Traumberufe in Hamm
Raumausstatter,
Sattler und Schneider
(m/w/d)
Geschnürter Federkern neu verpackt
Christoph Ringkamp ist Raumausstatter aus und mit Leidenschaft
Einen Auszubildenden hat Christoph Ringkamp aktuell nicht. Eigentlich ein Wunder, denn der Raumausstatter an der Salzstraße 19 in Hamm-Rhynern brennt für sein Handwerk. Vor allem klassische Polster mit geschnürtem Federkern sind sein Steckenpferd. „Das finden Sie heute gar nicht mehr“, sagt er und deutet auf den Sessel mit Innenansicht im Schaufenster. Das Sitzmöbel ist ebenso vom Trödel wie ein weiteres Anschauungsstück im Ladenlokal, das unterschiedlich bezogen und mit Nahtvarianten versehen ist. Ebenso zeigt er andere klassische Polstertechniken wie die Füllung mit Rosshaar oder Kokosfaser. Der Raumausstattermeister schwärmt: „Ich arbeite gerne mit diesen natürlichen Materialien.“
Leidenschaft fürs Polstern: Aus so einem Sessel mit geschnürtem Federkern macht Christoph Ringkamp mit Vorliebe ein neues Schmuckstück. (Foto: Markus Liesegang)
von Markus Liesegang
Die Restaurationsarbeiten solch hochwertiger Möbelstücke sind das eine, doch natürlich bietet der am 24. Mai 1891 von Christoph Ringkamps Urgroßvater Heinrich als Sattlerei gegründete Betrieb die gesamte Bandbreite eines modernen Raumausstatters. Nur die Sattlerarbeiten des Gründers erledigt der Handwerker in der vierten Generation des Familienbetriebs heute nicht mehr.
Moderne Technik und neue Trends
Stoffe, Ziernähte, Gardinenstangen, Aufhängungen – all das ist stark von Modetrends abhängig. „Es hat sich auch in der Technik einiges getan, die Schienen sind viel schmaler geworden, es gibt quasi unsichtbare Vorhangschienen“, erklärt der Handwerksmeister. Der Beruf zeichnet sich dennoch weiterhin durch einen großen Anteil an Handarbeit aus. Eine der wenigen Ausnahme ist die neue Nähmaschine mit riesigem Ausleger, um unterschiedliche Polsternähte auch für größerer Möbelstücke komfortable zu meistern.
Das Aufmaß für Gardinen nimmt Christoph Ringkamp vor Ort, gefertigt wird dann in der eigenen Werkstatt an der Salzstraße. Besonders gefragt ist heute bei seinen Kunden der Insekten- und Sonnen- oder Sichtschutz. Christoph Ringkamp sorgt für ein ganzheitliches Wohlfühl-Ambiente im eigenen Heim vom Bodenbelag über die farblich passend bezogene Sitzbank oder Sofaecke bis zur luftigen Gardine.
Der gefragte Raumausstatter frischt nicht nur das private Wohnumfeld auf. Der Rhynerner arbeitete auch die Sitzmöbel in der Reha Bad Hamm auf, ist in Krankenhäusern und Altenheimen aktiv. „Dort kommen ganz andere Anforderungen zum Tragen, zum Beispiel Brandschutz und Pflegeleichtigkeit der Stoffe sowie Resistenz gegen Desinfektionsmittel.“
Sein hervorragender Ruf als Restaurator beschert ihm darüber hinaus Aufträge der Hammer Eisenbahnfreunde. Mit „Kunstleder braun“ bezieht er gerade 18 Sitzbänke eines Waggons der DDR-Eisenbahn. „Der Beruf ist sehr vielseitig“, unterstreicht der Raumausstattermeister. „Neben dem soliden Handwerk kann ich meine Kreativität einbringen. Außerdem schätze ich den Kundenkontakt, den Austausch der Ideen.“ Christoph Ringkamp lernte das Handwerk von der Pike auf. „Ich war schon mit fünf Jahren in der Werkstatt, hab da Opa Paul zugeguckt.“
Die Nähmaschine ist ein Herzstück in der Werkstatt des Raumausstatters. Der Meister schafft aus verschiedenen Stoffen alles für Räume mit Wohlfühl-Ambiente. (Foto: Markus Liesegang)
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Drei Antworten von …
1. Ich bin Handwerker geworden, weil …
… ich in dem Raumausstatterbetrieb meiner Eltern groß geworden bin und der Umgang mit vielen Materialien von z. B. Leinen bis zu technischen Geweben im Nähatelier und Schaumstoffen in der Polsterei für mich eine Selbstverständlichkeit war. Etwas zu erschaffen mit Hilfe von Nähmaschinen und weiteren Werkzeugen und dabei eigene Ideen umsetzen, ist nach wie vor eine Faszination. Unser Handwerk entwickelt sich stetig weiter bei technischen Lösungen im Sonnenschutz sowie modischen Details im gesamten textilen Wohnbereich – innen wie außen.
2. Meine Lieblingswerkzeuge sind …
… unsere Zuschneidescheren. Im Gardinenbereich die große Spezial-Schere, die auch große Stoffbahnen mühelos teilt, und beim Polstern die kleinere robuste Schere für kernige Bezugsstoffe und feines Möbelleder.
3. Was ist das Einzigartige an Ihrem Handwerk?
Einzigartig ist der Umgang mit den verschiedensten Textilien und gleichzeitig die Verarbeitung von modernen und technisch anspruchsvollen Aufhänge-Systemen. Als Raumausstatter ist man für das i-Tüpfelchen in der Wohnung, im Haus oder im Objekt verantwortlich und sieht das komplette Ergebnis auch der anderen Bauhandwerker. Einen zufriedenen oder besser begeisterten Kunden zu haben, ist ein schönes Gefühl und immer wieder Ansporn für das nächste Projekt.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Monatliche Vergütung ab:
650 € im 1. Lehrjahr
740 € im 2. Lehrjahr
840 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge in 2022:
5 / 12 insgesamt
Berufsschulstandort:
Dortmund
Weitere Zahlen:
Aktuell hat die Raumausstatter-, Sattler- und Schneider-Innung Hellweg-Lippe 68 Mitgliedsbetriebe.
DER BERUF IN ALLER KÜRZE
Raumausstatter/innen gestalten Wohn- und Geschäftsräume und beraten hinsichtlich der Gestaltung und Materialwahl. Sie planen die Raumausstattung nach dem Kundenwunsch und bereiten diese vor. Sie ermitteln Kosten und besorgen nach Auftragsabschluss die benötigten Materialien, mit denen sie private/gewerbliche Räumlichkeiten gestalten. Sie bereiten die Untergründe vor, verlegen Bodenbeläge, kleiden Wände und Decken mit Stoffen und Tapeten aus, montieren Sicht- und Sonnenschutzanlagen und dekorieren Räume. Zudem beziehen sie Polstermöbel neu und führen erforderliche Reparaturen durch.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Fahrzeugsattlerei beziehen und polstern Autositze, bringen Inneneinrichtungen für Fahrzeuge an, montieren Verdecke für Cabriolets sowie Planen für Lkw. Beschädigte und alte Ausstattungen reparieren und restaurieren sie.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Feintäschnerei fertigen Koffer, Taschen, Kleinlederwaren und ähnliche Artikel aus Leder und Textilien an. Dabei achten sie auf modische und funktionale Aspekte. Zudem reparieren Sattler und Sattlerinnen beschädigte Artikel.
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Reitsportsattlerei stellen Sättel, Geschirre und andere Reitsportartikel her, passen sie an und reparieren sie.
Weitere Infos zum Beruf unter www.zvr-info.de