Ein Schulabschluss in Coronazeiten, kaum Möglichkeiten, sich direkt bei Handwerksunternehmen über eine Berufsausbildung zu informieren, geschweige denn, sich zu bewerben – mit Mittlerer Reife mit Qualifikationsvermerk beschloss Maurice Zimmermann, weiter zur Schule zu gehen. "Das Fachabi an der Eduard-Spranger-Schule zu machen, war aber tatsächlich eine Notlösung", betont der 18-Jährige. "Ich wollte eigentlich immer ins Handwerk. Und ich war immer schon technisch interessiert."

Zum Glück für ihn: Die Toilette im Elternhaus ging kaputt. Winkler Haustechnik betreute das Gebäude, schaute zur Behebung des Schadens beim langjährigen Kunden vorbei. Das Gespräch offenbarte, dass Maurice Zimmermann lieber eine Ausbildung machen will – und dass der Sanitär- und Heizungsspezialist aus Ostwennemar einen Auszubildenden suchte. Gerne "schmiss" der Jugendliche daraufhin die Schule, der sprichwörtliche Deckel fand auf den Topf.

Azubi Maurice Zimmermann - Traumberufe Anlagenmechaniker für SHK 2024
Einstellarbeiten sind wichtige Tätigkeiten des Anlagenmechanikers Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Foto: Markus Liesegang

Der erste Azubi – aber sicher nicht der letzte

"Er ist unser erster Auszubildender", sagt Meister Jan Winkler, "aber sicher nicht der letzte. Ein Glücksgriff". Er betreut Maurice Zimmermann, der aktuell im zweiten Lehrjahr als Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist. "Er wird ein Universalgelehrter", urteilt Jan Winkler über die fordernde Ausbildung. Als Mitglied im Prüfungsausschuss wird er zudem bald den Leistungsstand seines Lehrlings nachhalten. Sorgen macht weder ihm noch seinem Schützling diese Aufgabe. "Man merkt ja bei den Fragen, die er bei der Arbeit stellt, dass er das Thema verstanden hat", sagt Jan Winkler. "Maurice ist engagiert dabei."

Dabei sein heißt, dass der Auszubildende nicht zuguckt, sondern von Anfang an verantwortlich mitarbeitet. "Ich mache eigentlich nichts, wenn wir unterwegs sind", übertreibt Jan Winkler. Natürlich zeige er "die Basics", aber ansonsten lasse er seinen Azubi machen. Als "Learning by doing" bezeichnet das Maurice Zimmermann.

Die kleine sechsköpfige Firma ist in ganz NRW aktiv, hat sich bei Architekturbüros und Baufirmen einen sehr guten Ruf erworben. Seit Anfang der 2000er Jahre ist der von Wilfried Winkler geführte Handwerksbetrieb am Neuenkamp 20 in Hamm ansässig.

Kunden fragen oft nach Förderanträgen

Der Klimawandel und das Energie-Einsparungsgesetz (EEG) seien tatsächlich auch im Unterricht angekommen, erzählt Maurice Zimmermann. Gut also, wenn man in der Ausbildung gleich lernt, worauf es bei Förderanträgen ankommt. Kunden würden immer wieder nachfragen. Die Beratung, welche Heizung am besten geeignet ist, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, gehört zu diesem Beruf untrennbar dazu, bestätigt Lehrherr Jan Winkler.

Maurice Zimmermann im Lager, mit dem Wärmetauscher in der Hand - Traumberufe Anlagenmechaniker für SHK 2024
Im Lager muss sich ein Auszubildender auskennen: Der Wärmetauscher ist ein wichtiges Bauteil moderner Heizungsanlagen. Foto: Markus Liesegang

Bei der Heizung liegt auch der Interessenschwerpunkt von Maurice Zimmermann. "Ich habe ja im vergangenen Jahr Gasbrennwerttechnik intensiv und auch einige Ölheizungen kennengelernt", sagt er. Die "Torschlusspanik" der Kunden angesichts des EEG sorgte für eine große Nachfrage, die Wärmepumpentechnik rückt jetzt mehr in den Fokus. Vor allem, da die Lieferflaute für die Hardware vorbei sei.

Tipp: Unbedingt seinen Neigungen folgen

Wie gesagt: Maurice Zimmermann hat seinen Traumberuf gefunden: "Etwas Technisches im Handwerk zu machen, war für mich klar. Ich habe während der Schulzeit Praktika als Kfz-Mechatroniker und Industriemechaniker gemacht, aber das SHK-Handwerk passt." Er rät jedem Schulabgänger, seinen Neigungen unbedingt zu folgen. "Man sieht am Ende des Tages, was man gemacht hat", ergänzt Jan Winkler in Bezug auf den Handwerksberuf. Darauf könne man zu Recht stolz sein.

Wir sind Klimaschützer von Beruf

Drei Antworten von...

...Ulrich Grommes, Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik Hamm

Ulrich Grommes

1. Was ist für Sie das Beste an Ihrem Handwerk?

Energiewende, Klimaschutz, demografischer Wandel ... Unsere Gesellschaft steht vor immensen Herausforderungen, und das SHK-Handwerk spielt bei Lösungen zu diesen Themen eine entscheidende Rolle. Denn bei Klimaschutz ist es nicht mit Reden getan – Klimaschutz ist Arbeit, und die Fachhandwerker des SHK-Handwerks erledigen sie jeden Tag. Somit leisten wir unseren Beitrag und haben dabei einen überaus spannenden und interessanten Job.

Das wird inzwischen auch von politischer Seite anerkannt – so äußerte sich Klimaschutzminister und Vizekanzler Robert Habeck in einer Videobotschaft zu den Chancen einer Ausbildung im SHK-Handwerk: "Es sind Berufe, die am Puls der Zeit sind. Es sind Berufe, die ins Werk setzen, was gesellschaftlich diskutiert wird. Bei all den Fragen, wie wir klimaneutral werden, wie wir heizen, wie wir uns mit Energie versorgen, wie wir die Energiesysteme klug managen, sind diese Berufe im Mittelpunkt." Somit verbindet das SHK-Handwerk hervorragende Zukunftsaussichten mit einem anspruchsvollen und hoch spannenden Job.

2. Was können junge Menschen nach der Ausbildung in diesem Handwerk machen?

Nach dem erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung im SHK-Handwerk stehen den jungen Menschen alle Türen offen. Sie können als Geselle in den Betrieben weiterarbeiten und sich nach und nach weitere Qualifikationsstufen erarbeiten, zum Beispiel als Kundendienstmonteur oder Obermonteur. Sie können natürlich auch eine Meisterausbildung und ein Studium beginnen – alles ist möglich. Eins ist aber auf jeden Fall sicher: Sie finden einen sicheren und gut bezahlten Job und können Ihr Leben dann frei gestalten.

3. Was überrascht die Menschen am meisten, wenn Sie von Ihrem Handwerk erzählen?

Bei einigen gibt es noch Vorbehalte gegen den Beruf des SHK-Handwerkers – diese können wir aber inzwischen völlig ausräumen. Das SHK-Handwerk ist das Zukunftshandwerk in Deutschland. Es handelt sich heute nicht mehr um einen rein körperlichen, sondern vielmehr um einen technisch anspruchsvollen Beruf, bei dem es "weniger um Kraft als um Köpfchen" geht.

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