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Das Tischler-Handwerk

Wer den Tischler-Beruf ergreift, verwirklicht Träume aus Holz – und anderen Materialien. Der Möbel-Tischler fertigt Möbel und Küchen für den Wohnraum. Der Bautischler stellt Treppen, Türen und Fensterrahmen her. In puncto Messen-, Laden- und Gaststätteneinrichtungen ist der Tischler mit Fachrichtung Innenausbau der Experte.

Der Hauptwerkstoff der Tischler ist Holz, doch auch Kunststoffe, Metalle, Glas und Spiegel werden zunehmend verwendet. Für den Beruf braucht es handwerkliche Fähigkeiten, technisches Verständnis, Geschick und gute Ideen – denn die Werkstücke der Betriebe sind keine Fließband-Produkte, sondern in Auftrag gegebene Einzelstücke oder Kleinserien.

Akkurate Arbeit ins angesagt:
Luis Böck ist im ersten Ausbildungsjahr seiner Tischlerausbildung

Auch das Vorfertigen von Schrankteilen erfolgt in der geheizten und trockenen Werkstatt in Leuste – mit Kaltleim und mit Holzdübeln. Foto: Menninghaus
Von Reimund Menninghaus

Messerscharf ist der Stechbeitel, den Luis Böck über die Kanten des Brett führt – ein Brett, das später mal in einer Schublade für Unterteilung sorgt. „Was nach dem Aufleimen der Kunststoffkante übersteht, muss sauber entfernt werden“, sagt der 17-Jährige. Anfang August hat der Dülmener seine dreijährige Tischler-Ausbildung bei Kuhmann Innenausbau in Dülmen begonnen – ein Schritt, den der Absolvent der Dülmener Marienrealschule in keinster Weise bereut.

„Es macht hier richtig Spaß“, sagt er. Und sein Chef Klaus Kuhmann, darauf angesprochen, wie sich Luis Böck so macht, sagt knackig: „Top!“

Das Arbeiten mit Holz – Luis kennt es schon aus dem Tischler-Betrieb seines Vaters. „Ich bin Papa schon oft ein bisschen in seiner Werkstatt zur Hand gegangen“, berichtet Luis. Im väterlichen Betrieb die Ausbildung zu machen, das stand jedoch nicht an: „Hier bei Innenausbau Kuhmann ist die Fertigungstiefe noch größer als bei uns zu Hause“, so Luis Böck. „Beispielsweise durch Holzbearbeitung mit CNC-Anlagen, die Zuschnitt und Bohrungen nach Programmierung automatisch vornehmen. Das ist schon sehr attraktiv.“

Bevor der Ausbildungsvertrag unterschrieben wurde, hat Luis zwei Tage zur Probe gearbeitet: „Ich bin damals an einem der beiden Tage mit auf eine aktuelle Baustelle zur Montage mitgefahren.“ Das tut er nun auch während der Ausbildung. „Man sieht bei den Montagen einfach eine ganze Menge und kann schon gut mithelfen, beispielsweise beim Aufbauen der maßgefertigten Schränke und beim Verschrauben.“

Akkurate Arbeit ist beim Versäubern von Kantenanleimern gefragt. Foto: Menninghaus

Und natürlich beim Transport der einzelnen, in der Firma vorgefertigten Bauteile hin zur Baustelle. „Allzu viel tragen muss man da in der Regel aber nicht. Wir haben Rollwagen und Rollbretter, mit denen die Teile geschoben werden können.“

„Mit Holz zu arbeiten, ist wirklich toll“

 Es kommt da schon mal einiges zusammen. „Wenn wir beispielsweise Hotelzimmer oder in Krankenhäusern Patientenzimmer neu einrichten“, so Luis Böck.

Wenn er nicht bei Montagen mithilft, kümmert er sich in der Firmenhalle unter anderem darum, mit der großen Tischkreissäge Abfallholz kleinzusägen, das dann in die firmeneigene Schredderanlage kommt. Zu diesem Abfallholz gehören unter anderem auch alte Inneneinrichtungen, die die Teams der Firma bei Neueinbauten von der Baustelle mitnehmen und damit direkt entsorgen. Mit dem geschredderten Holz wird dann die Heizung für die Firmenhalle beschickt. „Vor dem Schreddern müssen natürlich die Beschläge abgeschraubt werden. Auch das zählt zu meinen Jobs“, so Luis Böck.

Natürlich auch das Fegen der Werkstatt. „Gehört einfach in einer Tischlereiwerkstatt dazu“, hat Luis damit kein Problem. Zumal er weiß, dass ihm auf Dauer auch mehr Verantwortung übertragen wird. „In der Berufsschule, im Pictorius-Berufskolleg in Coesfeld, lernen wir nach und nach den Umgang mit Elektromaschinen und machen unsere Maschinenscheine. Aber wir fertigen auch Planungen an. So mussten wir vor kurzem mit einem Lineal einen Türrahmen zeichnen – mit Maßangaben“, berichtet Luis.

Auch die Werkstatt zu fegen, gehört zu den Tätigkeiten von Luis Böck. Foto: Menninghaus
Hautnah bei den Arbeitsschritten dabei: Luis Böck schaut dem Gesellen Markus Franke beim Fertigen von Schrankbrettern mit dem CNC-Bearbeitungszentrum über die Schulter. Foto: Menninghaus

Was im Einzelnen noch auf der Agenda steht, kann er auch direkt bei seinen Azubi-Kollegen erfahren. „Die beiden anderen sind im zweiten beziehungsweise im dritten Ausbildungsjahr. Die haben schon entsprechend Erfahrung.“ Und natürlich die vier Gesellen und der Tischlermeister, die neben den Chefs im Betrieb mitarbeiten.

Der Arbeitsbeginn morgens um 7 Uhr ist für Luis kein Problem. „Am liebsten würde ich noch früher anfangen. Aber vor 8 Uhr morgens beim Kunden auf der Matte zu stehen – damit würde man sich nicht so viele Freunde machen“, schmunzelt Luis.

Was seine berufliche Zukunft betrifft, hat Luis schon Vorstellungen. „Mit Holz zu arbeiten ist wirklich toll – man kann damit wirklich fast alles machen, und Tischler werden auch in Zukunft noch benötigt. Welch ein Roboter soll auf längere Sicht in der Lage sein, Einbauschränke einzubauen?“, meint Luis Böck, der ganz persönlich nach seiner Tischlerausbildung weitere Pläne hat: „Am liebsten würde ich Architekt werden – ob nun für Innenausbau oder für Häuser, das weiß ich noch nicht“, so der 17-Jährige.

Mit seinem Chef hat er dazu sowohl ein berufliches Vorbild als auch einen erfahrenen Ratgeber. Denn auch Klaus Kuhmann ist Tischlermeister und Innenarchitekt.

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