Ein Gespür für Farbe und Design zu haben, ist eine der Voraussetzungen, um erfolgreich als Raumausstatter zu arbeiten. Der Handwerker muss zum einen das jeweilige Wohnumfeld wahrnehmen und auf den Geschmack des Kunden eingehen können. "Aufmerksam aber nicht zu forsch sollte man vor Ort auftreten." Das setzt Raumausstattermeister Stephan Tillmann bei einem Auszubildenden voraus.

Eine junge Dame, die ihre Lehre im Sommer beginnt, bringt diese Attribute mit. Mehr noch: "Sie hat in einem Tagespraktikum gezeigt, dass sie Lust auf den Beruf hat", betont der Ausbilder. "Und sie hat handwerkliches Geschick, kann schon gut nähen", lobt Stephan Tillmann. Er hat vor 30 Jahren den Meisterbrief bekommen und danach schon einige junge Menschen zum Gesellen geführt.

Ideen haben – und dann professionell umsetzen

Raumausstatter ist ein kreativer und vielfältiger Beruf, der nicht nur handwerkliches Geschick erfordert. Ideen zu haben, wie das eigene Heim, das Büro, die Kita oder das Entree von Unternehmen aussehen soll, ist das eine. Diese Ideen umzusetzen, ist die Profession von Stephan Tillmann. Der Raumausstatter-Meister aus Hamm-Rhynern berät seine Kunden vor Ort, schlägt Lösungen vor. Nicht theoretisch, sondern optisch und haptisch. Nahezu 20 000 Stoffproben hat Stephan Tillmann in seinem Ladengeschäft Raum & Textil an der Alten Salzstraße 8 zur Ansicht, zum Anfühlen und zur Anprobe beim Kunden.

Stephan Tillmann arbeitet ganzheitlich, das beginnt beim Teppich, reicht bis zu den Vorhängen und den Möbelstücken. Der Lieblingssessel oder das Sofa müssen nicht getauscht werden. Sie werden bei Bedarf aufgepolstert und erhalten, bekommen etwa mit einem neuen Bezug ein frisches Outfit. Das Ergebnis dieser Raumgestaltung erscheint wie aus einem Guss. "Und wir können die individuellen Vorstellungen unserer Kunden zumeist eins zu eins umsetzen", sagt der Meister. Er spricht aus der Erfahrung mit vielen zufriedenen Auftraggebern.

Raum und Textil in Rhynern, Stephan Tillmann: Brigitte Böhmer an der Nähmaschine. Foto: Tillmann
Gardinen, Kissen und mehr: Brigitte Böhmer setzt Wünsche an der Nähmaschine um. Foto: Raum&Textil

Veränderung durch Komplettlösungen oder kleine Eingriffe

Raum & Textil bietet nicht nur Komplettlösungen. Oft ziehen kleine Eingriffe ins Erscheinungsbild der Wohnung eine große Wirkung nach sich, sei es eine neue Gardine in frischem Design, moderne Rollos, Filz oder Holzjalousie sowie frei gestaltete Plissees. Eine neue Optik versprechen textile Raumteiler, die gleichzeitig die Raumakustik verbessern können.

Oft schlägt Stephan Tillmann einfach einen Teppich vor, der den Charakter der Inneneinrichtung unterstreicht oder gegebenenfalls bricht. Hier sind in den Punkten Form, Größe und Design wirklich keine Grenzen gesetzt. Ganz praktische Installationen können die Rhynerner Spezialisten natürlich auch. Sonnen- oder Insektenschutz kommt bei Stephan Tillmann aber ebenfalls nicht von der Stange, sondern wird individuell auf die restliche Einrichtung angepasst. Textile Treppenläufer, die von Hand abgenäht werden, sowie Vinylbeläge und Sauberlaufzonen gehören ebenfalls zum Aufgabenbereich eines Raumausstatters, berichtet der Profi.

Raum und Textil in Rhynern, Stephan Tillmann: Sabrina Pauls berät zu den Bodenbelägen. Foto: Tillmann
Darf's ein neuer Boden sein? Sabrina Pauls berät zu den Möglichkeiten. Foto: Raum&Textil

Drei Antworten von...

...Clemens Köhler, Obermeister der Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe

Clemens Köhler, Obermeister der Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe

1. Was ist für Sie das Beste an Ihrem Handwerk?

Die Vielseitigkeit, denn jeder Tag ist anders. Man arbeitet in tollen Wohnungen und Objekten – mal sind es Fensterdekorationen, die Sonnenschutz und Stoffe miteinander verbinden, und mal textile Bodenbeläge oder Designböden. Das meiste wird vorher in den eigenen Werkstätten gefertigt und kommissioniert. Die Polsterei nicht zu vergessen, die es uns ermöglicht, die Raumgestaltung noch detailreicher zu inszenieren. Auf den Baustellen zu erleben, dass man Teil einer großen Handwerkerfamilie ist und von den anderen Gewerken immer auch Ideen und Anregungen mitnimmt.

2. Was können junge Menschen nach der Ausbildung in diesem Handwerk machen?

Für neue Fachkräfte besteht innerhalb eines Jahres nach der Gesellenprüfung die Möglichkeit, Fördergelder für ein Praktikum außerhalb Deutschlands zu beantragen. Eine spannende Gelegenheit, sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Die Meisterprüfung ist nach wie vor die wichtigste Qualifizierung im Handwerk und die Raumausstatter-Meisterschulen sind in den letzten Jahren häufig ausgebucht – ein absolut positives Zeichen für unseren Beruf.

3. Was überrascht die Menschen am meisten, wenn Sie von Ihrem Handwerk erzählen?

Dass vieles in eigenen Werkstätten gefertigt wird. Raumausstatter haben Nähateliers und Polstereien, in denen Stoffe und Möbelleder erst zugeschnitten und dann auf Maß verarbeitet werden. Dass Stoffe mit schmalen Leisten auf Wände gespannt werden können, um zum Beispiel eine bessere Akustik zu erreichen, haben viele Kunden nicht in ihren Überlegungen.

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