Nach dem Abi direkt zum Studium – für diesen Weg hatte sich Nike Rezun entschieden. Nach drei Semestern stand für die 23-Jährige allerdings fest, dass das Studium der Geowissenschaften an der Universität in Münster nicht das Richtige für sie ist, und so brach sie ihre noch recht kurze Uni-Laufbahn ab.

„In dieser Zeit war ich ein wenig ratlos, denn ich hatte keine Ahnung, was ich wirklich machen wollte“, erinnert sich Nike Rezun. Ihr Vater fragte sie schließlich, ob sie Lust habe, ein Praktikum bei Risse Motorsport in Werl zu machen. Angedacht waren zunächst zwei Wochen, um in den Beruf und den Betrieb hineinzuschnuppern. „Ich habe meine Zeit dort jedoch immer wieder verlängert, denn es hat mir sofort gut gefallen, und irgendwann habe ich festgestellt, dass ich gerne ganz hierbleiben möchte.“

Bei diesem Fahrzeug überprüft die Auszubildende Nike Rezun das Spiel des Traggelenks mit einem Montierhebel
Bei diesem Fahrzeug überprüft die Auszubildende Nike Rezun das Spiel des Traggelenks mit einem Montierhebel. Foto: Gabi Bender

„Die Arbeit und der Alltag im Praktikum waren durch die körperliche Betätigung anders als alles, was ich bisher gemacht hatte“, erzählt Nike Rezun. „Morgens aufstehen, zur Arbeit gehen, immer auf den Beinen sein, nach der Arbeit wieder nach Hause – danach war ich schon etwas k. o., aber das war auch ein angenehmes Gefühl, denn man hatte einiges geschafft, was man auch sehen konnte. Außerdem war es sehr abwechslungsreich und praxisorientiert.“

Im August 2023 startete die Abiturientin daher ihre Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin bei dem Meisterbetrieb an der Stralsunder Straße. Wenn sie morgens im Betrieb ankommt, erhält sie ihren ersten Auftrag. Mal steht ein Ölwechsel auf dem Programm, mal müssen die Räder gewechselt werden, Bremsschläuche getauscht oder Bremsbeläge und Bremsscheiben erneuert werden. „Letzte Woche habe ich beispielsweise bei einem Audi die Mittelkonsole ausgetauscht, weil sie eingerissen war, und bei einem älteren BMW die Kupplung entlüftet und einen Kupplungszylinder ausgetauscht und das Auto auf diese Weise wieder fahrbar gemacht“, so die 23-Jährige. „Das ist schon ein tolles Gefühl und der Eigentümer hat sich natürlich auch gefreut.“

Mittlerweile ist Nike Rezun im dritten Jahr ihrer Ausbildung, hat einmal in der Woche Berufsschule im Börde-Berufskolleg in Soest und besucht im Rahmen der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) Lehrgänge zu verschiedenen Themen beim BBZ in Soest. Bisher waren es vier Lehrgänge. „Erst gehen wir das jeweilige Thema theoretisch durch, dann beginnt der praktische Teil an den Fahrzeugen.“ Zu den bisherigen Themen gehören Ströme und Spannungen in Fahrzeugen, Reparaturen und Fehlerdiagnosen und Serviceleistungen und Inspektionen. „Der vierte Lehrgang stand unter dem Thema Diagnosetechnik bei elektrischen Fahrzeugsystemen.“

Das Wechseln von Rädern gehört zu den Aufgaben, die bei der angehenden Kfz-Mechatronikerin Nike Rezun regelmäßig anfallen.
Das Wechseln von Rädern gehört zu den Aufgaben, die bei der angehenden Kfz-Mechatronikerin Nike Rezun regelmäßig anfallen. Fotos: Gabi Bender

Auch wenn Nike Rezun als Kfz-Mechatronikerin immer noch eher die Ausnahme ist, war sie in ihrem Ausbildungsbetrieb lange nicht die einzige Auszubildende. „Es gab neben mir noch eine weitere Auszubildende, aber sie hat im Juni ihre Abschlussprüfung gemacht.“ Allen, die sich überlegen, ebenfalls Kfz-Mechatronikerin oder Kfz-Mechatroniker zu werden, rät die 23-Jährige, ein Praktikum zu machen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die anfallenden Arbeiten etwas für einen sind oder nicht.

Aus ihrem Freundeskreis bekam die Berufseinsteigerin für ihre Berufswahl nur positive Rückmeldungen. „Eine von meinen Freundinnen ist Polizistin, eine andere studiert und eine ist Sozialarbeiterin, aber alle haben sich gefreut, dass ich einen Beruf gefunden habe, der mir so viel Spaß macht.“

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