mit ganz konkreten Wünschen an Frank Erkelenz wenden, möchten sich die anderen von ihm inspirieren lassen.

Stephanie Esselmann markiert die Stellen für die Knöpfe auf dem Stoff - Traumberufe Raumausstatter, Sattler und Schneider 2024

Stephanie Esselmann markiert bei dem neuen Stoff für einen Ohrensessel die Stellen, an denen sie später die Knöpfe befestigt, die sie vorher mit dem neuen Stoff bezieht. Foto: Gabi Bender

Autofahrer, Motorradfans und Bootsbesitzer lassen sich bei dem Iserlohner Raumausstatter ihre Sitzflächen fachmännisch aufpolstern und neu beziehen. Auch bei Wohnmobilbesitzern hat sich das Unternehmen einen Namen gemacht. Bei den individuell gefertigten Sitzflächen arbeitet der 63-Jährige mit einer Tischlerei zusammen, von der er die Gestelle bauen lässt. Am meisten fasziniert ihn an seinem Beruf, dass man fast jeden Tag etwas anderes macht. „Kein Auftrag ist wie der andere und nur ganz selten verwenden wir den gleichen Stoff mehrmals“, so Frank Erkelenz. „Aber selbst dann kommt der Stoff bei unterschiedlichen Möbelstücken zum Einsatz.“

Die benötigte Energie bezieht das Unternehmen von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, die rund 70.000 Kilowattstunden produziert. Die zusätzliche Energie wird ins Netz eingespeist. Aber auch sonst ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. „Wir arbeiten sehr nachhaltig, denn wir erhalten Werte und sorgen so dafür, dass weniger weggeschmissen wird.“ Auf das alte Handwerk und fachgerechte Restaurierungen hat sich Raumausstatterin Stephanie Esselmann spezialisiert. „Ich finde es großartig, aus alten Möbelstücken wieder neue Schätze zu machen und ihnen neuen Glanz zu verleihen.“

Sitzbänke in Aufbereitung - Traumberufe Raumausstatter, Sattler und Schneider 2024

Mit einem Luftdrucktacker befestigt Raumausstatterin Anika Beckmann das Kunstleder für eine der beiden Sitzbänke, die später in einem Hotel stehen werden. Foto: Gabi Bender

Aber auch neue Werte entstehen bei ihrer Arbeit, denn sie näht und schneidet das Leder für den Ergo-Sessel zu, den das Unternehmen komplett selbst produziert. Das Stahlgestell fertigt eine Schlosserei in Herdringen. „Das Polster und alles Weitere fertigen wir hier bei uns in Iserlohn und bauen ihn auch hier in unserer Werkstatt zusammen“, verrät Frank Erkelenz. Der Ursprung des Sessels liegt bei der Firma Kettler in Ense. „Der alte Heinz Kettler hat den seinerzeit mit einem Professor zusammen entworfen. Der erste Sessel ist 1992 gebaut worden und auch für diesen können wir heute noch Ersatzteile liefern.“

Und damit das auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten so bleibt, wird an der Corunnastraße in Iserlohn seit einiger Zeit an einer Nachfolgeregelung gearbeitet. So kann sich der Firmeninhaber, dessen Vater den Betrieb 1955 gegründet hat, wenn es soweit ist, sukzessive zurückziehen. „Mit Jeannette Kleine, die im vergangenen Jahr den Raumausstattermeister gemacht hat, sowie den beiden Raumausstattern Bernd Schmitz und Karin Franke haben wir ein erfahrenes und engagiertes Trio, bei dem ich davon ausgehe, dass es das Unternehmen Erkelenz erfolgreich weiterführen wird.“

Mehr über den Betrieb: https://www.erkelenz-is.de/

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1. Was ist für Sie das Beste an Ihrem Handwerk?

Die Vielseitigkeit, denn jeder Tag ist anders. Man arbeitet in tollen Wohnungen und Objekten – mal sind es Fensterdekorationen, die Sonnenschutz und Stoffe miteinander verbinden, und mal textile Bodenbeläge oder Designböden. Das meiste wird vorher in den eigenen Werkstätten gefertigt und kommissioniert. Die Polsterei nicht zu vergessen, die es uns ermöglicht, die Raumgestaltung noch detailreicher zu inszenieren. Auf den Baustellen zu erleben, dass man Teil einer großen Handwerkerfamilie ist und von den anderen Gewerken immer auch Ideen und Anregungen mitnimmt.

2. Was können junge Menschen nach der Ausbildung in diesem Handwerk machen?

Für neue Fachkräfte besteht innerhalb eines Jahres nach der Gesellenprüfung die Möglichkeit, Fördergelder für ein Praktikum außerhalb Deutschlands zu beantragen. Eine spannende Gelegenheit, sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Die Meisterprüfung ist nach wie vor die wichtigste Qualifizierung im Handwerk und die Raumausstatter-Meisterschulen sind in den letzten Jahren häufig ausgebucht – ein absolut positives Zeichen für unseren Beruf.

3. Was überrascht die Menschen am meisten, wenn Sie von Ihrem Handwerk erzählen?

Dass vieles in eigenen Werkstätten gefertigt wird. Raumausstatter haben Nähateliers und Polstereien, in denen Stoffe und Möbelleder erst zugeschnitten und dann auf Maß verarbeitet werden. Dass Stoffe mit schmalen Leisten auf Wände gespannt werden können, um zum Beispiel eine bessere Akustik zu erreichen, haben viele Kunden nicht in ihren Überlegungen.

Die Fakten zur Ausbildung

Ausbildungsdauer:

3 Jahre

 

Monatliche Vergütung ab:

810 € im 1. Lehrjahr
900 € im 2. Lehrjahr
1000 € im 3. Lehrjahr

 

Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2023:

9 / 19 insgesamt

 

Berufsschulstandort:

Dortmund

 

Zahl der Innungsbetriebe:

59

DER BERUF IN ALLER KÜRZE

Raumausstatter/innen gestalten Wohn- und Geschäftsräume und beraten hinsichtlich der Gestaltung und Materialwahl. Sie planen die Raumausstattung nach dem Kundenwunsch und bereiten diese vor. Sie ermitteln Kosten und besorgen nach Auftragsabschluss die benötigten Materialien, mit denen sie private/gewerbliche Räumlichkeiten gestalten. Sie bereiten die Untergründe vor, verlegen Bodenbeläge, kleiden Wände und Decken mit Stoffen und Tapeten aus, montieren Sicht- und Sonnenschutzanlagen und dekorieren Räume. Zudem beziehen sie Polstermöbel neu und führen erforderliche Reparaturen durch.

Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Fahrzeugsattlerei beziehen und polstern Autositze, bringen Inneneinrichtungen für Fahrzeuge an, montieren Verdecke für Cabriolets sowie Planen für Lkw. Beschädigte und alte Ausstattungen reparieren und restaurieren sie.

Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Feintäschnerei fertigen Koffer, Taschen, Kleinlederwaren und ähnliche Artikel aus Leder und Textilien an. Dabei achten sie auf modische und funktionale Aspekte. Zudem reparieren Sattler und Sattlerinnen beschädigte Artikel.

Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Reitsportsattlerei stellen Sättel, Geschirre und andere Reitsportartikel her, passen sie an und reparieren sie.

Weitere Infos zum Beruf unter www.zvr-info.de

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