Studieren stand nie auf dem Plan
Autor: Gabi Bender
„In meiner Schulzeit hieß es immer: Mach erst mal Abi, danach kannst du machen, was dir gefällt“, erinnert sich Phil Kefenbaum und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Aber ich habe schon vorher gefunden, was mir gefällt, und deshalb mache ich die Ausbildung zum Tischler.“
Tischlermeister Günter Leidecker (rechts) gibt seinem Azubi Phil Kefenbaum Tipps, wie er mit einer Oberfräse das vor ihm liegende Brett optimal bearbeiten kann. Foto: Gabi Bender
Den Meister möchte der 18-Jährige auch machen. „Ich weiß allerdings noch nicht, ob ich den direkt im Anschluss machen werde oder erst noch ein paar Jahre Erfahrung als Geselle sammeln möchte.“ Nur eins weiß er sicher: „Studieren stand bei mir nie auf dem Plan.“ Dabei könnte er das mit dem Meister in der Tasche auch ohne, dass er vorher Abitur gemacht hat.
Doch der Bergkamener hat bereits seinen Traumjob gefunden. „Das Faszinierende für mich ist das Kreative„, so der Nachwuchshandwerker. „Ich finde es toll, wenn man beim Kunden eine leere Wand oder sogar ein leeres Zimmer vorfindet, und wenn man seine Arbeit gemacht hat und beim Kunden wieder weggeht, steht dort ein fertiger Schrank oder eine ganze Küche. Es ist schön zu sehen, dass man im Wohnbereich von anderen Menschen etwas verändern kann, was denen dann auch so gut gefällt.“
Schon als Phil Kefenbaum kleiner war, hat er gerne handwerklich gearbeitet und mit seinem Opa in dessen Werkstatt verschiedene Projekte umgesetzt. „Einmal war es ein Häuschen für Meerschweinchen, ein anderes Mal ein Anhänger für den Rasenmähertrecker sowie ein Schlitten, unter den wir Räder montiert haben.“ Mittlerweile ist er im dritten Lehrjahr seiner Tischlerausbildung und beschäftigt sich hauptsächlich mit individuellen Möbeln, denn das ist der Schwerpunkt von Tischlermeister Günter Leidecker und seinem Betrieb in Bergkamen-Oberaden.
Der 18-jährige Phil Kefenbaum programmiert das CNC-Bearbeitungszentrum, um Bretter für einen individuellen Schlafzimmerschrank zu fertigen. Foto: Gabi Bender
„Mal bauen wir ein schönes Schlafzimmer in Eiche massiv mit Bett, Nachttischchen, Kleiderschrank und Kommode, dann wieder eine Küche und anschließend fertigen wir ein individuelles Möbelstück an, um den Stauraum unter einer Treppe zu nutzen“, erzählt der 57-Jährige. „Das ist auch das Schöne an unserem Beruf, dass man immer wieder neue Herausforderungen hat.“ Geplant werden die Unikate digital in 3D, so dass sich der Kunde diese auf Wunsch schon vorab am Monitor anschauen kann.
Auch wenn Möbel in vielen Betrieben am Computer entstehen, steht in der Berufsschule zunächst echte Handarbeit auf dem Stundenplan. „Im ersten Jahr an der Hellweg Berufsschule in Unna haben wir mit dem technischen Zeichnen von Möbeln per Hand angefangen“, berichtet Phil Kefenbaum. „Im zweiten Jahr war es so, dass wir bei dem einen Lehrer mehr mit der Hand, bei einem anderen mehr am Computer gezeichnet haben.“ Während der Ausbildung stehen ein oder zwei Berufsschultage pro Woche auf dem Lehrplan. Ausgenommen davon sind die Wochen, in denen der Nachwuchs zur überbetrieblichen Ausbildung in den Werkstätten der Kreishandwerkerschaft in Soest sind.
An der Kreissäge kennt sich Phil Kefenbaum, der im dritten Lehrjahr ist, mittlerweile sehr gut aus. Foto: Gabi Bender
„Unser erster Lehrgang war mit rund dreieinhalb Wochen der längste. In diesem haben wir gelernt, wie wir Holzteile ohne Maschinen verbinden können“, erinnert sich der 18-Jährige. „Ich finde es sehr gut, dass die Azubis diese traditionelle Handwerkskunst des Zinkens noch lernen, obwohl es immer weniger eingesetzt wird“, so Günter Leidecker. In weiteren Lehrgängen im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung lernt der Nachwuchs unter anderem, wie er mit den unterschiedlichen Maschinen umgeht.
Wer sich für den Beruf des Tischlers interessiert, sollte daher sowohl ein Interesse an handwerklichen Tätigkeiten als auch an der Arbeit mit modernen Maschinen haben. „Außerdem sollte man kreativ und teamfähig sein und Kenntnisse in Mathematik mitbringen“, sagt Günter Leidecker. „Denn als Tischler müssen wir ausrechnen können, an welcher Stelle Schrauben hinkommen, benötigen ein Gefühl für Flächen und für unser CNC-Bearbeitungszentrum muss man mit Koordinaten umgehen können“, fasst der Tischlermeister zusammen. In den Beruf hineinschnuppern kann man am besten im Rahmen eines Praktikums. „So habe ich es auch gemacht“, verrät Phil Kefenbaum, „und bin dann direkt geblieben.“
Im Gespräch mit Phil Kefenbaum
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Jens Mayer, Ausbildungs-Coach bei der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe, steht für alle Fragen rund um die Berufsausbildung im Tischler-Handwerk
am Montag, 26. August,
in der Zeit von 17.30 Uhr bis 19 Uhr unter der Rufnummer 02921 892-232 zur Verfügung.
Freie Praktikums- und Ausbildungsstellen in den Handwerksbetrieben in der Stadt Hamm sowie in den Kreisen Soest und Unna findet man zudem im Internet unter https://service.kh-hl.de/ausbildungsboerse/angebotefinden/
Für Jugendliche lohnt sich zudem ein Blick in die „Passt!“-App der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe.
Das Tischler-Handwerk
Wer den Tischler-Beruf ergreift, verwirklicht Träume aus Holz – und anderen Materialien. Der Möbel-Tischler fertigt Möbel und Küchen für den Wohnraum. Der Bautischler stellt Treppen, Türen und Fensterrahmen her. In puncto Messen-, Laden- und Gaststätteneinrichtungen ist der Tischler mit Fachrichtung Innenausbau der Experte.
Der Hauptwerkstoff der Tischler ist Holz, doch auch Kunststoffe, Metalle, Glas und Spiegel werden zunehmend verwendet. Für den Beruf braucht es handwerkliche Fähigkeiten, technisches Verständnis, Geschick und gute Ideen – denn die Werkstücke der Betriebe sind keine Fließband-Produkte, sondern in Auftrag gegebene Einzelstücke oder Kleinserien.