Bereits im Jahr 1906 eröffnete Anton Süwolto seine Bäckerei an der Cleveschestraße in Lippstadt und legte damit den Grundstein für ein erfolgreiches Familienunternehmen, das jetzt bereits in vierter Generation von Bäckermeister Mark Süwolto geführt wird. Die Backstube ist inzwischen nach Bökenförde umgezogen, wo Mark Süwolto mit seinem Team Brote, Brötchen, süße Teilchen, Kuchen und Torten backt, die jeden Morgen frisch an die mittlerweile fünf Filialen geliefert werden.

Wissing: Wie ist in Ihnen der Wunsch entstanden, Bäcker zu werden?

Süwolto: Es wurde mir ja praktisch in die Wiege gelegt. Mein Urgroßvater Anton hat das Unternehmen gegründet, das von meinem Großvater und meinem Vater weitergeführt wurde. Ich war schon als Kind viel in der Backstube. Für mich stand relativ schnell fest, dass ich den Betrieb übernehmen werde. Die Ausbildung habe ich allerdings woanders gemacht.

Wissing: Was ist das Besondere an Ihrem Handwerk?

Süwolto: Man kann kreativ sein und man sieht schnell ein Ergebnis dessen, was man tut. Man formt, kreiert, es ist im besten Sinne Handarbeit. Ich mag immer noch den Geruch, wenn ich am Morgen in die Backstube komme.

Bäckermeister Mark Süwolto knetet am großen Arbeitstisch Teig - Traumberuf Bäcker 2025
Am großen Arbeitstisch knetet Bäckermeister Mark Süwolto den Teig, aus dem später Zwiebelbrötchen entstehen. Foto: Wissing

Wissing: Was sollten junge Menschen mitbringen, die sich für den Beruf interessieren?

Süwolto: Auf jeden Fall die Bereitschaft, sehr früh aufzustehen. Die Auszubildenden fangen bei uns um vier Uhr morgens an, die Gesellen etwas früher. Auf einen bestimmten Schulabschluss oder gute Noten schaue ich nicht so sehr. Mir ist Teamfähigkeit wichtig, die Bereitschaft sich auch körperlich einzusetzen, wie in jedem Handwerk. Aber auch das Interesse, immer noch weiter dazu zu lernen, beispielsweise was Ernährungstechnik betrifft. Ich habe derzeit einen Auszubildenden im Betrieb. Der hat zuvor bei uns ein Praktikum gemacht und sich dann direkt beworben. Praktikanten hatten wir schon viele, da kann man sofort erkennen, ob jemand sich eignet, Spaß am Job hat und ins Team passt. Und auch für den Betreffenden selbst ist ein Praktikum eine gute Entscheidungshilfe für die Berufswahl.

Wissing: Ist der Beruf auch für Frauen geeignet?

Süwolto: Aber ja, auf jeden Fall. Wir haben in unserem Betrieb eine Bäckermeisterin und eine Konditorin beschäftigt. Und natürlich sind Frauen ebenso geeignet wie Männer. Oft haben die sogar noch mehr Sorgfalt und Kreativität als ihre männlichen Kollegen. Viele Frauen entscheiden sich aber auch für den Ausbildungsberuf der Bäckereifachverkäuferin. Da geht es natürlich in erster Linie nicht um die Herstellung von Backwaren, sondern um Verkauf, Beratung und Warenpräsentation.

Mirella Mbostaraku hält ein Brot hinter der Bäckertheke - Traumberuf Bäcker 2025
Was in der Backstube produziert wird, geht in den Verkaufsräumen über die Ladentheke. Mirella Mbostaraku ist eine der freundlichen Fachverkäuferinnen. Foto: Wissing

Wissing: Gibt es gute Weiterbildungsmöglichkeiten?

Süwolto: Sicher, wer Interesse hat, kann beispielsweise nach der Ausbildung Lebensmitteltechnologie studieren oder Lebensmittelingenieur werden. Und natürlich auch den Meister machen.

Wissing: Wie schätzen Sie generell die Zukunft des Bäcker-Handwerks ein?

Süwolto: Bäckereien wird es immer geben. Die kleinen Bäckereien verschwinden leider zunehmend vom Markt, weil es wenig Nachfolger gibt. Daher ist es besonders wichtig, dass sich junge Menschen noch für den Beruf interessieren. Für die Zukunft sehe ich die Chancen auf jeden Fall noch gut. Allein deshalb, weil zunehmend Fachkräfte gesucht werden.

Drei Antworten von...

...Detlef Kunkel, Obermeister der Bäcker- und Konditoren-Innung Soest-Lippstadt

Obermeister Detlef Kunkel

1. Wie wichtig ist es für Ihr Gewerk, dass Menschen mit verschiedenen persönlichen und beruflichen Hintergründen im Handwerk ein "Zuhause" finden?

Im Bäckerhandwerk sind die Erfahrungen und das Wissen, das die Mitarbeiter aus ihren Heimatländern mitbringen, eine echte Bereicherung. Die Menschen wünschen sich französisches Baguette, indisches Naan-Brot, italienisches Ciabatta und amerikanisches Toastbrot. Diesen Wünschen kommen wir im Bäckerhandwerk gerne nach und entwickeln uns dabei immer weiter, nehmen Anregungen auf und lassen uns von den Traditionen und Kulturen aus anderen Ländern inspirieren.

2. Nicht nur die Menschen, sondern das Handwerk selbst ist vielfältig. Wie erleben Sie diese Vielfalt in Ihrem Gewerk?

Unsere Kundschaft kommt aus allen Herren Ländern und freut sich, wenn sie bei unseren Mitarbeitern auf Menschen trifft, die ebenfalls aus verschiedenen Kulturkreisen stammen. Das macht nicht nur das Verstehen, sondern auch das Verständnis für einander einfacher. Wir haben bei uns in der Bäckerei Verkäuferinnen, die es zusammen auf sechs Sprachen bringen – das kommt super an. So können sie ihr Wissen über das deutsche Bäckerhandwerk und die vielfältigen Produkte optimal weitergeben.

3. Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten für junge Menschen in Ihrem Gewerk aus?

Gesellen können ihren Meister machen, einen Betrieb übernehmen oder einen eigenen gründen. Sie können aber auch schon während ihrer Ausbildung internationale Bäckerluft schnuppern. Das Programm Erasmus+ fördert beispielsweise Aufenthalte von mindestens zwei Wochen bis maximal einem Jahr, während AusbildungWeltweit Aufenthalte von mindestens drei Wochen bis maximal drei Monate unterstützt. Bäckergesellen können sich an deutschen und auch an internationalen Bäckerfachschulen fortbilden. Solche gibt es unter anderem in Amerika, der Schweiz und Frankreich. Des Weiteren ist eine Weiterbildung zum Brot-Sommelier möglich oder – insbesondere für Konditoreien – zum Schokoladen-Sommelier.

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