Der Beruf des Elektronikers ist nicht nur vielfältig und interessant, sondern auch anspruchsvoll. Die Erwartungen an die Auszubildenden sind hoch. "Gute Noten in den technischen Fächern, zum Beispiel Mathematik, sind uns wichtig", sagt Rainer Tiemann, einer der beiden Inhaber von Becker und Tiemann Elektro. "Mittlere Reife ist schon erforderlich", ergänzt Kompagnon Jörg Becker.

Interesse für den Beruf und die Motivation zu lernen – das setzen die beiden Elektromeister voraus. Ihre aktuellen Auszubildenden Louis Alberti und Ole Schmitz bringen das mit. Beide lernten den Betrieb am Langewanneweg 215 über ein Praktikum kennen.

"Ich wollte etwas Handwerkliches machen nach der zehnten Klasse", erklärt der Bönener Louis Alberti. Für den seit 1991 bestehenden Ausbildungsbetrieb arbeitete der 16-Jährige zunächst im Rahmen des obligatorischen Schulpraktikums. Dann legte der Lehrling im ersten Jahr ein weiteres freiwilliges Praktikum nach, um sich seiner Entscheidung sicher sein zu können. "Das ist kein Problem bei uns", betont Rainer Tiemann. "Wir wollen ja auch, dass unsere Auszubildenden die richtige Wahl treffen und bei uns bleiben." Seit der Firmengründung lernen bis zu drei Azubis jährlich im Hammer Elektrofachbetrieb den Beruf.

Die Azubis Louis Albert und Ole Schmitz stellen im Lager das Material für die Baustelle zusammen. Foto: Markus Liesegang

Mitarbeiten, nicht nur mitlaufen

"Ich denke, wir haben ein gutes Betriebsklima", sagt Jörg Becker, "die neun Mitarbeiter sind zwischen 25 und 40 Jahre, einer 50. Wir lassen unsere Azubis mitarbeiten, nicht nur mitlaufen." Der Vorteil einer Ausbildung bei ihnen sei zudem, dass das Geschäftsfeld des Unternehmens breit gefächert ist. "Wir machen alles. Von Gebäudeinstallationen oder Neuinstallationen in Altbauten bis hin zu Wallbox und Netzwerktechnik.

Wir arbeiten mit rund 50 Kitas in der Region zusammen, machen dort regelmäßig den Elektro-Check. Zudem werden wir von Wohnungsbaugesellschaften wie der UKBS beauftragt, die elektrische Ausrüstung ihrer Immobilien zu betreuen", beschreibt Rainer Tiemann. "Dann haben wir in Kirchen wie der Liebfrauenkirche die neue Beleuchtung samt Steuerung installiert."

Der Elektromeister sitzt im Prüfungsausschuss der Handwerkskammer, weiß also genau, worauf es ankommt. "Es ist wichtig, dass die Auszubildenden alles kennenlernen, was den Beruf ausmacht. Und dass sie nicht für Hilfsarbeiten missbraucht werden, etwa Wände aufzustemmen oder zu schlitzen, um Leitungen zu verlegen. Das gehört dazu, ist aber nicht Kern des Berufs."

Die Azubis fahren natürlich mit raus zu den Kunden, kümmern sich etwa um die Ladestationen der UKBS sowie um die Hauselektrik in Gebäuden. Foto: bte

Schaltung bauen nach Installationsplan

Die Elektriker-Mannschaft von Becker und Tiemann arbeite aktiv mit bei der Ausbildung des Nachwuchses. "Da kommt schon mal vor, dass die Kollegen uns auf der Rückfahrt von der Baustelle Fragen stellen", erzählt Ole Schmitz. "Wenn wir die nicht beantworten können, heißt es: Das schlägst du besser noch einmal nach."

Der 21-Jährige im dritten Lehrjahr bereitet sich am Montagebrett im Betrieb auf die praktische Prüfung vor, baut nach Installationsplan eine Schaltung auf. "Er nutzt diese Möglichkeit auch nach Feierabend mit einem Kumpel zur Übung", lobt Meister Rainer Tiemann den Einsatz des Soesters.

Ole Schmitz fand wie Louis Alberti den Weg in den Beruf über ein Schulpraktikum und nach einem anschließenden Ferienjob. Mit Fachabi in der Tasche entschied er sich, die Schule zu verlassen. Die Prüfung zum Elektroniker zu bestehen, sei sein vorrangiges Ziel, sagt der Auszubildende. "Danach werde ich erst einmal als Geselle arbeiten und mal schauen, ob ich den Meister, den Techniker oder ein Studium nachlege." Der Betrieb gibt den Beschäftigten außerdem die Möglichkeit, in der Abendschule den Techniker nachzulegen und nebenbei Geld zu verdienen, betonen Jörg Becker und Rainer Tiemann.

Drei Antworten von...

...Peter Drögehoff, Obermeister der Innung für Elektrotechnik Hamm

Peter Drögehoff, Obermeister der Innung für Elektrotechnik Hamm

1. Wie wichtig ist es für Ihr Gewerk, dass Menschen mit verschiedenen persönlichen und beruflichen Hintergründen im Handwerk ein "Zuhause" finden?

Es ist eine große Aufgabe, den Fachmangel auszugleichen, allerdings müssten die Leute fachlich kompetent sein. Ferner sollten sie sich anpassen und sich vernünftig mit den Kunden verständigen können. Wir können unser duales System nicht kaputt machen, nur weil Fachkräfte fehlen, denn ohne vernünftige Ausbildung läuft im Elektrohandwerk nicht viel. Schließlich möchten wir unsere Kunden nicht gefährden. Für Helfertätigkeiten ist fast alles möglich, wenn man sich versteht.

2. Nicht nur die Menschen, sondern das Handwerk selbst ist vielfältig. Wie erleben Sie diese Vielfalt in Ihrem Gewerk?

Im Elektrohandwerk wird das Berufsbild ständig durch interessante Bereiche erweitert, da die Technik weiter voranschreitet. Das gesamte Spektrum kann normalerweise nicht mehr von einem einzelnen Betrieb abgedeckt werden. Besonders im Bereich Smart Home muss man schon besonders auf die individuellen Wünsche der Kunden eingehen.

3. Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten für junge Menschen in Ihrem Gewerk aus?

Gerade im heutigen Zeitalter, in dem sich die Jugendlichen oft noch nicht richtig entscheiden können und alle nur studieren sollen, ist das Handwerk die ideale Lösung für den Einstieg ins Arbeitsleben. Man macht eine vernünftige Ausbildung, man verdient selber Geld. Sollte sich herausstellen, dass es nicht passt, kann man den Meister machen und hat hiermit gleichzeitig seinen Bachelor, sodass man studieren und einen anderen Weg einschlagen kann. Möchte man allerdings in den Bürodienst eintreten, so hat man die Möglichkeit, nach seinem Meister den Betriebswirt zu machen.

Alle Infos zu deinem Traumberuf