Der Beruf des Fleischers ist einer der ältesten des Handwerks. Dennoch gehen die Metzger natürlich mit der Zeit. "Die Tradition bezieht sich bei uns ausschließlich auf die Verarbeitung des Fleisches. Unsere Rezepte variieren wir, lassen uns praktisch in jedem Jahr etwas Neues einfallen", sagt Anja Ummelmann. "Es ist dabei auch absolut erwünscht und gern gesehen, dass unsere Mitarbeiter eigene Ideen einbringen und umsetzen", unterstreicht die Hammer Fleischermeisterin.

"Die Vielseitigkeit ist es", nennt dementsprechend Stojan Andonov die Wahl seines zukünftigen Broterwerbs. Der 25-Jährige ist Auszubildender zum Fleischer im dritten Lehrjahr und steht kurz vor dem Abschluss. Sein Chef, Fleischermeister Ingo Ummelmann, nennt Beispiele: Rund 80 Prozent der Produkte, die nebenan über die Ladentheke gehen oder über den hauseigenen Partyservice den Kunden erreichen, sind aus eigener Herstellung. "Und jetzt zur Grillsaison werden wir sicherlich auch wieder neue, selbst gemachte Marinaden ausprobieren."

Auszubildender Stojan Andonov - Traumberufe Fleischer 2023
Vom Partyhappen bis zum Sonntagsbraten: Auszubildender Stojan Andonov mag die Vielseitigkeit des Fleischerhandwerks. (Foto: Markus Liesegang)

Salate, Suppen, Wurstspezialitäten, Roastbeef, Sauerbraten oder raffiniert gewürzte Grillspezialitäten – die Bandbreite des Angebots der Fleischerei an der Sedanstraße 53, Ecke Schillerstraße ist legendär. Ob mit Mett oder mit Aufschnitt belegte Brötchen für die Frühstücks- oder der Fleischsalat für die Mittagspause: Ummelmanns deftige Leckereien locken die Mitarbeiter zahlreicher Südener Unternehmen seit Jahrzehnten.

Anja Ummelmann führt den Betrieb an der Sedanstraße 53 gemeinsam mit ihrem Mann Ingo bereits in der vierten Generation. Ihr Urgroßvater Wilhelm Ummelmann machte sich bereits vor 120 Jahren am Standort selbstständig.

Kunden möchten wissen, woher das Fleisch stammt

Und auch, wenn Kundenwunsch und -Geschmack sich hinsichtlich der Fleisch- und Wurstwaren mit der Zeit gewandelt haben: Der Anspruch der Hammer Fleischerei, hochwertige Produkte in der Tradition des Handwerks herzustellen, ist selbstverständlich geblieben. "Unsere Kunden möchten vor allem wissen, woher das Fleisch stammt", erklärt Anja Ummelmann den Anspruch. Das gelte für das Biofleisch, aber auch für das der konventionell aufgezogenen Tiere. "Alles stammt aus der Region", unterstreicht die Fleischermeisterin den Qualitätsanspruch ihres Unternehmens.

Anja Ummelmann und Stojan Andonov - Traumberufe Fleischer 2023
Fleischermeisterin Anja Ummelmann vermittelt ihrem Auszubildenden hohe Ansprüche: „Unser Fleisch stammt aus der Region.“ (Foto: Markus Liesegang)

Anspruchsvoll ist die Berufsausbildung zum Fleischer – nicht nur in Bezug auf die Kreativität. "Die Kälte in der Kühlkammer, die Feuchtigkeit und die nicht zu unterschätzende körperliche Anstrengung sind Dinge, die Bewerber nicht im Blick haben", sagt Ingo Ummelmann. Die Theorie umfasst nicht nur die Anatomie von Schwein und Rind, sondern zum Beispiel auch gesetzliche Vorgaben und Hygienevorschriften im Umgang mit Lebensmitteln.

Der Fleischermeister rät Interessierten zu einem Praktikum, um zu sehen, ob der Beruf wirklich für sie passt. Wenn ja, dann finden die Bewerber ein interessantes und vielseitiges Tätigkeitsfeld mit Zukunft. So wie der künftige Geselle Stojan Andonov von seiner Berufswahl schwärmt. "Ich bleibe auf jeden Fall dabei."

Ingo Ummelmann rät Interessierten, sich im Rahmen eines Praktikums ein Bild von dem Beruf zu machen.

Drei Antworten von...

...Ernst-Alfred Kleeschulte, Obermeister der Fleischer-Innung Hellweg-Lippe

Obermeister Kleeschulte

1. Ich bin Handwerker geworden, weil …

… mein Vater Fleischermeister war und einen Handwerksbetrieb hatte und ich daher schon in meiner Kindheit viel mitbekommen habe – sowohl an praktischen Tätigkeiten als auch an theoretischem Wissen. Schon früh habe ich meinen Vater bei seiner Arbeit tatkräftig unterstützt und meine Eltern haben von mir erwartet, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters trete. Das habe ich auch gemacht und ich schätze die Vielfältigkeit der Arbeit als Fleischer.

2. Mein Lieblingswerkzeuge sind …

… gute Qualitätsmesser für das Fleischerhandwerk, denn diese sind sehr scharf und erleichtern dadurch die verschiedenen Arbeiten wie beispielsweise das Zerlegen und Auslösen des Fleisches.

3. Was ist das Einzigartige an Ihrem Handwerk?

Wir schlachten selbst und erleben daher den Weg vom Tier als Grundprodukt bis zum fertigen Endprodukt. Für mich ist immer wieder faszinierend, was man aus Fleisch alles herstellen kann, aber auch aus den übrigen Bestandteilen der Tiere wie Knochen, Borsten und Häute, denn diese geben wir weiter, so dass daraus weitere Produkte hergestellt werden können. Einzigartig ist bei unserem Handwerk wohl auch, dass die Köche in den vielen Kochshows im Fernsehen regelmäßig Werbung für den Fleischer vor Ort machen und unsere Kunden dazu inspirieren, neue Rezepte auszuprobieren. Das kommt uns zugute, denn dadurch wird die Wertschätzung für unser Handwerk und unsere Produkte gefördert.

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