Fleischer ist einer der ältesten Handwerksberufe überhaupt. Und ein wichtiger dazu. „Wir hatten sogar während Corona geöffnet“, betont Ulrich Rotzoll mit Stolz. Gemeinsam mit seinem Bruder Detlef führt er den Betrieb am Vorsterhauser Weg in Hamm. Die beiden übernahmen die Fleischerei im Januar 2000 von Vater Ulrich und Mutter Brunhilde. Die stadtbekannte Metzgerei im Hammer Westen wurde vor über 70 Jahren gegründet – und ist anerkannter wie beliebter Ausbildungsbetrieb.
Wichtig für Moslems: Fleisch wird halal zubereitet
Sanel Mattiebe ist Bosnier und Moslem. „Es macht einfach Spaß, etwas zu produzieren und es ist anspruchsvoll“ sagt er zum Beruf. Außerdem: „Wir haben hier ja auch einige Kunden mit islamischem Hintergrund, die vertrauen darauf, bei uns Fleisch zu bekommen, das wirklich halal zubereitet ist“, beschreibt er neben seiner Tätigkeit im Handwerk ein weiteres, ganz persönliches Alleinstellungsmerkmal.
„Es bringt viel, wenn man sich anstrengt, fleißig ist, motiviert an die Sache herangeht„, sagt Ulrich Rotzoll mit Blick auf Philipp Klekler, der die Ausbildung dank guter Noten bereits nach zweieinhalb Jahren beendet. Schulabschluss eher Nebensache? „Wir hatten hier schon einen Abiturienten, auch der war motiviert. Aber damals hatten wir keine Kapazitäten, ihn zu übernehmen. Er arbeitet jetzt nach dem Studium als Lebensmitteltechniker bei Westfleisch“, erzählt der Metzgermeister von einem Berufsweg mit Start am Vorsterhauser Weg.

„Wir machen alles handwerklich“
Gelegenheiten zur Kreativität gibt es im Beruf übrigens viele. „Wir machen ja alles handwerklich. Aus einem Bullen mit 500 Kilogramm Gewicht wird ein Wiener Würstchen oder ein kleines Bratwürstchen“, sagt Ulrich Rotzoll. Der tierische Rohstoff kommt aus der Region. „Die Schweine stammen von einem Bauern auf dem Daberg, die werden frisch geschlachtet bei Westfleisch, wir zerlegen sie anschließend hier.“
Der Spruch: „Im Fleischerhandwerk ist alles sein Geld Wert“ passt unbedingt, wenn man den Fleischerei-Fachverkäuferinnen hinter der Ladentheke zuschaut. „Alles wird individuell zugeschnitten, jeder Kunde bekommt genau das vom Tier, was ihn aus der Theke anlacht“, erklärt der Chef. Das Team steht bei den Kunden immer im Fokus, ihr Berufsbild aktuell weniger. „Dabei kann man als Verkäuferin ebenfalls seine Kreativität ausleben, zum Beispiel Büfetts inklusive entsprechender Deko zusammenstellen, oder unterschiedliche Salate anrichten“, beschreibt Ulrich Rotzoll. Wichtig auch: Mit den Stammkunden kommunizieren. Es ist tatsächlich so, dass „Fleischkaufen bei Rotzoll“ für Generationen ein geflügeltes Wort ist.

Im eigenen Betrieb sich selbst entfalten
Es gibt viele Handwerksbetriebe, für die Nachfolger gesucht werden. „Auch das ist eine Perspektive“, erklärt Ulrich Rotzoll. Der 63-Jährige „arbeitet“ seinen Nachfolger gerade ein. „Christoph Steininger war vor 24 Jahren, als wir übernahmen, unser erster Stift. Er hat dann in der Industrie Karriere gemacht“, erzählt der Meister. „Dort verdient man zwar mehr Geld, aber sich selbst entfalten, sein eigener Herr sein, das geht nur im eigenen Betrieb.„
Der Nachfolger sieht in dem gut aufgestellten Betrieb eine gute Zukunftsperspektive für sich. Und die Rotzoll-Brüder sind froh, dass die Metzgerei am Vorsterhauser Weg als solche weiterlebt, unterstreicht Ulrich Rotzoll: „Wir hätten auch verkaufen können an Branchenfremde, wollten die Tradition aber fortgeführt wissen.“