Gleich doppelten Grund zu feiern hatte Jan Stein am vergangenen Wochenende. Nachdem der Holzwickeder Ende Mai bereits die theoretische Prüfung der Meisterausbildung erfolgreich absolviert hatte, überzeugte er Anfang Juni auch im praktischen sowie im mündlichen Teil. Am Freitag durfte er daher mit gerade einmal 22 Jahren seinen Meisterbrief entgegennehmen, bevor er am Samstag seinen 23. Geburtstag feierte.

"Es war eine schöne Woche, die aber auch sehr anstrengend war", resümiert Jan Stein. "Von Montag bis Mittwoch habe ich mein Meisterstück angefertigt, eine vom Wasserstein aus gedeckte linke Hauptkehle mit zwanglosem Übergang. Am Donnerstag musste ich drei sogenannte Situationsaufgaben bearbeiten und am Freitag im Rahmen der mündlichen Prüfung meine Projektarbeit vorstellen und dazu diverse Fragen beantworten."

Diese vom Wasserstein aus gedeckte linke Hauptkehle mit zwanglosem Übergang ist das Meisterstück von Jan Stein. Foto: Jan Stein

Bei der Projektarbeit ging es um die Sanierung eines fiktiven Einfamilienhauses mit einer Schieferdeckung, in dessen Dachstuhl eine Fledermaus lebt. "Für diese sehr umfangreiche Arbeit hatten wir anderthalb Monate Zeit", so der Dachdeckermeister. "Wir mussten darstellen, wie das EFH nach der Sanierung aussehen wird, dabei sämtliche Bauvorschriften, Gesetze und Vorgaben – unter anderem für eine KfW-Förderung – berücksichtigen, die kompletten Materialien für die Sanierung berechnen, ein Angebot erstellen und bei der Planung der auszuführenden Arbeiten berücksichtigen, zu welchen Zeiten diese durchgeführt werden können, denn Fledermäuse sind als vom Aussterben bedrohte Tierart besonders geschützt."

Von den 26 Dachdeckern in seiner Meisterklasse war Jan Stein der zweitjüngste. "Für mich war klar, dass ich den Meister direkt im Anschluss an meine Ausbildung mache, denn ich finde es einfacher, wenn ich direkt von der Schule komme, zur Berufsschule zu gehen und dann gleich weiter zur Meisterschule. Außerdem wollte ich mich tiefergehender mit der Materie beschäftigen und Dächer nicht nur eindecken, sondern auch konzipieren und planen können."

Der 23-jährige Jan Stein (2. v. l.) schätzt die im Dachdecker-Handwerk selbstverständliche Teamarbeit mit seinen Kollegen Marco Ruck (links), Dirk Ellerkmann (2. v. r.) und Giorgio Floridia. Foto: Gabi Bender

Seit Dienstag ist bei dem Jungmeister, der schon während seiner Ausbildung Vater geworden ist, erst einmal Praxis statt Theorie angesagt, denn seit dem 10. Juni arbeitet er wieder für seinen einstigen Ausbildungsbetrieb, die Bedachungen Longinus Jaeger GmbH in Unna. Detlef Jaeger leitet das Familienunternehmen bereits in der siebten Generation und freut sich über die Rückkehr seines einstigen Azubis. "Ich bin sehr froh, dass er jetzt wieder fest zum Team gehört", sagt der Geschäftsführer. "Seinen Ehrgeiz und seine Zuverlässigkeit schätze ich ebenso an ihm wie seine Liebe zu der Arbeit als Dachdecker."

Im Gegensatz zu Jan Stein konnte sich Detlef Jaeger für die Dachdeckerei zunächst überhaupt nicht begeistern. "Während mein Zwillingsbruder direkt Dachdecker gelernt hat, habe ich mich für die Ausbildung zum Schornsteinfeger entschieden. Erst, nachdem ich in unserem Familienbetrieb ins kalte Wasser geworfen worden bin, habe ich den Job des Dachdeckers immer mehr lieben gelernt", erzählt Detlef Jaeger, "und daher später auch den Dachdeckermeister gemacht."

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