Sehr aufmerksam hört und sieht Jan-Niklas Rose zu, als ihm sein Bruder, Dachdeckermeister Tobias Rose, das passgenaue Hauen einer Schieferplatte erklärt und anschließend demonstriert. Eine Arbeit, die viel Gefühl für das Naturmaterial erfordert – und die eigentlich nicht ins erste Halbjahr der Ausbildung zum Dachdecker gehört.

Neugier und das Hinterfragen gehören aber unbedingt zu den Voraussetzungen, auf die Tobias Rose bei seinen Auszubildenden Wert legt – neben den klassischen Attributen im Handwerk wie Pünktlichkeit und Ordnung. "Auch Fegen liegt in der Verantwortung des Lehrlings", bemüht Vater Carsten Rose ein Klischee. "Es ist aber nicht mehr so wie früher", erzählt der 51-Jährige, wenn er an die eigene Lehrzeit zurückdenkt. "Wir führen unsere Auszubildenden schnell ans "richtige" Arbeit heran. Letztlich ist das Ziel, dass sie eigenständig arbeiten und uns damit entlasten", betont der Meister und Inhaber von Rose Bedachungen.

Es ist ein junges Team, das an diesem Morgen auf dem Dach arbeitet. Filius Jan-Niklas ist der Jüngste unter ihnen. "Ich habe den Beruf ja über die Familie schon mitbekommen und in der achten Klasse außerdem noch ein Praktikum gemacht", sagt der 16-jährige Realschulabgänger. "Die Arbeit an der frischen Luft macht mir einfach Spaß, wie auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen. Und ich darf schon mit anpacken."

Das Dachdecker-Team von Rose - Ausbildung Dachdecker 2024 Hamm
Die Dachdecker von Rose pflegen Teamgeist und arbeiten Hand in Hand: Hier sanieren Marcel Taggatz, Malte Limbrock, Tobias und Jan-Niklas Rose, Sandy Mayer und Carsten Rose (von links) ein Dach in Westtünnen. Foto: Markus Liesegang

Energetische Sanierung mit Aufdachdämmung

Die Konterlattung aufzuschrauben, gehört auf der aktuellen Baustelle in Westtünnen zu seinem Aufgabenbereich. "Wir ertüchtigen das Dach energetisch, installieren hier eine Aufdachdämmung, sanieren die Gauben und decken ein", erklärt Tobias Rose das Projekt. Die Firma Rose ist aber breiter aufgestellt, übernimmt auch Spenglerarbeiten und die Anbringung von PV-Modulen sowie hinterlüftete Fassaden. Eine vielfältige Arbeit also.

Ein gutes Betriebsklima ist wichtig fürs Miteinander

Das bestätigt Marcel Taggatz, seit einem Jahr Geselle bei Rose. "Über meinen Onkel habe ich den Beruf früh kennengelernt, mit 14 schon mitgeholfen. Für mich stand immer fest, dass ich Dachdecker werden möchte", betont er. "Jetzt sammle ich Erfahrungen, später werde ich den Meister machen", sagt der 22-Jährige.

Das ist auch der Plan von Jan-Niklas Rose, der somit in die Fußstapfen von Vater und Bruder tritt.

Carsten Rose (rechts) und die Söhne - Ausbildung Dachdecker 2024 Hamm
Carsten Rose (rechts) gründete den Dachdeckerbetrieb, in dem nun auch seine Söhne Tobias (links) und Jan-Niklas arbeiten. Foto: Markus Liesegang

Carsten Rose übernahm ein Jahr nach seiner Meisterprüfung 2003 die Firma Schüttgen Bedachungen. Inzwischen beschäftigt er neun Mitarbeiter, darunter einen Azubi. "Wir haben immer ausgebildet", blickt Tobias Rose zurück. Der 30-Jährige engagiert sich als Lehrlingswart in der Kreishandwerkskammer Hellweg in Sachen Nachwuchs.

Seine Gesellen unterstützt der Betrieb unter anderem mit Fortbildungen. "Zudem ermöglichen wir engagierten Mitarbeitern, die Prüfung zum Hängerschein zu machen – kleine Benefits", sagt Tobias Rose. "Wichtiger ist allerdings, dass bei uns ein gutes Betriebsklima herrscht", fügt er hinzu. "Jeder ist hier daran interessiert, den anderen bei der Arbeit zu unterstützen."

Drei Antworten von...

...Ulrich Ehrhardt, Obermeister der Dachdecker-Innung Hamm

Obermeister Ulrich Ehrhardt

1. Was ist für Sie das Beste an Ihrem Handwerk?

Wechselnde Baustellen und immer an der frischen Luft sein – das ist für mich das Beste am Dachdeckerhandwerk. Die Vielseitigkeit der Arbeiten am Steildach, Flachdach, an Fassaden und mittlerweile auch im Photovoltaik-Bereich machen den Beruf vielseitig wie kaum einen anderen.

2. Was können junge Menschen nach der Ausbildung in diesem Handwerk machen?

Die Arbeit als gefragter, junger Dachdeckergeselle in einem Betrieb ist natürlich zunächst die erste Option. Darüber hinaus werden viele Weiterbildungsmöglichkeiten zur Spezialisierung angeboten. Hier kann man zum Beispiel Lehrgänge besuchen, um sich in der Metallbearbeitung oder Photovoltaik-Montage fortzubilden. Auch Weiterbildungen zum Meister, Techniker und Betriebswirt sind möglich.

3. Was überrascht die Menschen am meisten, wenn Sie von Ihrem Handwerk erzählen?

Die Vielseitigkeit unseres Berufes überrascht die meisten. Viele denken zunächst, dass wir nur „Dachpfannen aufs Dach legen“. Wenn ich berichte, dass unser Job mit umfangreichen U-Wert-Berechnungen anfängt, um die Wärmedämmung zu planen, und mit Windsoog-Berechnungen aufhört, damit die Ziegel nicht vom Dach fliegen, sind die meisten erstaunt.

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