Aus Schulfreunden werden Genussfreunde
Autor: Gabi Bender
Ob er von seiner Arbeit erzählt oder mit dem Ausbeinmesser präzise das Fleisch von einem Schweineknochen löst – die Leidenschaft für Fleisch und alles, was man daraus herstellen kann, sieht man Peter Taprogge an. „Fleisch und Wurst waren schon immer mein Steckenpferd“, verrät der 36-Jährige.
Mit einem Ausbeinmesser lösen Peter Taprogge (vorne) und Mark Rennebaum das Fleisch von den Knochen eines Schweins. Foto: Gabi Bender
Bereits in der fünften Klasse hat er gemeinsam mit seinem Schulfreund Stefan Alteköster Pläne geschmiedet, gemeinsam eine Metzgerei zu führen. Das hat nicht ganz geklappt, denn die beiden ehemaligen Schulfreunde leiten mittlerweile nicht nur eine Metzgerei, sondern auch einen sehr erfolgreichen Catering-Service. Neben dem Fleischereifachgeschäft in Arnsberg gehört außerdem noch ein Imbiss in Müschede zum Unternehmen. Darüber hinaus beliefern sie mehrere Supermärkte, Hofläden und weitere Verkaufsstellen mit ihren Fleischerzeugnissen.
Den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens haben Ilse und Heinz Alteköster, die Großeltern von Stefan Alteköster, mit der Gründung einer Fleischerei im Jahr 1957 gelegt. Für die in den 1960er Jahren beliebten „Garagenfeste“ bestellten die Kunden bei dem Ehepaar Grillschinken, Spießbraten oder Spanferkel. Der Sohn Heinz Alteköster legte 1984 die Fleischermeisterprüfung vor der Handwerkskammer in Frankfurt ab und übernahm 1987 mit seiner Ehefrau Annette, einer Ökotrophologin, den elterlichen Betrieb.
Mit Stefan Alteköster ist die dritte Generation in dem Familienbetrieb tätig. 2019 holte der Fleischer seinen ehemaligen Schulfreund Peter Taprogge ins Unternehmen, der zuvor unter anderem als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständige für Fleisch sowie als Klassifizierer und Verwieger für das Land NRW gearbeitet hat und damit als neutrale Schnittstelle zwischen Landwirten und Schlachthöfen tätig war. Unter seiner Federführung ist der Fleischereibetrieb deutlich ausgebaut worden.
Ob Familienfest, Hochzeitsfeier, Firmenevent, Betriebs- oder Sportfest – das Catering der Genussfreunde Alteköster & Taprogge kommt sehr gut an. Dazu gehören warme Speisen ebenso wie kalte Platten, die Benni Wortmann gerade vorbereitet. Foto: Gabi Bender
Aus den einstigen Schulfreunden Stefan Alteköster und Peter Taprogge sind die „Genussfreunde Alteköster & Taprogge“ geworden, denn so heißt das Unternehmen A & T Fleischerei & Catering GmbH seit seiner Umfirmierung. Während sich Stefan Alteköster um die Bereiche Küche, Partyservice, Kundenbetreuung und Organisation kümmert, liegt die Verantwortung für die Bereiche rund um Vieh, Fleisch und Wurst bei Peter Taprogge. Anfang kommenden Jahres wird der 36-Jährige allerdings für drei Monate nur wenig mitanpacken können, denn ab Januar besucht er die Frankfurter Fleischer-Fachschule J.A. Heyne, um dort seinen Meister zu machen.
Ab August 2025 möchte die beiden Geschäftsführer dann auch wieder Auszubildende einstellen, die in der Bruchstraße in Ense das Fleischerhandwerk erlernen möchten. Wer sich für einen Ausbildungsplatz interessiert, kann am besten im Rahmen eines Praktikums Beruf und Betrieb kennenlernen. „Als Fleischer sollte man selbstständig handeln können und Lust haben mitanzupacken“, sagt Peter Taprogge.
Dazu war Mark Rennebaum, der seit rund drei Jahren fest zum Team der Genussfreunde gehört, sofort bereit. Der Wickeder hat nach seiner Ausbildung zum Koch noch eine weitere zum Fleischer angehängt. „Die konnte ich dann um ein Jahr verkürzen, weil es meine zweite Ausbildung war.“ Neben der Arbeit im Betrieb gehört auch der Besuch der Berufsschule sowie der überbetrieblichen Blöcke zur Ausbildung. „In diesen haben die Lehrlinge die Möglichkeit, Tätigkeiten zu erlernen, die sie aus ihrem Ausbildungsbetrieb nicht kennen“, sagt Peter Taprogge, „denn nicht jeder Betrieb macht alles.„
Auch 2024 freuen sich die Genussfreunde Alteköster & Taprogge über zahlreiche Auszeichnungen in Gold – unter anderem für ihre Produkte Bauernbratwurst, Rostbratwurst, Bierbeißer, Salami „Mediterran“ sowie den hausgemachten Kartoffelsalat und den hausgemachten Fleischsalat. Foto: Gabi Bender
Gefragt nach der Faszination seiner Arbeit als Fleischer, braucht Peter Taprogge nicht lange zu überlegen: „Ich finde es toll, etwas selber mit den Händen zu schaffen und zu erschaffen. Wir bekommen ein halbes Schwein und veredeln es bis zur letzten Stufe für den Endkunden: zum Schnitzel, zum Steak, zum Grillspieß oder zu Wurst. Und wenn es gut war, hört man sogar noch von den Kunden, dass es ihnen geschmeckt hat.“
Durchweg positive Rückmeldungen bekommt das Unternehmen auch regelmäßig im Rahmen der Qualitätsprüfungen des Fleischerverbands Nordrhein-Westfalen, die seit 2013 unter dem Titel „Meisterstücke – Wettbewerbe für Fleisch- und Wurstkultur“ stattfinden. Mehr als ein Dutzend Produkte haben allein in diesem Jahr die Auszeichnungen in Gold erhalten. Dazu zählen unter anderem Bauernbratwurst, Rostbratwurst, Bierbeißer, Salami „Mediterran“ sowie der hausgemachte Kartoffelsalat und der hausgemachte Fleischsalat.
„Die Bauernbratwurst habe ich selbst entworfen„, erzählt Peter Taprogge. „Das ist eine Rostbratwurst, die wir mit Bacon, Käse, Röstzwiebeln und Schnittlauch verfeinern und das ganze Jahr über produzieren, weil sie so gefragt ist.“
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1. Was ist für Sie das Beste an Ihrem Handwerk?
Für mich ist das Beste die Arbeit mit den Menschen – den Mitarbeitern und den Kunden. Sehr gut finde ich, dass wir sehr flexibel und prompt reagieren und individuell auf Kundenbestellungen eingehen können. Außerdem schätze ich den jahreszeitlichen Wechsel. Pfingsten liegt gerade hinter uns. Diese Feiertage nutzen traditionell viele Leute um wegzufahren. Dafür nehmen sie sich dann gerne etwas vom Metzger ihres Vertrauens vorportioniert und vakuumiert mit – als Mitbringsel oder zum selbst Genießen. Jetzt haben wir Grillsaison, im Herbst sind warme Sachen sehr nachgefragt. Im Winter bekommen wir sehr viele Bestellungen von Kunden, die sich für die Feiertage etwas Besonders für sich überlegt haben.
2. Was können junge Menschen nach der Ausbildung in diesem Handwerk machen?
Sie können unter anderem eine Weiterbildung zum Verkaufsleiter machen oder die Meisterprüfung absolvieren und eine oder mehrere Filialen oder gleich einen ganzen Betrieb leiten. Alternativ können sie an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo Lebensmitteltechnologie studieren und danach bei großen Industriebetrieben als Lebensmittelingenieur arbeiten.
3. Was überrascht die Menschen am meisten, wenn Sie von Ihrem Handwerk erzählen?
Wie gewissenhaft wir mit unserem Produkt arbeiten und wie umfangreich und aufwendig unsere Arbeit ist. Und dass wir trotzdem so flexibel agieren können, um die Wünsche der Kunden zu erfüllen – inklusive einer fachkundigen Beratung zur optimalen Zubereitung.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Monatliche Vergütung ab:
1000 € im 1. Lehrjahr
1100 € im 2. Lehrjahr
1250 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2023:
Fleischer/in: 10 / 22 insgesamt
Fachverkäufer/in: 11 / 28 insgesamt
Berufsschulstandort:
Dortmund
Zahl der Innungsbetriebe:
36
DER BERUF IN ALLER KÜRZE
Als Fleischer/in bzw. Metzger/in weiß man, wie man Fleisch fachgerecht verarbeitet, zum Beispiel zu saftigen Steaks oder köstlicher Wurst. Zudem kennt man sich mit der Herstellung von Feinkostwaren und Konserven aus. Im Arbeitsalltag werden hochmoderne Techniken und Verfahren genutzt. Dabei steht immer die Qualität der Produkte im Mittelpunkt.
Als Fleischerei-Fachverkäufer/in macht man den Kunden die Fleischerware schmackhaft, indem man sie appetitlich und dekorativ präsentiert. Man weiß über die Herstellung Bescheid, kennt sich bestens mit den Hygienevorschriften aus und kann die Kunden kompetent und individuell beraten. Auch das Auszeichnen der Waren und das Zubereiten von Speisen wie beispielsweise Wurstplatten oder frischen Salaten gehört zu den Aufgaben.
Mit einer Ausbildung im Fleischerhandwerk stehen viele Wege offen. In drei Jahren Ausbildung lernt man nicht nur eine Menge über Wurst, man erwirbt zudem umfassendes Wissen über andere Lebensmittel und den richtigen Umgang mit ihnen. Auch die gründliche Planung und Vorbereitung von Produktionsabläufen oder Veranstaltungen gehören dazu. Man lernt das Arbeiten mit moderner Technik, aber auch den richtigen Umgang mit Kunden im Laden, bei der Beratung für Events oder im Partyservice. In der Ausbildung im Fleischerhandwerk wird man zum gefragten Ansprechpartner zum Thema Genuss – und das nicht nur in Deutschland. Wer hier ausgebildet wurde, hat überall auf der Welt eine Chance, denn leckere Spezialitäten aus Deutschland und ihre Hersteller genießen weltweit einen hervorragenden Ruf.
Weitere Infos zu den Berufen unter www.fleischerberufe.de