Als Jens Keweloh dabei war, seine Schullaufbahn mit dem Realschulabschluss zu beenden, war ihm der Beruf des Stuckateurs noch völlig unbekannt. Erst ein Kegelfreund seines Vaters, der bei einem Stuckateurbetrieb als Vorarbeiter tätig war, machte ihn auf den Beruf, der Bau- und Kunsthandwerk verbindet, aufmerksam. Neugierig geworden absolvierte der Bad Westerkötter in den Osterferien, die seinerzeit noch drei Wochen lang waren, ein Praktikum in dem Betrieb des Bekannten und war positiv überrascht von der Vielfältigkeit der Tätigkeiten.

Schnell war allen klar, dass aus dem Praktikanten rund ein halbes Jahr später ein Azubi werden würde, denn Beruf und Betrieb sagten Jens Keweloh zu und auch der Chef freute sich über den interessierten und engagierten Nachwuchshandwerker. Nach seiner dreijährigen Lehre arbeitete der heute 40-Jährige noch einige Jahre als Geselle, bevor er sich dazu entschloss, den Meister im Stuckateurhandwerk zu machen und im Anschluss daran direkt seinen eigenen Betrieb zu gründen. Das war am 21. Juli 2014 und so können Jens Keweloh und seine Frau Nina Obendorfer-Keweloh, die ihm im Büro den Rücken freihält, im Sommer das zehnjährige Bestehen ihres Handwerksbetriebs feiern.

Mittlerweile ist der Stuckateurmeister stellvertretender Obermeister der Stuckateur-Innung Hellweg-Lippe und hat ein Team von sechs engagierten und erfahrenen Mitarbeitern, die die vielfältigen Wünsche der Kunden auf den Baustellen umsetzen. Gerne würde er noch weitere einstellen, aber Fachkräfte in diesem Beruf zu bekommen, sei sehr schwierig. "Ich freue mich immer über Bewerbungen, denn die Auftragslage ist sehr gut", sagt der Inhaber. Im August beginnt Kevin Retzlaff bei dem Fachbetrieb seine dreijährige Ausbildung zum Stuckateur. Seit Ende seines dreiwöchigen Praktikums verstärkt der Lippstädter das Team bereits als Minijobber. "Ich würde auch noch einen weiteren Azubi ins Team holen, wenn jemand den Beruf erlernen möchte."

Zbiegniew Siekierkowski schüttet einen mineralischen Armierungsmörtel in die Putzmaschine. Foto: Gabi Bender
Zbiegniew Siekierkowski schüttet einen mineralischen Armierungsmörtel in die Putzmaschine. Foto: Gabi Bender

Mitbringen sollten Bewerber räumliches Vorstellungsvermögen und Mathekenntnisse, aber auch soziale Kompetenzen sind Jens Keweloh wichtig. "Er oder sie sollten zuverlässig sein und teamfähig, denn auf den Baustellen arbeiten wir immer Hand in Hand", so der Stuckateurmeister. "Wobei das Wichtigste ist, dass einfach die Lust an der Arbeit vorhanden ist." Die Wochenarbeitszeit liegt bei 40 Stunden. "Wobei wir an dem einen Tag mal sechs Stunden arbeiten, am nächsten dann wieder zehn. Das hängt sowohl von der Witterung als auch von der Baustelle ab."

Auch die Projekte wechseln. "Der Anteil an reinen Stuckarbeiten liegt bei uns derzeit bei rund zehn Prozent", verrät Jens Keweloh. "Dabei handelt es sich in der Regel um alte Gebäude, bei den Sanierungsarbeiten gemacht werden." Das Meiste sind zurzeit Außen- und Innenputzarbeiten sowie Wärmedämmverbundsysteme zur Einsparung von Heizkosten.

Im Vergleich zu früher ist die Arbeit als Stuckateur von der Körperlichkeit her nicht mehr so anstrengend. "Wir setzen hauptsächlich Leichtputzmörtel ein und nutzen dort, wo es möglich ist, Maschinen wie beispielsweise Putzmaschinen und Putzbearbeitungsmaschinen, um uns die Arbeit zu erleichtern." Trotzdem sollte man fit sein und keine Höhenangst haben, denn insbesondere, wenn Außenputz oder Wärmedämmverbundsysteme aufgebracht werden müssen, legen die Mitarbeiter schon einige Höhenmeter zurück.

Jacek Siekierkowski (vorne) zieht den Leichtunterarmierputz glatt, den Hasan Weli (hinten) gerade aufgetragen hat. Foto: Gabi Bender
Jacek Siekierkowski (vorne) zieht den Leichtunterarmierputz glatt, den Hasan Weli (hinten) gerade aufgetragen hat. Foto: Gabi Bender

Bei den Auszubildenden kommt neben der Arbeit auf den Baustellen noch die praktische Erfahrung im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung im BBZ in Soest dazu. Außerdem besuchen die angehenden Stuckateure im ersten Lehrjahr gemeinsam mit Azubis aus anderen Handwerksberufen das Börde-Berufskolleg in Soest sowie im zweiten und dritten Lehrjahr das Hans-Schwier-Berufskolleg in Gelsenkirchen.

Dabei stellt der Nachwuchs schnell fest, dass er viel mehr lernt, als die Bezeichnung "Stuckateur" vermuten lässt, denn der Beruf ist sehr vielseitig. So üben die Azubis in der Schule unter anderem, wie sie Massen berechnen, technische Zeichnungen von Trockenbaukonstruktionen anfertigen, Stuckprofile kreieren und entscheiden, welche Mörtelart welche Vor- und Nachteile besitzt und wann bei Wärmedämmverbundsystemen Polysterol beziehungsweise Mineralwolle sinnvoller ist. Und das Engagement lohnt sich, denn Stuckateur-Azubis gehören zu den Handwerks-Azubis mit dem höchsten Gehalt.

Wir sind Klimaschützer von Beruf

Drei Antworten von...

...Klaus Hammeke, Obermeister der Stuckateur-Innung Hellweg-Lippe

Obermeister Klaus Hammeke

1. Was ist für Sie das Beste an Ihrem Handwerk?

Wenn das Gerüst abgebaut wird und die neue Fassade zum ersten Mal in ihrer vollen Pracht zu sehen ist.

2. Was können junge Menschen nach der Ausbildung in diesem Handwerk machen?

Innerhalb der Firmen können sich die Gesellen zum Vorarbeiter weiterentwickeln. Auch Fortbildungen / Spezialisierungen zur Schimmelsanierung, zu speziellen Akustikpanelen und vielem weiteren sind möglich. Der Meisterbrief darf dabei natürlich nicht vergessen werden.

3. Was überrascht die Menschen am meisten, wenn Sie von Ihrem Handwerk erzählen?

Dass unser Gewerk nicht so altbacken ist, wie weitläufig angenommen. Es geht viel um die Gestaltung von modernen oder auch klassischen Fassaden und tatsächlich schon seit Jahrzehnten um den Klimaschutz in Form des Wärmedämmverbundsystems. Die klassischen Stuckarbeiten sind hier in der Region eher seltener.

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